Illertisser Zeitung

Wie Kuka die Corona-Krise spürt

Industrie Der Roboter- und Anlagenbau­er ist nach einem guten Jahr 2019 in die roten Zahlen gerutscht. Der Vorstand will die Beschäftig­ung sichern

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Augsburg Das Coronaviru­s färbt die ersten Bilanzen deutscher Aktiengese­llschaften rot. So ist der Augsburger Roboter- und Anlagenbau­er Kuka zwischen Januar und März dieses Jahres in die roten Zahlen gerutscht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach von im ersten Quartal 2019 noch positiven 22,2 Millionen Euro auf minus 34,2 Millionen Euro ein. Den deutlichen Verlust führt der Vorstand des Unternehme­ns auf einen rückläufig­en Umsatz und „Projektver­schlechter­ungen“zurück.

Weltweit wurden Investitio­nen und Vorhaben wegen der Auswirkung­en der Pandemie verschoben. Für Kuka besonders wichtige Kunden aus der Autoindust­rie wie Volkswagen hatten ihre Produktion überwiegen­d stillgeleg­t. Das traf Kuka als weltweit in mehr als 40 Ländern aktiven Zulieferer hart. Dabei hatte Kuka-Chef Peter Mohnen im vergangene­n Jahr das Unternehme­n, das schon seit 2018 die lange vor Corona ausgebroch­ene Krise der Autoindust­rie spürt, deutlich stabilisie­rt. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen war auch dank immer besser greifender Sparmaßnah­men von 34,3 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 47,8 Millionen Euro im vergangene­n Jahr gestiegen. Nach

Steuern verblieb damit ein Überschuss von 17,8 Millionen Euro.

Der Kuka-Vorstand bleibt nach Informatio­nen unserer Redaktion bei seiner Aussage von Ende März „dass keine weiteren Job-Maßnahmen geplant sind“. Mohnen hat sich zum Ziel gesetzt, während der Corona-Krise an den zuletzt rund 3500 Arbeitsplä­tzen in Augsburg festzuhalt­en. Einst arbeiteten für Kuka etwa 4000 Frauen und Männer am Stammsitz. Durch Sanierungs­programme wurden aber hunderte Jobs gestrichen. Allein durch ein von Mohnen aufgesetzt­es Effizienzp­rogramm fielen bis Ende vergangene­n Jahres 350 Stellen in Augsburg weg. Bereiche des Standortes sind nach wie vor in unterschie­dlichem Ausmaß von Kurzarbeit betroffen.

Die Kuka-Quartals-Bilanz lohnt einer genaueren Analyse: Es fällt auf, dass der Bereich „Systems“, also der Anlagenbau, spürbarer in die roten Zahlen abgerutsch­t ist als das Roboter-Segment. So betrug das Ergebnis vor Steuern und Zinsen im Anlagenbau minus 8,3 Millionen Euro nach noch plus 4,8 Millionen Euro im Vorjahresz­eitraum. In der Roboter-Sparte lag das Ebit mit 3,9 Millionen Euro jedoch nicht so stark im negativen Bereich, während hier 2019 in den ersten drei Monaten noch 14,1 Millionen Euro zu Buche standen. Wie in Branchenkr­eisen zu hören ist, leiden Anlagenbau­er wie Kuka darunter, dass Auto-Konzerne ihre Bänder für den Bau neuer Montagelin­ien, auf denen dann auch Hybrid- und Elektrofah­rzeuge gebaut werden können, nur umbauen und nicht wie früher neue Systeme in Auftrag geben. Das Geschäft ist margenschw­ach. Und der Preisdruck seitens der Autobauer wird einhellig als „immens“beschriebe­n. Doch für ein Unternehme­n wie Kuka ist es sinnvoll, Kunden alles aus einer Hand anbieten zu können, also neben Robotern auch weitere

Automatisi­erungslösu­ngen im Programm zu haben.

Mohnen machte aber auch deutlich, das stark von der Pandemie betroffene erste Quartal dieses Jahres sei „sicher nicht aussagefäh­ig für das Jahr 2020“. Seiner Ansicht nach werden die Auswirkung­en des Coronaviru­s Kuka im ersten Halbjahr begleiten. Somit ist es nicht verwunderl­ich, dass der Konzern-Chef sich derzeit wie viele Kollegen in anderen Firmen nicht in der Lage sieht, einen verlässlic­hen Ausblick für 2020 abzugeben.

Einstweile­n laufen die Geschäfte trotz Corona – wenn auch noch auf einem niedrigere­n Niveau – weiter. Dabei mehren sich mittel- und langfristi­g betrachtet die Hoffnungsz­eichen. So hat Kuka einen Rahmenvert­rag mit BMW für die Lieferung für rund 5000 Roboter für neue Produktion­slinien unterzeich­net. „Seit mehr als 40 Jahren setzt BMW auf Kuka-Technologi­en aus Augsburg“, sagte Mohnen zu dem symbolisch wichtigen und in Mitarbeite­rkreisen

mit Erleichter­ung aufgenomme­n Groß-Auftrag.

Dabei ist Kuka bei BMW nicht alleine zum Zuge gekommen. Auch Fanuc, der große japanische Konkurrent der Augsburger, wurde von den Münchnern Autobauern, wenn auch nicht ganz so üppig wie Kuka, bedacht. Die Asiaten sind mit 3500 Robotern bei BMW mit von der Partie. Solche in der Regel mit höheren Margen als im reinen Anlagenbau lockenden Aufträge ziehen sich meist über Jahre hin, schlagen sich also schrittwei­se in den Bilanzen nieder, können aber die Beschäftig­ung über einen längeren Zeitraum stabilisie­ren.

Kuka bekommt auch in CoronaZeit­en

nach wie vor wichtige Orders aus dem Anlagenbau und trumpfte hier jüngst mit Erfolgsmel­dungen in drei Fällen auf, ohne die Auftraggeb­er zu nennen. Die bestehende­n Montagelin­ien müssen hier in kurzer Zeit etwa so umgerüstet werden, dass auf ihnen auch Elektroaut­os hergestell­t werden können. Dabei ist der Druck für Zulieferer enorm, fordern die Autoherste­ller doch immer kürzere Taktzeiten ein, mit denen sich dank neuer Automatisi­erungstech­nik Fahrzeuge produziere­n lassen. Doch Kuka steht auf vielen Beinen und erzielt zunehmend Erfolge im lukrativen Medizintec­hnik-Bereich.

Die dänische Firma Life Science Robotics setzt bei einem Rehabilita­tionsgerät namens „Robert“auf den Kuka-Leichtbau-Roboter LBR Med. Ein Video zeigt, wie der automatisc­he Helfer das Bein eines Patienten nach der Vorgabe der Physiother­apeutin rauf und runter bewegt. Die Fachkräfte werden dadurch entlastet und können sich, während ihnen der starke und dennoch sensible „Robert“assistiert, anderen Kranken zuwenden. Der Roboter dürfte gerade in CoronaZeit­en, in den Menschen Abstand halten müssen, für Kliniken interessan­t sein, übernimmt doch „Robert“den Nahkontakt für die Physiother­apeuten.

Ein Roboter für den Reha-Bereich

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Foto: Kuka AG Die dänische Firma Life Science Robotics setzt bei einem Rehabilita­tionsgerät namens „Robert“auf den Kuka-Leichtbau-Roboter LBR Med.

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