CSU verliert, SPD halbiert
Kreistagswahl Die Christsozialen schrumpfen weiterhin, während die Freien Wähler zulegen. Das größte Plus verzeichnen die Grünen, denen der Bundestrend massiv entgegenkommt
Landkreis Die Wählerinnen und Wähler haben den künftigen Kreistag deutlich bunter gemacht. Waren in den vergangenen sechs Jahren lediglich fünf Parteien vertreten, so sind es nunmehr acht. Dazu gekommen sind die ÖDP, die Linke und die Junge Union – wobei die streng genommen unter die Farbe Schwarz fällt, da sie ja die Jugendorganisation der CSU ist. Erstmals trat der Parteinachwuchs mit einer eigenen Liste an, was Kritikern missfiel. Sie sprachen von einer „Tarnliste“der Christsozialen. Doch zumindest mengenmäßig hat das Manöver nichts gebracht.
Die Junge Union kam aus dem Stand auf drei Mandate. Die müssen im Prinzip der CSU zugerechnet werden, weshalb das Ergebnis der Christsozialen ein bisschen besser aussieht. Die immer noch tonangebende Partei im Kreis errang am Sonntag 27 Sitze im Kreistag. Das sind fünf weniger als noch vor sechs Jahren. Doch dank der drei JUMandate fällt das Minus nicht so stark aus. Von einer absoluten Mehrheit ist der CSU/JU-Verbund jedoch weit entfernt. Die beträgt 36 Mandate. Diese Anzahl schaffte die Partei letztmals im Jahr 2002.
Dass die CSU weiterhin ein Stückchen Boden verlieren würde, damit hatte der Kreisvorsitzende Thorsten Freudenberger schon gerechnet, wie er am Montag sagte. Es sei klar gewesen, dass die kleinen Parteien bessere Chancen haben würden. In Verbindung mit dem JU-Ergebnis seien letztlich nur geringe Einbußen zu verschmerzen gewesen, deshalb sei er sehr wohl zufrieden. Das sehr gute Abschneiden der Freien Wähler vor allem im Süden kam für ihn nicht überraschend, wie er beteuerte, das seien traditionell starke Gebiete, zumal, wenn die Gegenkandidatin aus Illertissen stammt. Er persönlich habe „zu 50:50“mit einer Stichwahl gerechnet und ist deshalb froh, dass es nicht dazu gekommen ist. Freudenberger hält sich und seiner Partei zugute, einen sehr intensiven Wahlkampf betrieben zu haben: „Wir haben versucht, die Leute mitzureißen.“In den Orten, in denen es direkte Duelle gab, habe die CSU überall gewonnen, außer in Osterberg.
Die Freien Wähler wurden diesmal zweitstärkste Fraktion und verbesserten ihr Ergebnis von 2014 noch einmal. Damals zogen sie mit 13 Frauen und Männern in den Kreistag ein, diesmal sind es 14. Auffällig an diesem Ergebnis: Die FW sind vor allem im Süden stark. In Illertissen, wo die Landratskandidatin Susanna Oberdorfer-Bögel lebt, holten sie 32,6 Prozent und begegneten damit der CSU, die auf 34,1 Prozent kam, fast auf Augenhöhe. Auf den gesamten Kreis bezogen hatte sich der FW-Vorsitzende Wolfgang Schrapp ein wenig mehr erhofft, wie er sagte. Zwei zusätzliche Mandate hätten es schon sein sollen, aber er gab sich auch mit einem Zusatzsitz zufrieden. Allerdings hadert er mit dem Abschneiden der Spitzenkandidatin: „Das tut richtig weh, dass es keine Stichwahl gegeben hat.“Im Norden des Kreises, wo die FW nicht recht vorankamen, habe wohl immer noch die Klinik-Debatte eine Rolle gespielt.
Ganz andere Schmerzen plagen die Sozialdemokraten, deren Ergebnis glatt halbiert wurde. 2014 waren sie noch zur zweitstärksten Fraktion geworden und hatten 14 Sitze auf sich vereinigt. Jetzt sind es lediglich sieben. „Das ist hart“, sagte der Fraktionsvorsitzende Ulrich Schäufele“, „aber immerhin haben wir noch besser abgeschnitten als die Bayern-SPD. Aber gegen den Trend kann man nichts machen.“Die Niederlage sei absehbar gewesen. Er bedauert sehr, dass profilierte Kreisräte wie Sabine Krätschmer und Herbert Richter nicht mehr den Sprung in das Kreisgremium geschafft haben. Der SPD-Kreisvorsitzende Karl Heinz Brunner sprach insgesamt von einem „bitteren Ergebnis“. Seiner Ansicht nach hat sich der Landkreis wieder weiter auseinander entwickelt. Es gelte nun, ihn wieder zusammenzuführen.
Völlig entspannt zeigte sich die Grünen-Kreisvorsitzende Mechthild Destruelle. Ihre Fraktion ist nunmehr die drittstärkste im Kreistag mit immerhin 13 Mandaten. Vor sechs Jahren waren es lediglich sechs. Während die SPD sich im Abwärtstrend befindet, geht es mit den Grünen stetig aufwärts, deshalb kam für Mechthild Destruelle das gute Ergebnis nicht völlig überraschend – und: „In der Fraktion ist nun der gesamte Kreis vertreten“.
Ein ordentliches Comeback feiert die ÖDP. Sie war bereits 2002 mit einem Sitz vertreten, zwei Wahlperioden lang war die Ökopartei draußen, jetzt besitzt sie gleich drei Mandate. Auf zwei kommt die FDP und als Einzelkämpfer ist nun Xaver Merk von den Linken Mitglied des Kreistages.
Und die Wahlbeteiligung? War mit 48,3 Prozent gewohnt mäßig.
Freie Wähler
1 Susanna Oberdorfer-Bögel 2 Wolfgang Schrapp
3 Karl Janson
4 Josef Kränzle
5 Ansgar Batzner
6 Jürgen Bischof
7 Helmut Unglert 8 Hermann Schiller
9 Kurt Baiker
10 Jutta Kempter
11 Dieter Wegerer
12 Josef Klein
13 Joachim Eisenkolb 14 Ansgar Bauer
SPD
1 Karl-Heinz Brunner 2 Ulrich Schäufele 3 Rosl Schäufele 4 Wolfgang Ostermann 5 Stefanie Steinle 6 Ludwig Daikeler 7 Maren Bachmann
FDP
1 Christina Zimmermann 2 Günter Gillich
Die Linke
1 Xaver Merk
JU
1 Johann Deil 2 Eva Maria Treu 3 Katja Ölberger
ÖDP
1 Kriemhilde Dornach 2 Helga Sonntag
3 Gilbert Kammerlander
35518 22878 21202 20195 19165 13760 13291 13002 12636 12416 12102 11913 11341 11082