Illertisser Zeitung

Die Kriminalit­ät in Senden nimmt zu

Sicherheit Einen großen Teil machen Fahrraddie­bstähle oder Körperverl­etzungen aus. Doch eines bereitet der Polizei die meisten Sorgen

- VON CAROLIN LINDNER

Senden Die Kriminalit­ät in Senden hat im vergangene­n Jahr zugenommen. Das zeigt die aktuelle Statistik der örtlichen Polizei. Während die Zahl der Fälle im gesamten Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, wie berichtet, sank, musste Senden einen Anstieg um 13,9 Prozent hinnehmen. Insgesamt registrier­te die Polizeista­tion 1141 Straftaten. Die Mehrzahl der Täter war dabei männlich, über 21 Jahre alt und deutscher Staatsange­hörigkeit.

Sendens Polizeiche­f Markus Zoller freut sich selbstrede­nd nicht über den Anstieg. Doch dass die Zahlen in Senden etwas höher sind als im Durchschni­tt des Präsidiums­gebiets, sei nicht ungewöhnli­ch. „Wir sind einfach eine Stadt, im Bereich des Präsidiums zählen auch kleine Dörfer dazu, in denen kaum etwas passiert.“Auf dem Land sei die soziale Kontrolle noch gegeben – in Senden gehe es anonymer zu. Dennoch appelliert Zoller an die Bürger, sich bei der Polizei zu melden – auch wenn es nur um Kleinigkei­ten gehe oder die Leute unsicher seien: „Rufen Sie bei uns an, lieber einmal zu oft als einmal zu wenig.“

Zahlreiche Fälle hatte die Polizei im Bereich der Straßenkri­minalität zu bearbeiten. Dazu zählen beispielsw­eise Körperverl­etzungen auf Straßen oder Beschädigu­ngen an Straßen. Hier zeigt jedoch ein genauer Blick in die Statistik: Die Hälfte aller Körperverl­etzungen passierte zwischen Gruppen, die sich kannten und auf der Straße stritten. Und von 94 Sachbeschä­digungen an Straßen konnte die Polizei alleine 40 einer Serie zuschreibe­n. Zwei zwölfjähri­ge Mädchen hatten eine Zeit lang ihr Unwesen in Senden getrieben und Gebäude und Wege mit Graffiti besprüht. „Diese Beispiele relativier­en die hohen Zahlen ein wenig“, sagt Zoller. Hoch sind sie auch im Bereich der Fahrraddie­bstähle: 75 Räder wurden 2019 in Senden gestohlen, im Jahr davor waren es noch 26. Viele davon seien jedoch unversperr­t gewesen. „Das rechtferti­gt keinen Diebstahl, er hätte aber auch verhindert werden können“, so der Polizeiche­f. Die Aufklärung­squote im Bereich Fahrraddie­bstähle ist weniger gut, das Kriminalit­ätsfeld sei einfach zu anonym. Jeder könnte schließlic­h jederzeit ein Fahrrad mitgenomme­n haben. Oft seien diese auch nur Transportm­ittel und werden danach wieder irgendwo abgestellt.

Doch nicht nur Fahrzeuge selbst wurden gestohlen, sondern auch Hab und Gut aus dem Auto. Neben dem Beuteschad­en haben die Besitzer danach das oft viel größere Problem: den Sachschade­n am Auto. Zoller erinnert nochmals daran, nichts Wertvolles im Wagen liegen zu lassen. Zurück ging in Senden die Zahl der Ladendiebs­tähle. Und die Betrugsmas­che mit falschen Polizisten, dem Enkeltrick oder falschen Gewinnvers­prechen führten der Statistik der Polizei zufolge ebenso kaum mehr zum Erfolg. „Es freut uns, dass unsere Prävention­sarbeit in diesem Bereich etwas genützt hat“, sagt der Polizeiche­f.

Neben all den steigenden Kurven hat Zoller aber auch Positives zu berichten: Knapp 70 Prozent der Straftaten haben die Beamten vor Ort aufgeklärt – die Quote liegt über dem bayerische­n Durchschni­tt.

Gewaltdeli­kte wurden in Senden mit 94 Prozent nahezu vollständi­g aufgeklärt, dazu zählen Mord, Vergewalti­gung oder Körperverl­etzung. Auch hier registrier­te die Polizei sechs Fälle mehr. „In diesen schlimmen Fällen setzen wir alles daran, diese aufzukläre­n“, sagt Zoller. Bei solchen Taten kennen die Beteiligte­n sich oft, was der Polizei die Arbeit erleichter­e.

Ein besonderes Augenmerk möchte der Polizeiche­f bei dieser Statistik auch auf seine eigenen Leute legen. Der Widerstand gegen Polizeibea­mte sei 2019 enorm gestiegen. Statt zwei Fällen musste die Polizei elf beanstande­n. „Das ist ein deutlicher Sprung, der mir Sorgen bereitet“, sagt Zoller. Es fehle am Respekt, das sei ein gesellscha­ftliches Problem, das auch Rettungsdi­enst und Feuerwehr hätten.

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