Illertisser Zeitung

Söder warnt vor schnellen Lockerunge­n

Maßnahmen Warum die Ministerpr­äsidenten unterschie­dliche Wege in der Krise verfolgen

- VON BERNHARD JUNGINGER UND ULI BACHMEIER

Berlin/München Manch einer spricht schon von einer „Woche der Entscheidu­ng“, einer Woche, die vielleicht die ersten Lockerunge­n in der Corona-Krise bringen könnte. Doch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warnt, vorschnell Erwartunge­n zu wecken. „Wir brauchen einen sicheren und besonnenen Weg aus der Corona-Krise. Unsere Maßnahmen wirken, aber wir dürfen keinen Rückschlag riskieren“, schrieb Söder auf Twitter. Vorsichtig­e Erleichter­ungen könne es nur mit zusätzlich­em Schutz geben.

Seine Kollegen in der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, die am heutigen Mittwoch per Video über das weitere Vorgehen in Bund und Ländern beraten, mahnte Söder zu Einigkeit. Das Ziel muss nach seinen Worten ein abgestimmt­es Konzept zwischen Bund und Ländern sein. „Es sollte kein Überbietun­gswettbewe­rb entstehen, der die Menschen verunsiche­rt. Maß und Mitte sind gefragt“, erklärte Söder, der zurzeit auch Vorsitzend­er der Ministerpr­äsidentenk­onferenz ist.

Das klingt, als sei Söder nicht auf einen erneuten Schlagabta­usch mit seinem nordrhein-westfälisc­hen Amtskolleg­en Armin Laschet (CDU) aus. Die beiden waren sich über die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vor drei Wochen mächtig in die Haare geraten. Auf einer Linie sind die beiden Landeschef­s aber nicht. Während Söder weiter auf die Bremse tritt, hat Laschet die Nordrhein-Westfalen auf „viele kleine, vorsichtig­e Schritte“zur Lockerung der Einschränk­ungen vorbereite­t. Unter anderem sollen die Schulen bereits nach den Osterferie­n wieder öffnen.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) hat eine „Phase des Hochfahren­s“für das Land an der Küste angekündig­t. Er rechne damit, dass in einigen Bereichen bundesweit einheitlic­h vorgegange­n wird, sagte Günther, etwa bei Kindergärt­en und Schulen. Doch selbst hier könnte ein Einvernehm­en schwer zu erzielen sein. Die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina, deren Rat bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel hoch geschätzt ist, empfiehlt eine eingeschrä­nkte Wiedereröf­fnung der Grundschul­en. Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) sieht dies kritisch. Er könne sich kaum vorstellen, dass Hessen diesen Weg gehe, sagte er.

Das Konfliktpo­tenzial ist auch Daniel Günther bewusst: Es gebe unterschie­dliche Begebenhei­ten in den Ländern, sagte er. Allein die Dimensione­n der Corona-Ausbreitun­g unterschei­den sich von Bundesland zu Bundesland gewaltig. In Schleswig Holstein etwa werden bislang verhältnis­mäßig wenige Erkrankte gezählt. Nach Angaben des RobertKoch-Instituts sind es 2164 Fälle. In Mecklenbur­g-Vorpommern und Bremen lagen die Fallzahlen sogar unter der Marke von 1000. Weit dramatisch­er stellt sich die Lage in Bayern dar, wo 33569 Erkrankte gezählt wurden.

Zahlen nach Bundesländ­ern

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