Veteranen in Grün
Wessobrunn Ein Zauberwald aus Eiben
Rund 2300 Exemplare umfasst der Eibenwald im Wessobrunner Ortsteil Paterzell. Mit fast 90 Hektar Fläche ist er einer der größten Bestände der Europäischen Eibe im Land. Dank besonderer Boden- und Witterungsverhältnisse. Grüne Veteranen sind dabei – bis zu 1000 Jahre alt. Bizarr und formenreich zeigt sich die Natur. Ein Zauberwald, von Quellbächen und kleinen Tümpeln geprägt. Die Bayerischen Staatsforsten haben hier einen mit viel Informationen bestückten Rundweg angelegt. Eine genussreiche Stunde sollte man sich für diese etwa zwei Kilometer lange Exkursion Zeit nehmen.
Doch Wessobrunn hat nicht nur diese grüne Schatzkammer zu bieten. Das ehemalige Benediktinerkloster, dessen Gründung im 8. Jahrhundert auf den bairischen Herzog Tassilo III. zurückgehen soll, kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Zu seinen besonderen Kostbarkeiten gehören prachtvolle Stuckarbeiten im Fürsten- und Prälatentrakt. Schließlich hatten die
Wessobrunner Stuckateure im 17./18. Jahrhundert fast in ganz Europa einen guten Namen.
Und dann gibt es noch ein Highlight. Gleich hinter den Klostermauern steht die wohl tausendjährige und in Bayern zu den größten ihrer Art zählende Tassilolinde. Sie kann es mit den Kollegen vom benachbarten Eibenwald jederzeit aufnehmen. Tassilo III. hatte der Sage nach unter dem Dach des heute einen Stammumfang von 14 Meter messenden Riesen einen Traum, der dazu führte, Kloster Wessobrunn zu gründen. Und diese Linde lebt immer noch in voller Pracht, während das Kloster in der Zeit der Säkularisation seine Kirche und große Teile der Baulichkeiten verlor.
Wenigstens konnte das schon um 790 entstandene „Wessobrunner Gebet“– das älteste erhaltene christliche Gedicht der deutschsprachigen Literatur – der Neuzeit erhalten werden. Es ist heute eine der großen Kostbarkeiten der Bayerischen Staatsbibliothek.
Heinz Münzenrieder