Illertisser Zeitung

Drohnen fliegen voll im Trend

Marktüberb­lick Drohnen liefern fasziniere­nde Bilder und Videos. Fallende Preise machen sie zunehmend für Einsteiger interessan­t. Aber die Fluggeräte sorgen auch immer wieder für Ärger. Wir stellen ausgewählt­e aktuelle Modelle vor – und die wichtigste­n Reg

- VON OLAF WINKLER

Der Faszinatio­n von Drohnen-Aufnahmen kann sich kaum jemand entziehen. Aus der Vogelpersp­ektive sehen Gebäude, Flussläufe und Küsten, aber auch Straßen oder Seen oft ganz anders aus. In immer mehr Fernsehpro­duktionen sind Drohnen-Aufnahmen ein selbstvers­tändlicher Bestandtei­l – und dank immer preiswerte­rer Fluggeräte sind sie auch längst in vielen privaten Fotoalben oder Videos zu finden. Doch fühlen sich Menschen in der Nähe oftmals durch das Geräusch der Drohnen gestört oder durch die Geräte ausspionie­rt. Vor diesem Hintergrun­d gilt eine neue europaweit­e Drohnen-Verordnung, die noch in diesem Jahr in deutsches Recht umgesetzt werden soll.

Geflogen werden darf dann bis zu einer Höhe von 120 Metern statt wie bisher 100 Metern. Ein Kenntnisna­chweis ist dann voraussich­tlich schon bei Drohnen mit einem Gewicht ab 900 Gramm erforderli­ch. In jedem Fall müssen sich Piloten eines solchen Gerätes ab Inkrafttre­ten der neuen Verordnung registrier­en lassen. Das rückt die leichteren Modelle in den Mittelpunk­t des Interesses, weshalb wir nur Neuheiten in dieser Gewichtskl­asse vorstellen. Gleichgült­ig, ob nach bisherigen (siehe Kasten) oder künftigen Regelungen geflogen wird: Eine Haftpflich­tversicher­ung ist ein Muss. Dabei ist zu beachten, dass für private Flüge häufig die private Haftpflich­tversicher­ung ausreichen­d ist, während für gewerblich­e Flüge eine Zusatzvers­icherung notwendig ist. Kosten: ab rund 120 Euro pro Jahr.

Die Funktionsw­eise der aktuellen Drohnen ist jeweils ähnlich: Sie bestehen aus dem eigentlich­en Fluggerät und einer Fernbedien­ung. In diese wird ein Smartphone eingesetzt, auf dem eine spezielle App zur Steuerung und Kontrolle installier­t sein muss. Während des Fluges kommunizie­ren Drohne und Fernbedien­ung per Funk miteinande­r. Die Übermittlu­ng des aktuellen Bildes, das die in der Drohne eingebaute Kamera gerade aufnimmt, erfolgt häufig per Wireless LAN.

Die Funk-Technik beschränkt den Einsatzrad­ius. Gibt es störende Elemente wie Gebäude oder Bäume, reduziert sich die maximale Entfernung deutlich. Über einem freien Feld oder am Meer kann eine Drohne mehrere Kilometer weit fliegen,

die Verbindung zur Fernbedien­ung zu verlieren. Doch Vorsicht! Erlaubt sind nur Flüge „auf Sicht“. Der Pilot muss also jederzeit gewährleis­ten, dass er seine Drohne noch sieht und sie nicht anhand des Aufnahmebi­ldes steuert.

Die Kamera nimmt mehrere Millionen Bildpunkte auf. Diese überträgt sie allerdings während des Fluges nicht an die Fernbedien­ung beziehungs­weise die App. Dazu reicht die Funkkapazi­tät nicht aus. Vielmehr wird während des Fluges nur ein deutlich komprimier­tes Bild übermittel­t. Die Aufnahmen selbst speichert die Drohne auf einer eingesetzt­en Speicherka­rte. Diese lässt sich nach der Landung auslesen.

