Phrasentelefon für Profis benötigt
Die Jugendzeitschrift Bravo richtete dereinst ein Sorgentelefon ein, als sich die famose britische Boy Group Take That aufgelöst hatte. Der Verlag bangte um das körperliche und seelische Wohlergehen der vorwiegend weiblichen Fans. Emotionaler Ausnahmezustand führte zu vielerlei Übersprungshandlungen. Es soll Mädchen gegeben haben, die sich mit ihrem Mark-Owen-Poster gegeißelt haben. So weit muss es diesmal nicht kommen.
Fußballprofis sind auch nur Menschen. Meistens mit einem höheren Tintenanteil auf der Haut und selten einem Minus auf dem Bankkonto – aber eben auch Menschen. Als solche sind ihnen Gefühle nicht fremd – wie auch unschwer zu erkennen ist, wenn sie sich auf dem Feld ungerecht behandelt fühlen (also 90 Minuten pro Spieltag). Berufsfußballer sind es gewohnt, gefragt zu sein. Und gefragt zu werden. Nach jeder Partie schleichen (im Falle der Niederlage) oder schweben (falls ihnen drei Tore gelungen sind, aber der Erfolg der Mannschaft steht natürlich über dem persönlichen EuphorieErlebnis) sie durch die sogenannte Mixed-Zone. Da quetschen Reporter den Artisten waghalsige Satzkaskaden aus dem auf Laufen, Kämpfen, Schießen konditionierten Leib. Fußballer sind besser am
Ball als, wie wo sie den Genitiv benutzen tun. Journalisten gehen besser mit Wörtern als Bällen um.
Nun aber bringt es dieses Virus mit sich, dass die Fragerunden entfallen. Womit wir bei Take That wären. Den Reportern fehlen die inbrünstig vorgetragenen Floskeln.