Bleibt das Becken in diesem Sommer leer?
Coronavirus Unter normalen Umständen würden die Freibäder im Mai wieder öffnen – das halten viele Betreiber aber trotz gelockerter Vorschriften für unwahrscheinlich. Allerdings gibt es einen Pandemie-Plan
Landkreis 28 Grad, strahlender Sonnenschein, ein Sprung ins kühle Wasser und danach leckere FreibadPommes – ob man in diesem Sommer mit solchen Bade-Szenen rechnen darf, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass vor 4. Mai kein Freibad öffnen darf, das wurde in der Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet. Dabei wären die Betreiber der Schwimmbäder in der Region eigentlich startbereit.
Andreas Palige von der Stadt Weißenhorn teilt unserer Redaktion mit, dass städtische Mitarbeiter schon seit längerem den Außenbereich des Weißenhorner Freibades reinigen und vorbereiten. Aber alles auf kurze Sicht: „Wir warten die nächsten Tage ab und schauen, was verfügt und beschlossen wird“, sagt Palige. Normalerweise wäre Anfang Mai der Startschuss für das Freibad – und auch die aktuellen Wetterbedingungen würden passen.
Auch wenn die Ausgangsbeschränkungen weiter gelockert werden, ist es Andreas Palige zufolge fraglich, wann und in welchem Umfang der Badespaß stattfinden könnte. Er rechnet mit Einschränkungen: „Es kann sein, dass wir Maßnahmen treffen müssen oder es von behördlicher Seite Anweisungen gibt.“Organisatorische Fragen, wie viele Personen an der Kasse anstehen dürfen oder wie man Abstände bei den Kabinen regelt, seien nur der Anfang. Die Betreiber fragen sich teilweise, wie man Abstandsregeln im Freibad einhalten könne. „Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Aber ich vermute, dass das im Mai nichts mehr wird“, sagt Palige.
Auf die Frage, wie das Donaubad in Neu-Ulm in dieser Zeit plant, hat Geschäftsführer Jochen Weis eine zweigeteilte Antwort: „Zum einen bereiten wir alles so vor, dass man wie sonst auch am 15. Mai öffnen kann. Auf der anderen Seite bleibt die Frage, ob man überhaupt öffnen darf.“Das Personal in Neu-Ulm kümmert sich um das Bad. Da die Eislaufanlage, die den gleichen Betreibern gehört, schon früh aus dem Betrieb genommen wurde, hatte man viel Zeit, das Bad auf Vordermann zu bringen. Laut Weis gibt es Verbesserungen im Kinderspielbereich und ein neues Spielgerät, auch die Liegewiese wurde verschönert. Das Bad sei in einem sehr guten Zustand. Weis und seine Mitarbeiter fiebern dem Tag entgegen, an dem sie öffnen dürfen. Sie sind motiviert, auch wenn die Aussichten derzeit nicht viel versprechen. Bis Ende August sind aufgrund des Coronavirus große Veranstaltungen verboten – und bei gutem Wetter kann einiges los sein im Freibad, auf der Wiese, im Becken und vor dem Kiosk.
„Wie soll ich denn bei 35 oder 40 Grad, wenn jeder ins Wasser will, Abstände kontrollieren?“, fragt sich Michael Öchsle, Betriebsleiter des Seebades in Senden. Absperrbänder oder Klebestreifen auf der Wiese und im Schwimmbecken anbringen? Wohl unmöglich. Neben dem Natursee gibt es in Senden auch ein Schwimmer- und ein Kinderbecken im Bad. „Die sind alle noch leer. Wenn es soweit kommen soll, sind sie schnell gefüllt“, sagt Öchsle. Mit einem Vorlauf von zehn bis 14 Tagen könnte man bis zur Öffnung alles gut vorbereiten. „Doch ich seh uns eher am Ende der Kette“, sagt der Freibadleiter. Erst einmal würden wohl Schulen und Kindergärten öffnen, später vielleicht die Bäder.
Die bayerische Regierung wird wohl bald entscheiden müssen, ob es dieses Jahr eine Freibad-Saison gibt.
Neben der offiziellen Regelung wurde für Betreiber von Bädern ein Pandemie-Plan von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) verfasst. Darin wird zum Beispiel erklärt, dass Schwimmbäder, wie auch Schulen, Kindergärten oder Universitäten, öffentlicher Raum sind – die Besonderheit sei aber, dass durch das Schwimmbeckenwasser theoretisch Krankheitserreger übertragen werden können. Doch das Coronavirus wird durch das Chlor sicher abgetötet. „Wir machen regelmäßig Wasserproben“, sagt Öchsle. In Schwimmbädern besteht laut dem Bericht der DGfdB kein höheres Ansteckungsrisiko als in anderen Einrichtungen.
Im Plan werden auch Hygieneund Abstandsanpassungen angesprochen: Werden diese kommuniziert und eingehalten, „liegen vergleichbar gute Voraussetzungen vor, um in Zeiten einer viralen Ansteckungswelle mit angepasstem Nutzerverhalten Freizeitaktivitäten in Schwimmbädern zu ermöglichen“, erklärt die DGfdB in ihrem Plan. Doch Öchsle meint: „Abwarten. Ich glaube nicht, dass wir in diesem Sommer großartig etwas erleben.“
Dann bleibt nur noch die Hoffnung, gegen Ende des Jahres im Hallenbad schwimmen zu können. Das Nautilla in Illertissen rechnet stark damit, wieder zu öffnen. „Wir haben die geplante Schließzeit genutzt, um einige Sachen herzurichten und zu erneuern“, sagt Betriebsleiter Jürgen Huber. Einen Duftgarten in der Sauna-Landschaft beispielsweise. Die Freibadbetreiber hoffen dagegen gerade jetzt auf grünes Licht.