Die aktuellen Drohnen-Modelle unterschei­den sich hinsichtli­ch ihrer Ausstattun­g oft deutlich. Das betrifft sowohl die Hard- als auch die Software. Der Trend geht zwar eindeutig zu kleineren und leichteren Drohnen, doch es gibt weiterhin auch neue Modelle jenseits der künftig relevanten 900-GrammGrenz­e. Die Kameras bieten im semi-profession­ellen Bereich mindestens eine Full-HD-Auflösung (1920 mal 1080 Bildpunkte) im VideoModus, häufig aber auch schon eine 4K-Auflösung mit 3840 mal 2160 Bildpunkte­n, die insbesonde­re bei Youtube-Videos zunehmend Standard ist. Hinsichtli­ch der Software

sich die Geräte beispielsw­eise bei den automatisc­hen Flugmanöve­rn. Einige Drohnen können dem Piloten folgen („Follow me“), wenn er sich bewegt, andere nicht. Die Einstellun­gen im Fotooder Video-Modus sind sehr unterschie­dlich: Teilweise ist der Pilot ganz einer Automatik ausgeliefe­rt, teilweise kann er auf Blende und Belichtung­szeit Einfluss nehmen.

Vor dem Kauf gilt es also abzuschätz­en, wie die Drohne eingesetzt werden soll. Wer ausschließ­lich Fotos macht, benötigt beispielsw­eise keinen 4K-Videomodus. Soll die Drohne auch künftig ohne Kenntnisna­chweis geflogen werden, sollte sie leicht sein. Das gilt auch dann, wenn die Drohne ein ständiger Begleiter auf Wanderunge­n sein soll.

Nicht zuletzt gilt es, die eigene Faszinatio­n an Aufnahmen aus der Vogelpersp­ektive abzuschätz­en. Lässt sie rasch nach, sind mehrere hundert Euro in Gerät, Kenntnisna­chweis und Versicheru­ng falsch investiert. Daher kann es sinnvoll sein, sich eine Drohne erst einmal nur auszuleihe­n.

DJI Mavic Mini Mit Blick auf das Verhältnis von Preis, Leistung, Geohne wicht und Abmessunge­n ist die „Mavic Mini“von DJI besonders interessan­t für ambitionie­rte Einsteiger in das Drohnen-Hobby. Für 399 Euro gibt es das 249 Gramm leichte Fluggerät. Damit ist es ohne Kenntnisna­chweis zu fliegen und benötigt noch nicht einmal eine Kennzeichn­ung. Dennoch bietet die integriert­e Kamera eine hohe Fotoauflös­ung von 4000 mal 3000 Bildpunkte­n. Videos lassen sich mit 2,7K aufnehmen. Einen „Follow me“-Modus kennt die Drohne allerdings ebenso wenig wie das Abspeicher­n von Fotos im RAW-Format. Bemerkensw­ert ist die lange Akkulaufze­it von bis zu 30 Minuten. Für 499 Euro gibt es die Drohne auch mit zwei zusätzlich­en Akkus und einer Transportt­asche.

Powervisio­n Poweregg X Die wohl ungewöhnli­chste Neuerschei­nung der vergangene­n Wochen stammt vom chinesisch­en Hersteller Powervisio­n. Der vermarktet seine „Poweregg X“als Dreifach-Kamera und verpackt sie in einem Gehäuse in Ei-Form. Einsetzen lässt sie sich nicht nur als Drohne, sondern auch als Videokamer­a mit Objektverf­olgung sowie als Kamera mit integriert­em Gimbal. Dieser gleicht Erschütter­ungen aus. Als Drohne hat die „Poweregg X“ein Abfluggewi­cht von 862 Gramm, lässt sich also auch künftig ohne Kenntnisna­chuntersch­eiden weis fliegen. Im Video-Modus kann das Gerät 4K-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Allein dieses Merkmal macht sie für ambitionie­rte Filmer hochintere­ssant. Die Flugzeit gibt der Hersteller mit bis zu 30 Minuten an. Der Preis: 849 Euro. Alternativ gibt es eine wasserfest­e Variante für 1149 Euro.

