Die Freien Wähler in Feierlaune
Unterallgäu CSU-Landratskandidat Rainer Schaal würde auf die Stichwahl mit Favorit Alex Eder gerne verzichten. Reaktionen auf einen nervenaufreibenden Abend
Unterallgäu Die Unterallgäuer Landratswahl am Sonntag kann man wohl getrost als nervenaufreibend bezeichnen: In der ersten halben Stunde nach Beginn der Auszählung sah es bereits so aus, als würde Alex Eder, der Kandidat der Freien Wähler, die Wahl – wie 2006 auch Amtsinhaber Hans-Joachim Weirather – überraschend gleich im ersten Wahlgang für sich entscheiden. In mehreren Gemeinden erzielte er deutlich mehr als 50 Prozent der Stimmen. „Das war der Wahnsinn“, so Eder, der zugibt, dass da kurz der Traum aufgeflammt sei, sich die nächsten zwei Wochen und die Stichwahl sparen zu können.
Dann jedoch rutschte sein Ergebnis denkbar knapp unter die 50-Prozent-Marke, zuletzt auf genau 49,9 Prozent – und verharrte dort. Zünglein an der Waage war schließlich das Ergebnis des letzten noch ausstehenden Stimmbezirks Amberg. Es traf kurz vor 23 Uhr ein – und führte zum vorläufigen Endergebnis von 50,0 Prozent für Eder. Die Stichwahl ist damit aber nicht vom Tisch: Als gewählt gilt nämlich nur, wer mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigt – und dafür fehlten Alex Eder letztlich genau 14 Stimmen.
Trotz des knappen Ergebnisses werden die Stimmen nicht noch einmal einzeln ausgezählt. Das betont eine Sprecherin des Unterallgäuer Landratsamts. Sie geht davon aus, dass das amtliche Endergebnis am Dienstagabend bekannt gegeben wird. Zuvor tagt noch der Wahlausschuss. In zwei Wochen, am Sonntag, 29. März, kommt es dann zur Stichwahl zwischen Alex Eder und dem Zweitplatzierten, CSU-Kandidat Rainer Schaal, auf den 25,6 Prozent der Stimmen entfielen. Für seinen Vorsprung sei er zwar „sehr, sehr dankbar“, sagte Eder – „besser könnte die Ausgangslage gar nicht sein“– aber bei einer Stichwahl würden die Karten neu gemischt.
Deshalb werde er sich trotz des „superguten Ergebnisses“nicht zurücklehnen. „Ich nehme das sehr ernst und will bis zum letzten Tag Wahlkampf machen.“Offen ist allerdings noch, wie. Denn wegen der Corona-Pandemie wird es keine öffentlichen Veranstaltungen geben. Auf seiner Facebook-Seite bedankt sich Alex Eder bei seinen Wählern – und bei den Mitbewerbern für den fairen Wahlkampf. Daniel Pflügl von den Grünen und SPD-Kandidat Michael Helfert zollt er großen Respekt für ihre Leistungen im Wahlkampf. Für Daniel Pflügl entschieden sich 14,2 Prozent der Wähler, für Michael Helfert 10,2 Prozent.
Ein tief enttäuschter Rainer Schaal räumte seine Niederlage am Montag offen ein. „Das Ergebnis ist so eindeutig, dass ich nicht zur Stichwahl antreten möchte“, sagte der Kandidat der CSU. Wenn man nicht gewollt sei, sollte man sich nicht aufdrängen. Die Menschheit habe derzeit auch wichtigere Probleme als eine Stichwahl. Rechtlich ist ein Verzicht aber nicht ohne Weiteres möglich, hieß es aus dem Landratsamt.
Seinen Einsatz für das Unterallgäu sieht Schaal aber nicht vergebens. Er habe viele nette Menschen und viele gute Firmen kennengelernt. „Das ist keine verlorene Zeit“, sagte er. Er habe viel Herzblut in seine Kandidatur investiert. Da tue dieser Ausgang „sehr weh“.
Der CSU-Kreisvorsitzende und frühere Staatsminister Franz Josef
Pschierer sagte, die meisten hätten mit einer Stichwahl gerechnet, aber niemand mit diesem Ergebnis. Pschierer sprach von einem „mehr als enttäuschenden Abschneiden“. Vier respektable Kandidaten seien angetreten. Eine abschließende Erklärung habe er keine. Die CSU und Rainer Schaal hätten einen guten, sachlichen Wahlkampf geführt. Aufgefallen ist ihm, dass es nicht gelungen sei, sich thematisch klar abzugrenzen. Es sei viel um Sympathie und Stimmungen gegangen.
Eine gewisse Rolle hat laut Pschierer wohl gespielt, dass es nicht gelungen sei, den Augsburger Schaal mit guten Verbindungen ins Unterallgäu den Wählern nahezubringen. Bei Alex Eder habe man so getan, als lebte dieser schon seit zwei Generationen in Türkheim.
In einer Telefonkonferenz hat sich gestern der CSU-Kreisvorstand ausgetauscht. Nach sorgfältiger Auswahl habe man sich einstimmig für Schaal als Kandidaten entschieden. „Deshalb gibt es kein Nachtarocken.“Die CSU habe gemeinsam gekämpft und gemeinsam verloren. Mindelheims CSU-Ortsvorsitzender Christoph Walter sagte, das Abschneiden von Rainer Schaal werde diesem nicht gerecht. Christoph Walter sieht jetzt parteiinternen Diskussionsbedarf. Er kritisierte, dass die CSU Unterallgäu nun schon zum zweiten Mal nicht in der Lage gewesen sei, einen eigenen Kandidaten für die Landratswahl aufzustellen. Kandidaten von außen müssten mühsam erst bekannt gemacht werden. „Wir brauchen eine Langfriststrategie, wo wir in sechs oder zwölf Jahren sein wollen“, sagte Christoph Walter.