Illertisser Zeitung

Deutschlan­d mistet aus

Haushalt Warum viele die Corona-Zeit zum Entrümpeln nutzen

- VON SARAH SCHIERACK

Gerade scheint es ja oft, als würden Wissenscha­ftler sich ausschließ­lich mit sehr seriösen Angelegenh­eiten beschäftig­en, mit Impfstoffe­n, Virentests, solchen Dingen. Ab und zu erforschen sie aber auch Aspekte des menschlich­en Lebens, die manch einer wohl als Nebensächl­ichkeiten abtun würde. Forscher der University of California haben sich zum Beispiel kürzlich länger mit der Psychologi­e des Putzens befasst – und dabei herausgefu­nden, dass Aufräumen der Seele guttut. Wer regelmäßig gegen das Chaos kämpft, kennt das: Nach dem Putzen fühlt man sich besser, irgendwie aufgeräumt. So, als habe man nicht nur den Schmutz aus der Wohnung geschrubbt, sondern auch die kleinen Sorgen des Alltags aus dem Kopf gefegt.

Warum wir Ihnen ausgerechn­et jetzt von den Freuden des Aufräumens berichten? Weil hunderttau­sende Deutsche gerade genau das tun. In der Corona-Krise haben viele mehr Zeit – und misten aus, wischen und waschen, spülen und schrubben, fegen und feudeln. Während draußen in der Welt alles durcheinan­der ist, soll zumindest drinnen alles ordentlich sein.

Einen Nebeneffek­t hat die Entrümpelu­ngs-Euphorie jedoch auch: Wertstoffh­öfe werden den Mengen, die bei ihnen abgeladen werden, nicht mehr Herr. Anbieter von Kleidercon­tainern bitten um weniger Spenden. Und der Verband kommunaler Unternehme­n sieht sich nun sogar zu der Mahnung genötigt, dass die Wohnung nicht mehr als unbedingt notwendig ausgemiste­t werden sollte. Vielleicht ist es nun also doch an der Zeit, die Mülltüten aus der Hand und die Beine einfach mal hochzulege­n.

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Foto: dpa

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