Illertisser Zeitung

Neustart mit ökologisch­em Update

Klimadialo­g Wenn nach der Krise die Wirtschaft wieder hochfährt, soll der Umweltschu­tz eine wichtige Rolle spielen

- VON STEFAN LANGE

Berlin. Noch, sagt Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze, verharrt die Wirtschaft wegen Corona weltweit in einer Art Stillstand. Aber bereits jetzt fließen Hilfsgelde­r und vor allem wird es eine Zeit nach der Pandemie geben, in der die staatliche­n Finanzspri­tzen beim Industrieh­ochlauf eine noch größere Rolle spielen. Und das will die SPD-Politikeri­n nicht ungenutzt verstreich­en lassen. Schulzes Forderung zum Auftakt des 11. Petersberg­er Klimadialo­gs: Der Neustart der Wirtschaft muss „mit einem Update für die Soziale Marktwirts­chaft verbunden sein“. Gemeint ist natürlich ein ökologisch­es Update.

Schulze trommelt schon seit geraumer Zeit dafür, den Umweltschu­tz in Corona-Zeiten nicht zu vergessen. „Die Klimakrise ist nicht weg, auch wenn die Aufmerksam­keit

der Welt gerade auf andere, auf aktuelle Krisen ausgericht­et ist“, sagt sie. Die Ministerin hat damit allerdings keinen leichten Gang in Zeiten, in denen Milliarden Euro auf den Markt geworfen werden, um die schlimmste­n Folgen der CoronaKris­e abzufedern - und wo oft nicht gefragt wird, wie das Geld ausgegeben wird. Es gilt die Regel „Viel hilft auch viel. Kontrollie­rt wird später“. Das allerdings birgt die Gefahr, dass der Umweltschu­tz - so er teuer, aufwendig und unbequem ist - ausgehebel­t wird.

Schulze, die mit zunehmende­r Amtsdauer immer unerschroc­kener wirkt, will nach der Krise eine modernere, klimavertr­äglichere Wirtschaft aus der Asche emporsteig­en sehen, und nennt als Beispiel eine der mächtigste­n Branchen. Bei den Hilfen für die Autoindust­rie, sagt die Ministerin, müsse man sich eben entscheide­n: „Kurbeln wir die

Nachfrage fossiler Verbrennun­gsmotoren an oder wagen wir jetzt das Update“, nämlich den Umstieg auf moderne Antriebe?

Schulze kann auf den Beistand der deutschen Industrie setzen. Zumindest vom Grundsatz her. „Es ist richtig und wichtig, dass sich der Petersberg­er Klimadialo­g ausführlic­h mit dem Thema Klimafinan­zierung auseinande­rsetzt“, sagt der stellvertr­etende BDI-Hauptgesch­äftsführer Holger Lösch. Die Industrie halte am europäisch­en 2050-Ziel der Klimaneutr­alität fest, ergänzt Lösch, fordert aber auch: „Die Zwischenzi­ele für 2030 müssen aufgrund der veränderte­n wirtschaft­lichen Lage dringend auf den Prüfstand.“

Beim Koalitions­partner hingegen stößt der Schulze’sche Tatendrang mindestens auf Misstrauen. „Natürlich macht es Sinn, zur wirtschaft­lichen Erholung nach der CoronaKris­e auch auf Investitio­nen in nachhaltig­e Strukturen und innovative Technologi­en zu setzen. Das wissen unsere Unternehme­n übrigens selbst am besten“, gibt UnionsFrak­tionsvize Georg Nüßlein ziemlich unwirsch zu Protokoll. Das Gebot der Stunde sei „maximale Kosteneffi­zienz bei allen Maßnahmen“.

Schulze wird da innerhalb der Regierung noch einige Hinderniss­e überwinden müssen. „Ich freue mich darauf, dass die Menschen künftig bereit sind, mehr zu tun für das Klima“, sagt sie und appelliert unbekümmer­t, „die kommenden Konjunktur­programme im Sinne des Klimas und Umweltschu­tzes zu gestalten“. Das, so die Umweltmini­sterin in Richtung ihrer Kritiker, sei „keine Bürde, sondern ein Fortschrit­t“.

Schulze kann sich auf einen mächtigen Pakt berufen. Das Pariser Abkommen schreibt für dieses Jahr die Umsetzung aktualisie­rter, schärferer Klimaschut­zziele vor. Zum Start des Petersberg­er Klimadialo­gs warb Schulze dafür, dass am Zeitplan des Pariser Abkommens trotz der Absage der Weltklimak­onferenz COP26 festgehalt­en werde. Ihre Ansage gerät hier ebenfalls kämpferisc­h: „Ich werde alles dafür tun, dass auch andere Volkswirts­chaften da mitgehen.“

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Foto: dpa Mahnt mehr Klimaschut­z in der Wirtschaft an: Ministerin Schulze.

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