Zirkus Serano ist in Pleß gestrandet
Corona Mit welchen Problemen der Familienbetrieb zu kämpfen hat und warum Aufgeben nicht infrage kommt
Pleß Sprichwörtlich in Pleß gestrandet ist der kleine Zirkus Serano. Die Corona-Krise hat die vierköpfige Betreiberfamilie kalt erwischt: Wie viele Selbstständige wissen Mario und Layana Serano mit ihren Kindern Fernando, 9 und Jamaya, 3, derzeit nicht, wie es weitergehen soll. Geplante Auftritte wie etwa in Pleß sind nicht mehr erlaubt. Damit brechen ihnen die notwendigen Einnahmen durch Eintrittsgelder weg, um etwa Nahrung für ihre Familie und die 20 Tiere kaufen oder um die Versicherungen bezahlen zu können.
Obwohl der kleine Familienbetrieb keine weiteren Akteure angestellt hat, verfügt er laut Mario Serano über alles, was ein klassischer Zirkus bieten kann: Feuerspucker, Messerwerfer, Drahtseilakrobatik sowie Tier-Dressuren mit Kamelen, Pferden, Ponys und Lamas. „Abstand halten und die Risikogruppen nicht anstecken“– Das sei wichtig und richtig, um Menschenleben zu schützen, sagt Mario Serano. Auch, wenn er irgendwann wieder die Kinder, Eltern und Großeltern mit seinen Vorführungen erfreuen darf, so befürchtet er, „dass es auch danach eine Zeit lang dauert, bis sich die Leute wieder raustrauen“.
„Dieses Jahr wird’s nichts mehr mit Zirkus; ich glaub’s nicht.“Dennoch will der 32-Jährige durchhalten. Jetzt sei es „schon fast wie im Krieg“. Er ist jedoch entschlossen, diese schwierige Zeit zu meistern: „Wenn die Leute begeistert klatschen, die Kinder wieder fröhlich lachen, dann hat sich das alles bezahlt gemacht.“Wegen des Virus allein will Serano seinen Zirkus nicht aufgeben –„Niemals“. Nichts tun und nur abwarten möchte er auch nicht: Ab August kann er bei einer Pferdespedition als Lastwagenfahrer anfangen, damit ein bisschen Geld in die Kasse kommt. Mitten in der Corona-Krise hat die Zirkusfamilie zudem „gemerkt, dass man auch mit viel weniger auskommen kann“.
Normalerweise gastiert der Zirkus seit sieben Jahren jede Woche an einem anderen Ort – vornehmlich im Allgäu, im angrenzenden Österreich und in Tirol. In dem Zelt, das bis zu 400 Gästen Platz
finden für gewöhnlich am Wochenende jeweils drei Aufführungen statt, die etwa 90 Minuten dauern. In großen Orten, wo viel Werbung notwendig sei, koste der Betrieb des Zirkus wöchentlich bis zu 2500 Euro. In kleineren Gemeinden mit nur zwei Aufführungen und entsprechend weniger Flyern reichten meist 1500 Euro aus.
Aktuell fallen neben den Ausgaben für den Lebensunterhalt der Familie und für das Tierfutter entsprechend weniger Kosten an. „Aber iraber gendwann werden die Versicherungen für die Fahrzeuge und Tiere fällig“, erklärt Serano. Mit Ausnahme der Website kümmert sich die Familie um alles selbst. Mario Serano sagt: „Nach vier, fünf Wochen ohne Einnahmen haben wir gemerkt, wie sparsam man wirtschaften kann.“
Zwei Ballen Heu und sieben Kubikmeter Sägespäne sind trotzdem jede Woche nötig, um die beiden Shetland-Ponys, die irischen Pferde, Ziegen und die Mini-Pferde artgerecht versorgen zu können. Unbietet, terstützung erhält die Familie dabei unter anderem von Landwirten aus Pleß. Bis der Zirkus wieder durchstarten darf, sucht die Familie für den kommenden Sommer eine Bleibe – möglichst mit Wasser und Stromanschluss.
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