Illertisser Zeitung

Zirkus Serano ist in Pleß gestrandet

Corona Mit welchen Problemen der Familienbe­trieb zu kämpfen hat und warum Aufgeben nicht infrage kommt

- VON FRANZ KUSTERMANN

Pleß Sprichwört­lich in Pleß gestrandet ist der kleine Zirkus Serano. Die Corona-Krise hat die vierköpfig­e Betreiberf­amilie kalt erwischt: Wie viele Selbststän­dige wissen Mario und Layana Serano mit ihren Kindern Fernando, 9 und Jamaya, 3, derzeit nicht, wie es weitergehe­n soll. Geplante Auftritte wie etwa in Pleß sind nicht mehr erlaubt. Damit brechen ihnen die notwendige­n Einnahmen durch Eintrittsg­elder weg, um etwa Nahrung für ihre Familie und die 20 Tiere kaufen oder um die Versicheru­ngen bezahlen zu können.

Obwohl der kleine Familienbe­trieb keine weiteren Akteure angestellt hat, verfügt er laut Mario Serano über alles, was ein klassische­r Zirkus bieten kann: Feuerspuck­er, Messerwerf­er, Drahtseila­krobatik sowie Tier-Dressuren mit Kamelen, Pferden, Ponys und Lamas. „Abstand halten und die Risikogrup­pen nicht anstecken“– Das sei wichtig und richtig, um Menschenle­ben zu schützen, sagt Mario Serano. Auch, wenn er irgendwann wieder die Kinder, Eltern und Großeltern mit seinen Vorführung­en erfreuen darf, so befürchtet er, „dass es auch danach eine Zeit lang dauert, bis sich die Leute wieder raustrauen“.

„Dieses Jahr wird’s nichts mehr mit Zirkus; ich glaub’s nicht.“Dennoch will der 32-Jährige durchhalte­n. Jetzt sei es „schon fast wie im Krieg“. Er ist jedoch entschloss­en, diese schwierige Zeit zu meistern: „Wenn die Leute begeistert klatschen, die Kinder wieder fröhlich lachen, dann hat sich das alles bezahlt gemacht.“Wegen des Virus allein will Serano seinen Zirkus nicht aufgeben –„Niemals“. Nichts tun und nur abwarten möchte er auch nicht: Ab August kann er bei einer Pferdesped­ition als Lastwagenf­ahrer anfangen, damit ein bisschen Geld in die Kasse kommt. Mitten in der Corona-Krise hat die Zirkusfami­lie zudem „gemerkt, dass man auch mit viel weniger auskommen kann“.

Normalerwe­ise gastiert der Zirkus seit sieben Jahren jede Woche an einem anderen Ort – vornehmlic­h im Allgäu, im angrenzend­en Österreich und in Tirol. In dem Zelt, das bis zu 400 Gästen Platz

finden für gewöhnlich am Wochenende jeweils drei Aufführung­en statt, die etwa 90 Minuten dauern. In großen Orten, wo viel Werbung notwendig sei, koste der Betrieb des Zirkus wöchentlic­h bis zu 2500 Euro. In kleineren Gemeinden mit nur zwei Aufführung­en und entspreche­nd weniger Flyern reichten meist 1500 Euro aus.

Aktuell fallen neben den Ausgaben für den Lebensunte­rhalt der Familie und für das Tierfutter entspreche­nd weniger Kosten an. „Aber iraber gendwann werden die Versicheru­ngen für die Fahrzeuge und Tiere fällig“, erklärt Serano. Mit Ausnahme der Website kümmert sich die Familie um alles selbst. Mario Serano sagt: „Nach vier, fünf Wochen ohne Einnahmen haben wir gemerkt, wie sparsam man wirtschaft­en kann.“

Zwei Ballen Heu und sieben Kubikmeter Sägespäne sind trotzdem jede Woche nötig, um die beiden Shetland-Ponys, die irischen Pferde, Ziegen und die Mini-Pferde artgerecht versorgen zu können. Unbietet, terstützun­g erhält die Familie dabei unter anderem von Landwirten aus Pleß. Bis der Zirkus wieder durchstart­en darf, sucht die Familie für den kommenden Sommer eine Bleibe – möglichst mit Wasser und Stromansch­luss.

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Foto: Franz Kustermann Mario und Layana Serano suchen mit ihren Kindern Jamaya und Fernando für ihren Familienzi­rkus für den Sommer eine Bleibe.

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