Tiere dürfen weiterhin in neues Zuhause
Corona Die Tierheime in Weißenhorn und Ulm sind derzeit für Besucher geschlossen. Hunde und Katzen können trotzdem geholt werden – nur das Prozedere ist anders als normalerweise
Weißenhorn/Ulm Der Mann geht mit dem Familienhund Max Gassi, die Frau kocht, die Kinder spielen am Smartphone. So könnte es angesichts der Corona-Krise derzeit in vielen Familien aussehen. Wie gut hat es doch da Hund Max. Er darf im Freien herumtoben und sein Herrchen muss sich um die Gesundheit des Vierbeiners keine Sorgen machen. Denn – auch wenn es noch nicht hundertprozentig bewiesen ist – sind Tiere offensichtlich gegen dieses Virus immun.
„Jedenfalls sind hier keine Fälle bekannt geworden, dass sich Tiere angesteckt haben“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Weißenhorn und Leiterin des dortigen Tierheims, Ute Prestele. „Aber ich will mich da nicht aus dem Fenster lehnen, ich bin ja kein Virologe.“Der Leiter des Ulmer Tierheims, Ralf Pessmann, meint: „Der Erreger ist über Tiere sicher auf den Menschen übertragbar, aber wohl nicht aufs Tier selbst, denn dafür gibt es keine Belege.“
Sicher könne, so die Leiter der beiden Tierheime, auch in der Corona-Zeit ein Tier vermittelt werden. Es kämen ja auch Fundtiere herein, wie Prestele erzählt. Aber beide Tierheime sind in den Wochen und Monaten der Corona-Pandemie für Besucher geschlossen, was die Prozedur etwas schwierig macht.
Vielleicht hätte die 82-jährige in diesen schweren Zeiten gerne einen Hund oder aus pragmatischen Gründen besser eine Katze, damit sie nicht so einsam ist. Doch das geht vonseiten der Tierheime nicht. Zum Teil sicher auch wegen ihres Alters, denn die Tierheime möchten ihre Schützlinge in einen selbst geführten, geordneten Haushalt geben, in dem sie alt werden können.
Pessmann ist auch nicht einverstanden, dass es durchaus Menschen gibt, die gerne ein Tier auf Zeit hätten: „Es kann ja nicht sein, dass die Leute bloß, weil sie gerade Zeit haben, ein Haustier wollen und nach drei Monaten zurückgeben oder aussetzen. Wir verleihen doch keine Tiere.“Um Ostern sei die Nachfrage nach Kaninchen größer gewesen als sonst. Kinder möchten gerne so ein kuscheliges Tier bei sich haben, begeistern sich aber auch für andere. Und dies immer, das hat mit Corona nichts zu tun.
Ansonsten sei die Nachfrage nach Tieren aus dem Tierheim derzeit ähnlich wie sonst, es gebe also keinen wirklichen Ausschlag nach oben oder nach unten. „In dieser Woche gab es bei uns allerdings noch keinen Termin für die Abholung eines Tieres“, berichtet Prestele, „wobei das erlaubt wäre, weil es ein triftiger Grund ist, das Haus zu verlassen“. Und weiter: „Vor Corona herrschte bei uns vor allem am Wochenende immer Halligalli. Jetzt ist es total ruhig, aber unsere Mitarbeiter sind an allen sieben Tagen der Woche hier. Die Tiere müssen ja versorgt werRentnerin den, wir tragen die Verantwortung für sie“, sagt Prestele. Futter bestelle das Tierheim derzeit übers Internet, es gebe aber auch Futterspenden.
Wer jetzt zum Beispiel einem Hund aus einem Tierheim ein neues Zuhause geben möchte, hat trotz allem die Chance dazu, da unterscheiden sich die beiden Heime in der Region nicht. „Man kann uns anmailen oder anrufen“, erklärt Prestele das Prozedere. „Dann können sich die Interessenten die Tiere auf unserer Homepage ansehen. Haben sie eines gefunden, das ihnen gefällt, können sie nach Terminabsprache auch vorbei kommen und es vor Ort kennenlernen. Alles mit den nötigen Schutzmaßnahmen.“Das Tierheim prüfe die Lebenslage der Interessenten, „was zurzeit in deren Heim leider nicht möglich ist, und wir schauen, ob das Tier auch zum neuen Besitzer passt. Es wird dann noch vom Tierarzt untersucht und wenn alles passt, kann das Tier bei uns ausziehen“.
Tiere können also nach wie vor das Heim verlassen, alles andere liegt auf Eis. „Da gehen uns einige Einnahmequellen verloren“, so die Weißenhorner Tierheim-Leiterin. „An den Wochenenden waren von den Besuchern des Tierheims zum Beispiel angebotener Kaffee und Kuchen sehr gefragt und wir haben diverse Feste organisiert. Jetzt können wir nichts planen. Die Kosten bleiben aber natürlich.“