Keine Kurzarbeit im Homeoffice
Wirtschaft Auch bei Wieland spürt man die Auswirkungen der Corona-Krise. Rund 300 Mitarbeiter am Standort Ulm sind in Kurzarbeit. Ein Solidarpakt sorgt für Verstimmungen
Ulm/Vöhringen Bei Daimler, Volkswagen, BMW und Co. stehen wegen der Corona-Krise die Bänder still. Bei den Zulieferern geht deshalb oft nichts mehr. Auch an Wieland geht diese Krise nicht spurlos vorbei. Das bedeutet: Kurzarbeit für bislang rund 300 Mitarbeiter im Werk Ulm, wie Unternehmenssprecherin Christine Schossig auf Nachfrage mitteilt. Der Standort Vöhringen dagegen sei bisher nur punktuell betroffen.
Ärger verursacht bei manchen Mitarbeitern allerdings die Tatsache, dass Homeoffice und Kurzarbeit bei Wieland nicht miteinander kompatibel sind. Um Infektionen mit dem Coronavirus zu vermeiden, setzt der Betrieb auch auf Homeoffice. Wessen Job von zu Hause aus machbar ist, der kann von dort arbeiten. Wer daheim arbeitet, für den gilt allerdings Vertrauensarbeitszeit. Kurzarbeitergeld zahlt die Agentur für Arbeit allerdings nur, wenn ein Arbeitszeitnachweis vorliegt. Weil Wieland an der Vertrauensarbeitszeit im Homeoffice auch jetzt festhält, gibt es für Mitarbeiter im Homeoffice keine Kurzarbeit.
Stattdessen haben Unternehmensführung und Betriebsrat einen Solidarpakt geschlossen. Der stellt die Mitarbeiter vor die Wahl: entweder weiter zum Werk zu fahren und dort entsprechend seiner Abteilung in Kurzarbeit zu gehen. Wieland stockt das Kurzarbeitergeld – 60 Prozent des
Nettoverdienstausfalls – nach den Vereinbarungen des Tarifvertrags auf. Oder: Man entscheidet sich für Homeoffice, wo man ebenfalls weniger arbeitet und dafür – solidarisch mit den Mitarbeitern im Werk – auf 20 Prozent seines Bruttogehalts verzusätzlichen zichtet. Für Unternehmenssprecherin Schossig ist der Solidarpakt ein Weg, der allen hilft und der dafür steht, dass die Wieland-Familie geschlossen durch die Krise geht. „Es zeigt sich einmal mehr, dass wir zusammenhalten“, sagt sie. Es seien Einzelstimmen, die unzufrieden mit der Vereinbarung seien, die der Betriebsrat stellvertretend für die Wieland-Angestellten mit dem Vorstand geschlossen hatte. Grundsätzlich, so Sprecherin Schossig, wolle man bei Wieland weiterproduzieren, solange es möglich ist. Zumal es Bereiche gibt, die von der aktuellen Krise nicht betroffen sind. WielandProdukte stecken auch in systemrelevanten Gütern, deren Herstellung gerade jetzt weiterläuft.
Auch der Betriebsratsvorsitzende des Werks in Ulm, Martin Bucher, bestätigt: Speziell an diesem Standort spüre man einen Rückgang im Auftragseingang. Auf der anderen Seite gebe es aber noch Bereiche, die gut laufen und in denen sogar Wochenendarbeit nötig ist. Auch Bucher ist wichtig, zu betonen, dass es bisher noch keine Kurzarbeit in der Fläche gibt, auch wenn sie tendenziell noch zunehmen werde. Zwischen 200 und 300 Mitarbeiter des Standorts Ulm nutzten derzeit das Homeoffice.