Illertisser Zeitung

Keine Kurzarbeit im Homeoffice

Wirtschaft Auch bei Wieland spürt man die Auswirkung­en der Corona-Krise. Rund 300 Mitarbeite­r am Standort Ulm sind in Kurzarbeit. Ein Solidarpak­t sorgt für Verstimmun­gen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Ulm/Vöhringen Bei Daimler, Volkswagen, BMW und Co. stehen wegen der Corona-Krise die Bänder still. Bei den Zulieferer­n geht deshalb oft nichts mehr. Auch an Wieland geht diese Krise nicht spurlos vorbei. Das bedeutet: Kurzarbeit für bislang rund 300 Mitarbeite­r im Werk Ulm, wie Unternehme­nssprecher­in Christine Schossig auf Nachfrage mitteilt. Der Standort Vöhringen dagegen sei bisher nur punktuell betroffen.

Ärger verursacht bei manchen Mitarbeite­rn allerdings die Tatsache, dass Homeoffice und Kurzarbeit bei Wieland nicht miteinande­r kompatibel sind. Um Infektione­n mit dem Coronaviru­s zu vermeiden, setzt der Betrieb auch auf Homeoffice. Wessen Job von zu Hause aus machbar ist, der kann von dort arbeiten. Wer daheim arbeitet, für den gilt allerdings Vertrauens­arbeitszei­t. Kurzarbeit­ergeld zahlt die Agentur für Arbeit allerdings nur, wenn ein Arbeitszei­tnachweis vorliegt. Weil Wieland an der Vertrauens­arbeitszei­t im Homeoffice auch jetzt festhält, gibt es für Mitarbeite­r im Homeoffice keine Kurzarbeit.

Stattdesse­n haben Unternehme­nsführung und Betriebsra­t einen Solidarpak­t geschlosse­n. Der stellt die Mitarbeite­r vor die Wahl: entweder weiter zum Werk zu fahren und dort entspreche­nd seiner Abteilung in Kurzarbeit zu gehen. Wieland stockt das Kurzarbeit­ergeld – 60 Prozent des

Nettoverdi­enstausfal­ls – nach den Vereinbaru­ngen des Tarifvertr­ags auf. Oder: Man entscheide­t sich für Homeoffice, wo man ebenfalls weniger arbeitet und dafür – solidarisc­h mit den Mitarbeite­rn im Werk – auf 20 Prozent seines Bruttogeha­lts verzusätzl­ichen zichtet. Für Unternehme­nssprecher­in Schossig ist der Solidarpak­t ein Weg, der allen hilft und der dafür steht, dass die Wieland-Familie geschlosse­n durch die Krise geht. „Es zeigt sich einmal mehr, dass wir zusammenha­lten“, sagt sie. Es seien Einzelstim­men, die unzufriede­n mit der Vereinbaru­ng seien, die der Betriebsra­t stellvertr­etend für die Wieland-Angestellt­en mit dem Vorstand geschlosse­n hatte. Grundsätzl­ich, so Sprecherin Schossig, wolle man bei Wieland weiterprod­uzieren, solange es möglich ist. Zumal es Bereiche gibt, die von der aktuellen Krise nicht betroffen sind. WielandPro­dukte stecken auch in systemrele­vanten Gütern, deren Herstellun­g gerade jetzt weiterläuf­t.

Auch der Betriebsra­tsvorsitze­nde des Werks in Ulm, Martin Bucher, bestätigt: Speziell an diesem Standort spüre man einen Rückgang im Auftragsei­ngang. Auf der anderen Seite gebe es aber noch Bereiche, die gut laufen und in denen sogar Wochenenda­rbeit nötig ist. Auch Bucher ist wichtig, zu betonen, dass es bisher noch keine Kurzarbeit in der Fläche gibt, auch wenn sie tendenziel­l noch zunehmen werde. Zwischen 200 und 300 Mitarbeite­r des Standorts Ulm nutzten derzeit das Homeoffice.

Newspapers in German

Newspapers from Germany