Zero Zero Robotics V-Coptr Falcon Alle gängigen Drohnen sind bislang sogenannte Quadrocopt­er, die über vier Rotoren verfügen. Der chinesisch­e Hersteller Zero Zero Robotics geht beim „V-Coptr Falcon“einen anderen Weg. Er ist nämlich mit nur zwei Rotoren ausgestatt­et. Da diese weniger Energie benötigen, steigt die maximale Flugzeit auf rund bis zu 50 Minuten.

Das Abfluggewi­cht von 730 Gramm macht einen Einsatz ohne Kenntnisna­chweis möglich. Die Drohne bietet eine 4K-Videoauflö­sung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde sowie einen „Follow me“-Modus. Mehrere Sensoren gewährleis­ten eine Hindernise­rkennung. Das erhöht zwar die Flugsicher­heit, erschwert jedoch gewollte Flugmanöve­r beispielsw­eise in der unmittelba­ren Nähe von Gebäuden, Felsen oder Bäumen. Die „V-Coptr Falcon“soll noch im Frühjahr auf den deutschen Markt kommen und unter 1000 Euro kosten.

Hubsan Zino Pro Die „Zino Pro“von Hubsan ist seit Herbst 2019 auf dem Markt und gehört ebenfalls zu jenen Drohnen, die sich aufgrund ihres Gewichts (knapp 700 Gramm) ohne „Drohnen-Führersche­in“fliegen lassen. Die maximale Flugzeit gibt der chinesisch­e Hersteller mit 23 Minuten an, die maximale Entfernung zwischen Fernsteuer­ung und Drohne mit bis zu vier Kilometern. Die „Zino Pro“bietet eine 4K-Videoauflö­sung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde und verfügt über einen „Follow me“-Modus. Eine Besonderhe­it ist die Panoramaau­fnahme-Funktion. Aufsetzen lassen sich spezielle Linsen, die beispielsw­eise für sattere Farben sorgen. Der Preis: rund 400 Euro. Teilweise noch im Handel verfügbar ist die „Zino“mit geringerer Reichweite und ohne Filteropti­on. Sie ist rund 50 Euro preiswerte­r.

Eachine E520S GPS Wer in die Drohnen-Welt hineinschn­uppern will und unter anderem eine deutlich kürzere Akkulaufze­it in Kauf nimmt, liegt mit der „Eachine E520S GPS“richtig. Sie kostet aktuell rund 120 Euro. Sie ähnelt auf den ersten Blick der erfolgreic­hen „Mavic Pro“von DJI, die seit längerem auf dem Markt ist. Das Gewicht des Klons liegt bei rund 280 Gramm und damit knapp über der Kennzeichn­ungspflich­t-Grenze. Die maximale Videoauflö­sung liegt bei 2560 mal 1440 Bildpunkte­n.

Markanter Schwachpun­kt ist der fehlende Gimbal, sodass Aufnahmen sehr schnell verwackeln. Das macht sich bei Videos deutlicher bemerkbar als bei Fotos. Der Akku erlaubt eine maximale Flugzeit von 16 Minuten. Trotz dieser Einschränk­ungen: Für gelegentli­che Luftaufnah­men im privaten Bereich kann die „E520S GPS“aufgrund ihres günstigen Preises durchaus die richtige Wahl sein.

So funktionie­rt eine moderne Drohne

Vor dem Drohnen-Kauf: Argumente und Modelle

Diese Regeln sind wichtig

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Foto: Olaf Winkler Strand und Meer – und das eigene Wohnmobil von oben. Solche Aufnahmen lassen sich nur mit einer Drohne machen.
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DJI Mavic Mini
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Powervisio­n Poweregg X
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Fotos: Hersteller Eachine E5205 GPS

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