Illertisser Zeitung

CSU verliert, SPD halbiert

Kreistagsw­ahl Die Christsozi­alen schrumpfen weiterhin, während die Freien Wähler zulegen. Das größte Plus verzeichne­n die Grünen, denen der Bundestren­d massiv entgegenko­mmt

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Die Wählerinne­n und Wähler haben den künftigen Kreistag deutlich bunter gemacht. Waren in den vergangene­n sechs Jahren lediglich fünf Parteien vertreten, so sind es nunmehr acht. Dazu gekommen sind die ÖDP, die Linke und die Junge Union – wobei die streng genommen unter die Farbe Schwarz fällt, da sie ja die Jugendorga­nisation der CSU ist. Erstmals trat der Parteinach­wuchs mit einer eigenen Liste an, was Kritikern missfiel. Sie sprachen von einer „Tarnliste“der Christsozi­alen. Doch zumindest mengenmäßi­g hat das Manöver nichts gebracht.

Die Junge Union kam aus dem Stand auf drei Mandate. Die müssen im Prinzip der CSU zugerechne­t werden, weshalb das Ergebnis der Christsozi­alen ein bisschen besser aussieht. Die immer noch tonangeben­de Partei im Kreis errang am Sonntag 27 Sitze im Kreistag. Das sind fünf weniger als noch vor sechs Jahren. Doch dank der drei JUMandate fällt das Minus nicht so stark aus. Von einer absoluten Mehrheit ist der CSU/JU-Verbund jedoch weit entfernt. Die beträgt 36 Mandate. Diese Anzahl schaffte die Partei letztmals im Jahr 2002.

Dass die CSU weiterhin ein Stückchen Boden verlieren würde, damit hatte der Kreisvorsi­tzende Thorsten Freudenber­ger schon gerechnet, wie er am Montag sagte. Es sei klar gewesen, dass die kleinen Parteien bessere Chancen haben würden. In Verbindung mit dem JU-Ergebnis seien letztlich nur geringe Einbußen zu verschmerz­en gewesen, deshalb sei er sehr wohl zufrieden. Das sehr gute Abschneide­n der Freien Wähler vor allem im Süden kam für ihn nicht überrasche­nd, wie er beteuerte, das seien traditione­ll starke Gebiete, zumal, wenn die Gegenkandi­datin aus Illertisse­n stammt. Er persönlich habe „zu 50:50“mit einer Stichwahl gerechnet und ist deshalb froh, dass es nicht dazu gekommen ist. Freudenber­ger hält sich und seiner Partei zugute, einen sehr intensiven Wahlkampf betrieben zu haben: „Wir haben versucht, die Leute mitzureiße­n.“In den Orten, in denen es direkte Duelle gab, habe die CSU überall gewonnen, außer in Osterberg.

Die Freien Wähler wurden diesmal zweitstärk­ste Fraktion und verbessert­en ihr Ergebnis von 2014 noch einmal. Damals zogen sie mit 13 Frauen und Männern in den Kreistag ein, diesmal sind es 14. Auffällig an diesem Ergebnis: Die FW sind vor allem im Süden stark. In Illertisse­n, wo die Landratska­ndidatin Susanna Oberdorfer-Bögel lebt, holten sie 32,6 Prozent und begegneten damit der CSU, die auf 34,1 Prozent kam, fast auf Augenhöhe. Auf den gesamten Kreis bezogen hatte sich der FW-Vorsitzend­e Wolfgang Schrapp ein wenig mehr erhofft, wie er sagte. Zwei zusätzlich­e Mandate hätten es schon sein sollen, aber er gab sich auch mit einem Zusatzsitz zufrieden. Allerdings hadert er mit dem Abschneide­n der Spitzenkan­didatin: „Das tut richtig weh, dass es keine Stichwahl gegeben hat.“Im Norden des Kreises, wo die FW nicht recht vorankamen, habe wohl immer noch die Klinik-Debatte eine Rolle gespielt.

Ganz andere Schmerzen plagen die Sozialdemo­kraten, deren Ergebnis glatt halbiert wurde. 2014 waren sie noch zur zweitstärk­sten Fraktion geworden und hatten 14 Sitze auf sich vereinigt. Jetzt sind es lediglich sieben. „Das ist hart“, sagte der Fraktionsv­orsitzende Ulrich Schäufele“, „aber immerhin haben wir noch besser abgeschnit­ten als die Bayern-SPD. Aber gegen den Trend kann man nichts machen.“Die Niederlage sei absehbar gewesen. Er bedauert sehr, dass profiliert­e Kreisräte wie Sabine Krätschmer und Herbert Richter nicht mehr den Sprung in das Kreisgremi­um geschafft haben. Der SPD-Kreisvorsi­tzende Karl Heinz Brunner sprach insgesamt von einem „bitteren Ergebnis“. Seiner Ansicht nach hat sich der Landkreis wieder weiter auseinande­r entwickelt. Es gelte nun, ihn wieder zusammenzu­führen.

Völlig entspannt zeigte sich die Grünen-Kreisvorsi­tzende Mechthild Destruelle. Ihre Fraktion ist nunmehr die drittstärk­ste im Kreistag mit immerhin 13 Mandaten. Vor sechs Jahren waren es lediglich sechs. Während die SPD sich im Abwärtstre­nd befindet, geht es mit den Grünen stetig aufwärts, deshalb kam für Mechthild Destruelle das gute Ergebnis nicht völlig überrasche­nd – und: „In der Fraktion ist nun der gesamte Kreis vertreten“.

Ein ordentlich­es Comeback feiert die ÖDP. Sie war bereits 2002 mit einem Sitz vertreten, zwei Wahlperiod­en lang war die Ökopartei draußen, jetzt besitzt sie gleich drei Mandate. Auf zwei kommt die FDP und als Einzelkämp­fer ist nun Xaver Merk von den Linken Mitglied des Kreistages.

Und die Wahlbeteil­igung? War mit 48,3 Prozent gewohnt mäßig.

Freie Wähler

1 Susanna Oberdorfer-Bögel 2 Wolfgang Schrapp

3 Karl Janson

4 Josef Kränzle

5 Ansgar Batzner

6 Jürgen Bischof

7 Helmut Unglert 8 Hermann Schiller

9 Kurt Baiker

10 Jutta Kempter

11 Dieter Wegerer

12 Josef Klein

13 Joachim Eisenkolb 14 Ansgar Bauer

SPD

1 Karl-Heinz Brunner 2 Ulrich Schäufele 3 Rosl Schäufele 4 Wolfgang Ostermann 5 Stefanie Steinle 6 Ludwig Daikeler 7 Maren Bachmann

FDP

1 Christina Zimmermann 2 Günter Gillich

Die Linke

1 Xaver Merk

JU

1 Johann Deil 2 Eva Maria Treu 3 Katja Ölberger

ÖDP

1 Kriemhilde Dornach 2 Helga Sonntag

3 Gilbert Kammerland­er

35518 22878 21202 20195 19165 13760 13291 13002 12636 12416 12102 11913 11341 11082

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Foto: Alexander Kaya In die Urne damit: Nach der Wahl sieht der Kreistag deutlich bunter aus. Künftig sind dort nicht mehr fünf, sondern acht Parteien vertreten.
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Kampf dem Virus: Bettina Stölzle desinfizie­rt in der Illertisse­r Bischof-UlrichSchu­le eine Wahlkabine.

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