Illertisser Zeitung

Post der Verzweiflu­ng vom Theater Neu-Ulm

Krise Die Macher der Einrichtun­g haben mit zwei Anträgen versucht, die unsichere Zukunft positiver zu gestalten

- VON DAGMAR HUB

Neu-Ulm Selbststän­dige in der Kunstszene sehen in der CoronaKris­e ihre Existenz gefährdet. Die Epidemie hat auch dazu geführt, dass die Stadt Neu-Ulm (der Steuerund andere Einnahmen wegbrechen) und das Theater Neu-Ulm nicht unbedingt näher aneinander herangerüc­kt sind: Claudia Riese und Heinz Koch vom Theater NeuUlm traten in einem Brief mit zwei Anträgen an Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, an KulturFach­bereitslei­ter Ralph Seiffert und an Mareike Kuch vom Kulturamt heran. Beide Anträge wurden negativ beschieden. Eine gewisse Frustratio­n bleibt auf beiden Seiten.

Das Theater Neu-Ulm hatte im Jahr 2012 für den Umbau der neuen

Spielstätt­e aufgrund des Abrisses des Konzertsaa­ls ein zinsloses rückzahlba­res Darlehen von der Stadt Neu-Ulm bekommen. Riese und Koch hatten beantragt, dieses in einen verlorenen Zuschuss umzuwandel­n. „Neben der Tatsache, dass wir die Minderung der Fördergeld­er um einen Betrag verkraften müssen, der die Einkommens­höhe eines der beiden Theaterlei­ter übersteigt, ist das Theater jetzt – nach unserer Schätzung – mindestens mal bis Ende Juni geschlosse­n“, hatten die Theatermac­her an die Stadt geschriebe­n und zusätzlich angefragt, „ob das Theater Neu-Ulm durch die Mithilfe der Stadt die Möglichkei­t bekommen könnte, im Sommer – dieses Jahr vielleicht einmal an Stelle von auswärts verpflicht­eter Kolleginne­n und Kollegen – Freiluft-Theater im Innenhof des Edwin-Scharff-Museums zu machen.“Niemand könne sagen, sagt Riese, ob im Juli oder August überhaupt wieder Veranstalt­ungen stattfinde­n können. Es könne aber nicht falsch sein, über die Gegenwart hinaus zu denken.

Die Stadt Neu-Ulm beantworte­te den Brief mit einer Absage. Kulturamts­leiter Ralph Seiffert sagt gegenüber unserer Redaktion, dass das zinslose Darlehen des Theaters schon deshalb nicht umgewandel­t werden kann, weil ähnliche Darlehen auch anderen Institutio­nen und Vereinen gegeben wurden und man damit einen Präzedenzf­all schaffen würde. Zum Museumshof-Antrag sagt Seiffert: „Wir haben einen Vertrag mit der Lebenshilf­e, die das Museumscaf­é betreibt. In diesem Vertrag sind fünf städtische Veranstalt­ungen im Museumshof zugelassen, und an dieser Tatsache hat sich nichts geändert.“Aber Verträge seien zu erfüllen, resümiert Seiffert. „Ich habe persönlich natürlich volles Verständni­s für die schwierige Lage der Kulturscha­ffenden, für das Theater wie für die anderen in der Kulturszen­e.“Das Theater müsse sich aber unter den Schirm stellen, der insgesamt für die Phase der Epidemie für die Kultur- und Kreativwir­tschaft aufgespann­t wurde.

Riese selbst ist vom Nein der Stadt nicht sonderlich enttäuscht. „Wir haben es im Grunde nicht anders erwartet“, sagt sie. „Und ich habe auch ein gewisses Verständni­s dafür, dass seitens der Stadt und des Oberbürger­meisters jetzt kurz vor der Amtsüberga­be an Katrin Albsteiger keine Entscheidu­ngen getroffen werden, die dann der Nachfolger­in aufgebürde­t würden.“Sie hätte gern nach Möglichkei­t im Sommer im Freien gespielt, fürs Publikum und auch für die Künstler. „Uns wird der Freistaat Bayern schon nicht hängen lassen“, sagt sie. „Aber die Hauptleidt­ragenden sind die freien Schauspiel­er.“

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Archivfoto: Alexander Kaya Am Standort Vöhringen macht sich die Corona-Krise bei Wieland noch nicht stark bemerkbar. Kurzarbeit gibt es bislang nur punktuell.
 ?? Foto: Hub ?? Claudia Riese und Heinz Koch vom Theater Neu-Ulm traten mit einem Brief an die Stadtverwa­ltung heran.
Foto: Hub Claudia Riese und Heinz Koch vom Theater Neu-Ulm traten mit einem Brief an die Stadtverwa­ltung heran.

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