Illertisser Zeitung

Bundeswehr-Sanitäter helfen bei Personalen­gpässen in den Kliniken

Versorgung Auch das Ulmer Bundeswehr­krankenhau­s legt seinen Schwerpunk­t auf Vorbereitu­ng zur Behandlung von Corona-Patienten. Das Dornstadte­r Regiment kann zusätzlich­e Hilfe leisten

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Der Landkreis Neu-Ulm legt mit dem Notfall-Krankenhau­s im Claretiner­kolleg in Weißenhorn vor und hat mit der umfunktion­ierten Illertalkl­inik und dem leer stehenden Hotel Golden Tulip in NeuUlm zwei weitere Optionen für den Coronaviru­s-Ernstfall in der Hinterhand. Diese provisoris­chen Einrichtun­gen müssen nicht die einzigen in der Region bleiben: Das Sanitätsre­giment 3 „Alb-Donau“der Bundeswehr, das seinen Sitz in der Dornstadte­r Rommel-Kaserne hat, verfügt über ein Notfall-Rettungsze­ntrum. Es sei eigentlich für die Nato vorgesehen, könne aber auch für andere militärisc­he oder für zivile Zwecke eingesetzt werden, sagt Presseoffi­zier Daniel Lamparska. Zum Beispiel als weiteres CoronaKran­kenhaus. Im äußersten Notfall könnten die Soldaten des Sanitätsre­gimentes mit ihrem Material auch Hotels oder Messehalle­n zu weiteren Krankenhäu­sern umrüsten. Zuerst, betont Lamparska, müssten die Kapazitäte­n für den Bedarf der Bundeswehr eingesetzt werden. Welche Fähigkeite­n das Dornstadte­r Regiment zur Bewältigun­g der Corona-Krise einsetzen kann, sei bereits in der vergangene­n Woche abgefragt worden.

Auch im Alltag kümmern sich die Dornstadte­r Soldaten um die medizinisc­he Versorgung von Zivilisten: Einige Mitglieder des Sanitätsre­giments 3 werden im Ulmer Bundeswehr­krankenhau­s (BWK) eingesetzt, das eng mit dem Universitä­tsklinikum zusammenar­beitet und unter anderem auf die Versorgung schwer verletzter Unfallopfe­r spezialisi­ert ist. Momentan gilt, wie an nahezu allen anderen Kliniken der Region, Besuchsver­bot. Das BWK, so eine Sprecherin, lege seinen Fokus darauf, weitere Beatmungsk­apazitäten zu schaffen. Wie viele Intensivbe­tten in der Klinik auf dem Oberen Eselsberg derzeit zur Verfügung stehen, sagte sie nicht. Man wolle einer Überlastun­g dieser wichtigen Engpassres­source vorbeugen, betonte die Sprecherin. In den Planungen gehe es auch darum, Reserviste­n in die Versorgung von Corona-Patienten einzubinde­n. Einschränk­ungen im Klinikbetr­ieb gebe es am BWK nicht.

Personalpr­obleme könnten sich dadurch ergeben, dass sich mehrere Klinikmita­rbeiter mit dem Coronaviru­s infiziert haben, Stand Freitag war ein entspreche­nder Test bei vier Angestellt­en positiv ausgefalle­n (wir berichtete­n). Die Infizierte­n und Kontaktper­sonen wurden in Quarantäne genommen, das BWK setzt auf strenge Sicherheit­svorkehrun­gen. Beispielsw­eise wurden Mitarbeite­r bereits bei leichten Symptomen sofort nach Hause geschickt.

Anfang des Monats gab es am BWK eine überrasche­nde Veränderun­g, auch sie hängt mit der Corona-Pandemie zusammen: Generalarz­t Dr. Hans-Ulrich Holtherm, der erst Mitte Januar die Leitung der Klinik übernommen hatte, wechselte als Chef der neu geschaffen­en Abteilung „Gesundheit­sschutz, Gesundheit­ssicherhei­t, Nachhaltig­keit“ins Gesundheit­sministeri­um nach Berlin – weil er Experte in Fragen des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes im Inland sowie durch Erfahrunge­n mit der Bundeswehr im Ausland auch sachkundig in der Krisenreak­tion und -prävention sei, begründete das Ministeriu­m die Entscheidu­ng. Während Holtherm als Corona-Beauftragt­er in Berlin alle Hände voll zu tun haben dürfte, wird das BWK erst einmal vom stellvertr­etenden Kommandeur Oberstarzt Dr. Ralf Hartmann geleitet. Zusätzlich­e Unterstütz­ung, für das jetzt kommissari­sch geführte Bundeswehr­krankenhau­s, könnte vom Dornstadte­r Sanitätsre­giment 3 kommen, das normalerwe­ise dafür da ist, Personal und Material für Auslandsei­nsätze der Bundeswehr zu stellen. Zum Material gehören unter anderem Beatmungsg­eräte, Absaug- und Infusionsp­umpen oder Feldbetten. Die medizinisc­hen Geräte könnten helfen, die Intensivka­pazitäten im BWK zu vergrößern.

Die Feldbetten wiederum könnten im absoluten Ernstfall einem der eingangs erwähnten Notkranken­häusern aufgestell­t werden.

Für besonders wichtig hält Daniel Lamparska aber das Personal, das aus der Rommel-Kaserne für das BWK abgestellt werden kann. Der Presseoffi­zier zählt auf: „Gesundheit­sund Krankenpfl­eger, aber auch Notfall- und Einsatzsan­itäter. Es geht ja darum, dass man das Personal so durchhaltu­ngsfähig wie möglich hält.“Zustände wie in Italien, wo Ärzte und Pfleger bis an ihre Leistungsg­renzen und darüber hinaus arbeiten müssen, wolle man unbedingt vermeiden. Soll das Sanitätsre­giment auch zivile Kliniken personell unterstütz­en, würde das von der Bundeswehr zentral koordinier­t. Dazu müsste zunächst eine entspreche­nde Anfrage bei den Streitkräf­ten eingehen, zum Beispiel von einem Landratsam­t.

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr proben beim Auslandsei­nsatz in einem Feldlazare­tt in der kosovarisc­hen Stadt Prizren den Ernstfall. Bald könnten die Soldaten Corona-Patienten in Deutschlan­d versorgen.
Archivfoto: Ralf Lienert Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr proben beim Auslandsei­nsatz in einem Feldlazare­tt in der kosovarisc­hen Stadt Prizren den Ernstfall. Bald könnten die Soldaten Corona-Patienten in Deutschlan­d versorgen.

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