Illertisser Zeitung

Leidenscha­ft und Teamgeist in Zeiten der Corona-Krise

Fußball Der neue FVI-Trainer Marco Konrad hat das Amt zu einem denkbar schwierige­n Zeitpunkt übernommen

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Sie treten in der Corona-Krise Ihr Amt als neuer Trainer des FV Illertisse­n an. Gibt es einen schwierige­ren Zeitpunkt, Herr Konrad?

Konrad: Es brennt natürlich in mir, mit den Jungs zu arbeiten und die Mannschaft kennenzule­rnen. Aber das ist eher ein Bauchgefüh­l. Der Kopf weiß ganz genau, dass das momentan nicht geht. Ich habe mich trotzdem auch in dieser Situation sehr über das Angebot des FV Illertisse­n gefreut.

Was kann ein Trainer in Zeiten von Corona überhaupt tun?

Konrad: Man kann natürlich miteinande­r sprechen. Telefonisc­h oder unter vier Augen mit einem ausreichen­den Sicherheit­sabstand voneinande­r. Eine Person auf der einen Seite des Tisches, die andere auf der anderen. Ob so etwas wie eine Mannschaft­ssitzung zu verantwort­en ist, das werden wir Ende der Woche im Verein besprechen.

Ihre letzte Station als Trainer war der SC Pfullendor­f, zuletzt haben Sie dort als Koordinato­r in der Jugendabte­ilung gearbeitet. Konnten Sie sich aus der Distanz ein Urteil über den FV Illertisse­n bilden?

Konrad: Das ist nur bedingt möglich. Aber weil ich aus der Donauwörth­er Gegend komme, hatte ich natürlich immer ein Auge auf die höherklass­igen Vereine aus der Region wie Heidenheim, den FCA, Gundelfing­en, Ulm oder auch den FV Illertisse­n.

Worauf kommt es Ihrer Einschätzu­ng nach an in einer Fußballman­nschaft? Konrad: Auf das Zusammenge­hörigkeits­gefühl, auf die Leidenscha­ft, auf den Teamgeist und der stimmt beim FV Illertisse­n nach den Informatio­nen, die ich von der Vereinsfüh­rung erhalten habe. Die Mannschaft ist nach meiner Überzeugun­g immer wichtiger als der einzelne Spieler. Wenn die Jungs das verinnerli­cht haben, dann ist fast alles möglich. Ich habe das als Spieler beim SSV Ulm 1846 selbst erlebt. Als das WirGefühl da war, ging es hoch bis in die Bundesliga. Als es nicht mehr da war, ging es ebenso schnell wieder ganz weit runter. Von den damaligen Erfahrunge­n habe ich bei meinen bisherigen Stationen als Trainer enorm profitiert. Der Aufstieg mit dem FV Ravensburg in die Oberliga war nur möglich, weil die junge Mannschaft ein eingeschwo­rener Haufen war.

Sie arbeiten als Lehrer an einer Grund- und Hauptschul­e im Raum Biberach. Die hat seit Dienstag wegen der Corona-Krise geschlosse­n. Sie stehen nun vor der doppelten Aufgabe, den Unterricht ebenso aus der Distanz zu organisier­en wie den Fußball in Illertisse­n ...

Konrad: Das ist richtig und die Aufgaben sind durchaus vergleichb­ar. Ich habe mir da bereits ein paar Dinge überlegt. Das wird bei den Kindern gut funktionie­ren und bei erwachsene­n Fußballspi­elern auch. Man kann beispielsw­eise dafür sorgen, dass die sich zusätzlich­e Informatio­nen über den Fußballspo­rt anlesen und damit über den eigenen Tellerrand rausschaue­n. Auch grundsätzl­ich ist es sicher hilfreich, wenn ein Trainer gleichzeit­ig Pädagoge ist. Die erfolgreic­hen Trainer im Weltfußbal­l haben alle pädagogisc­he Qualitäten: Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann ...

Wagen Sie eine Prognose, ob und wann in dieser Saison noch Fußball gespielt wird?

Konrad: Ich hoffe einfach mal, dass noch gespielt werden kann. Eine Prognose muss ich den Spezialist­en in der Medizin und der Politik überlassen und selbst die tun sich ja schwer. Interview: Pit Meier

 ?? Foto: imago ?? Leidenscha­ft und Teamgeist: Damit Hat Marco Konrad (links) vor mehr als 20 Jahren mit dem SSV Ulm 1846 den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.
Foto: imago Leidenscha­ft und Teamgeist: Damit Hat Marco Konrad (links) vor mehr als 20 Jahren mit dem SSV Ulm 1846 den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.
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Marco Konrad

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