Musikunterricht mit Handy und Laptop
Bildung Die Musikschule Dreiklang will den Unterricht digital am Laufen halten. Auch Günther Miller aus Illertissen setzt auf die Technik
Vöhringen/Illertissen Die CoronaKrise hebt das tägliche Leben aus den Angeln. Die allgemein gültige Formel heißt im Moment: Kontaktsperre in allen Bereichen. Alle öffentlichen Gebäude haben dicht gemacht. Homeoffice ist angesagt. Kindertageseinrichtungen haben geschlossen, ebenso die Schulen. Die Musikschule Dreiklang hat eine Art Telekolleg eingerichtet. Dazu brauchen die Schüler im Wesentlichen einen Computer, eine auf das Gerät montierbare Kamera und viel guten Willen, etwas Neues auszuprobieren.
Schulleiter Christoph Erb befürchtet ein Ausbildungsvakuum, denn im Augenblick sei ja auch nicht im Entferntesten daran zu denken, in die Normalität zurückzukehren. Deshalb bietet die Musikschule nun Unterricht im Digitalmodus an. „Ob Computer, Laptop oder Handy – es funktioniert mit allem“, sagt Erb. „Was man braucht, ist eine Kamera und ein stabiles WLAN-System. Der Schüler sieht und hört mich und ich den Schüler“, ergänzt er. Die Jugendlichen müssen Gelerntes vorspielen und Erb korrigiert oder auch nicht, je nachdem welche Aufgaben zu Hause zu erfüllen waren. Die Termine für die Unterrichtsstunden werden vorher telefonisch ausgemacht.
Diese Art des Unterrichtes erlaubt Korrekturen, es kann an der Klangreinheit gearbeitet werden und an der Interpretation. Wichtig für die Schülerinnen und Schüler ist Schulleiter Erb zufolge, dass sie viel Freude an dieser Form des Unterrichts haben. Und so ergehe es auch dem Lehrerkollegium „Nach dem man ja überhaupt nicht vorher sagen kann, wie lange diese Situation anhält, ist es ein gangbarer Weg, das Schulpensum zu erledigen.“
Günther Miller von der gleichnamigen Musikschule in Illertissen setzt derzeit ebenfalls auf die Technik. Ob Musikunterricht per WhatsApp, Skype oder dem AppleChat-Dienst Facetime – Miller richtet sich da ganz nach seinen Schülern. Und er hat sogar schon die guten Seiten des Lernens zu Hause entdeckt: „Bei den kleinen Kindern sind wegen der Technik Eltern dabei, die bei der Gelegenheit auch Einblicke in unseren Musikunterricht bekommen“, erzählt der staatlich geprüfte Klavierlehrer. Was die älteren seiner 70 Schüler angehe, würden diese große Kreativität entwickeln, etwa um das Handy schräg über der Tastatur des Pia- nos geschickt anzubringen: „Da mischt sich die Freude am Musizieren mit der zum Tüfteln.“
Denn Miller hat auch seine Vorgaben: „Ich muss die Hände auf den Tasten sehen, genauso wie die Schüler mir beim Spielen zuschauen können.“Eine Umstellung ist es allemal, indem das Zusammenspiel von Lehrer und Schüler wegen Übertragungsverzögerungen um eine halbe Sekunde nicht funktioniert. Das Unterrichten erfolgt also im Wechsel von Vorspielen des Schülers mit Zuschauen des Lehrers und umgekehrt. Denn nicht nur Takt und Töne müssten stimmen, sondern auch die Hand- und Fingerhaltung. Aktuell hat Miller den Song „Stars“von Laniia auf mehrfachen Wunsch seiner Schüler in drei Schwierigkeitsgraden arrangiert, in sein Notenprogramm getippt und per E-Mail verschickt. Um auch mit angesagten Hits seine Schüler zu motivieren. Miller freut sich über die positive Resonanz der Jugendlichen, die alle engagiert mitmachen, wie er berichtet. Er hat auf Online-Unterricht umgesattelt, seit die allgemeinen Schulen ihren Unterricht eingestellt haben. „Die erste Woche lief im Testbetrieb, wobei ich die Familien meiner Schüler mit technischen Anleitungen und Links zu Videos im Internet bei der Umsetzung unterstützt habe“, sagt der Pädagoge. Sogar Kollegen vom Fach wollten von seinen Erfahrungen lernen. Der leidenschaftliche Pianist und Keyboarder liebt es, zwischen analoger Musik im klassischen Sinne und elektronisch erzeugten Klängen einschließlich ihrer digitalen Verwendung spielerisch hin und her zu wechseln. Das kommt ihm nun zugute. Dennoch sagt Miller: „Ich bin froh, wenn der normale Unterricht wieder beginnen kann. Alles lässt sich online eben doch nicht erlernen.“Zum Beispiel, wenn es um den richtigen Anschlag oder das gute Zusammenspiel gehe.