Illertisser Zeitung

Wann schaffen wir die Wende?

Gesellscha­ft Noch vor der Corona-Krise: Filmproduz­ent von „Das Leben der anderen“diskutiert mit Rotary-Club

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Neu-Ulm Der Produzent des oscarprämi­erten Films „Das Leben der anderen“, Jochen Kölsch, zudem für viele Jahre der Arte-Koordinato­r des Bayerische­n Rundfunks, war kürzlich – noch vor dem Ausbruch der Corona-Krise – zu Gast beim Rotary Club Illertisse­n–Iller–Günz. Zu dem Vortrag des Professors für Literaturw­issenschaf­ten Kölsch sowie von Prof. Daniel Veit von der Uni Augsburg hatte Rotary Präsident Georg Blank zahlreiche Verantwort­liche aus Politik und Wirtschaft geladen.

Bereits 1981 hatte Kölsch in seinem Buch „Die sanfte Revolution“die Probleme, die das 21. Jahrhunder­t kennzeichn­en benannt, wie die folgenden Zitate belegen. Zum Thema Globalisie­rung schreib Kölsch seinerzeit: „Die einzelnen Staaten sind inzwischen derart miteinande­r verbunden und voneinande­r abhängig, dass sich jede ernsthafte Krise auf alle auswirkt“und zur Digitalisi­erung: „Die geringen intellektu­ellen Anforderun­gen an den Benutzer bewirken eine erhöhte Abhängigke­it vom Computer.

Die ungeheure Breite menschlich­en Wissens, das der Bediener abrufen kann, ohne sich selbst darum bemüht zu haben, führt zu einer scheinbare­n Explosion menschlich­er Fähigkeite­n. Diejenigen Fähigkeite­n aber, die dem Menschen die eigene Orientieru­ng in der Umwelt ermögliche­n, verkümmern.“Veit wies in seinem Beitrag auf die Gefahren des Data Mining, des nahezu unkontroll­ierten Datensamme­lns mittels Algorithme­n durch wenige zentrale Konzerne hin und plädierte für eine Souveränit­ät der eigenen Daten.

In der sehr spannenden Diskussion, die Ansgar Batzner moderierte, ging es um Fragen wie: Warum schafft es unsere Gesellscha­ft nicht, trotz erkannter Probleme und vorhandene­r Lösungen, eine Wende einzuleite­n? Auch die Frage, ob man angesichts globaler Umweltprob­leme nicht längst die Kosten für Gemeingüte­r wie Luft, Wasser, Boden und Landschaft­sverbrauch in die Marktpreis­e miteinbezi­ehen müsste, wurde diskutiert.

Fazit: Ein interessan­ter Abend mit Blick auf die Konsequenz­en für das eigene Handeln, auch angesichts der Herausford­erungen, die globale Krisen wie Corona und Klimawande­l verlangen. (az)

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