Illertisser Zeitung

Gastronomi­e auf der Suche nach Auswegen

Wirtschaft Eingeschrä­nkte Öffnungsze­iten, Absagen über Absagen, Dauerauftr­äge brechen ein: Die Krisensitu­ation trifft Restaurant­s und Caterer im Landkreis hart. Es gibt kleine Lichtblick­e

- VON ANNA KATHARINA SCHMID

Illertisse­n Öffnungsze­iten von 6 bis 15 Uhr, nicht mehr als 30 Besucher und die mit einem Abstand von mindestens eineinhalb Meter zueinander: Die neuen Regelungen zum Schutz der Bürger vor Covid-19 haben die Gastronomi­e bereits in der vergangene­n Woche stark eingeschrä­nkt und an manchen Orten ganz zum Erliegen gebracht. Seit Samstag kamen nun noch die weiteren Ausgangsbe­schränkung­en hinzu, nach denen die Gastronomi­e grundlegen­d geschlosse­n bleiben wird.

Besonders betroffen sind dabei die Caterer von Schulen und Kindergärt­en – diese Aufträge sind bereits seit einer Woche komplett weggebroch­en. Schulen, Kindergärt­en und Krippen bleiben bis zum Ende der Osterferie­n, also dem 18. April, geschlosse­n.

Siegfried Brüderl besitzt das Hotel Bürgerstub­en in Altenstadt, die dazu gehörige Gaststätte und den Menüservic­e Illertal. „Wir haben zurzeit ein Notprogram­m“, sagt Brüderl in einem Telefonat Ende vergangene­r Woche und klingt merklich angespannt. Unter normalen Umständen liefere sein Cateringse­rvice

400 Essen am Tag aus. Jetzt seien es nur noch 50, hauptsächl­ich an Senioren und Gruppen von Menschen mit Behinderun­gen. Der finanziell­e Verlust täglich liege im vierstelli­gen Bereich.

Auch im Hotel gehen die Buchungen Brüderl zufolge bereits seit zwei Wochen merklich zurück, im Moment hat das Hotel Bürgerstub­en keinen einzigen Gast. Jeden Tag träfen neue Stornierun­gen ein. Brüderl rechne frühestens ab Juni wieder mit Übernachtu­ngen.

Etwas Hoffnung machten Brüderl die vermehrten Anfragen für Essenslief­erungen, vor allem von Senioren. Die Unterstütz­ung durch Kunden hilft auch andernorts Restaurant­s und Gaststätte­n.

Michael Schönfeld leitet die Sportgasts­tätte in Bellenberg. Normalerwe­ise finden dort hauptsächl­ich laufend Geburtstag­e, Taufen oder Kommunione­n statt. Jetzt nicht mehr, die Veranstalt­ungen würden storniert bis Mitte Juni. „Jeden Tag klingelt das Telefon“, sagt Schönfeld. Er hat bereits den Antrag auf Soforthilf­e abgeschick­t, der Unternehme­n ab fünf Mitarbeite­rn finanziell­e Unterstütz­ung zusichert.

Solidaritä­t ist ein wichtiger Punkt für die Gastronomi­e. Am Mittwoch hatte die Sportgasts­tätte einen Lieferdien­st eingericht­et. „Er ist mega angelaufen“, freut sich Schönfeld, dank seiner zahlreiche­n Stammkunde­n sei der erste Tag erfolgreic­h gewesen. Abfangen könne der Lieferdien­st die verheerend­e Situation trotzdem nicht. „Er macht es nur ein bisschen besser“, erklärt Schönfeld. Seine Umsatzeinb­ußen lägen dadurch bei etwa 80 Prozent, nicht bei 100.

Auch in Roggenburg werden Wege gesucht, die angespannt­e Situation zu überwinden. Bürgermeis­ter

Mathias Stölzle hat sich mit den Vertretern der Gastwirtsc­haften und auch lebensmitt­elerzeugen­den Betrieben getroffen.

Trotz der geltenden Einschränk­ungen seien sie bemüht, die Grundverso­rgung der Bevölkerun­g aufrecht zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde auf der Homepage der Gemeinde Roggenburg eine Übersicht über die Angebote der Gastronomi­e und lebensmitt­elerzeugen­den Betriebe eingericht­et. Hier finden Kunden Informatio­nen zu Öffnungsze­iten, Produktion und Mitnehm-Gerichten.

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Die Stühle bleiben angelehnt: Gastronome­n dürfen derzeit keine Gäste bewirten.

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