Eine dornige Pflanze mit viel Reinigungskraft
Natur Schon die Steinzeitmenschen nutzten die Brombeere als Heil- und Nahrungsmittel
Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. Denn ab heute stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist die Autorin unserer Serie. Heute stellt sie die Brombeere vor.
Bei den Reinigungsritualen der Antike und des Mittelalters spielte der dornenbewehrte Brombeerstrauch (Rubus fructiosus) eine wichtige Rolle. Dabei musste der Kranke durch die überhängenden Ranken kriechen, um Krankheit, Sünde und Unglück an den stacheligen Zweigen abzustreifen.
Die Brombeere finden wir in wild wachsenden Hecken, an Feldrainen und Waldrändern – stets der Sonne zugewandt. Sie gehört zur großen Familie der Rosengewächse, die vom Obstbaum bis zur kleinen Walderdbeere reicht. Der Brombeerstrauch wächst in ganz Europa. Dabei kann er eine Höhe bis drei Meter erreichen. In den Monaten Mai bis in den späten Herbst hinein blüht er mit weißen oder rosafarbenen Blüten. Dabei kennt er keine einheitliche Blütezeit. Oftmals wachsen an einem Strauch Blüten und unreife Früchte zugleich. Im September haben die Beeren den Höhepunkt der Reife erreicht.
Bei der Ernte lösen sie sich wie von selbst vom Strauch und fallen in die geöffnete Hand. Denn vollreif müssen die Beeren sein, sonst sind sie sauer und diätetisch wertlos.
Die Brombeerblätter bilden die
Droge. Die noch jungen aber voll entfalteten Blätter werden im späten Frühjahr gesammelt und sogleich im Schatten getrocknet. Dazu werden sie auf Holzrosten ausgebreitet.
Schon die Steinzeitmenschen nutzten Beeren, Blüten und Blätter des Strauchs als Heil- und Nahrungsmittel. Hildegard von Bingen, die große Ärztin und Klosterfrau des frühen Mittelalters, behandelte damit Husten und Halsschmerzen, Fieber, Migräne und Zahnschmerzen. Brombeerblättertee wirkt leicht blutdrucksenkend, blutreinigend, entschlackend und blutstillend, zusammenziehend und stopfend. Von unseren Großmüttern wurde er gerne bei leichten Durchfallerkrankungen getrunken.
Auch bei Magen- und Darmkatarrh, zur Blutreinigung und bei Hautausschlägen ist Brombeerblättertee ein altbewährtes Hausmittel. Ebenso erprobt ist er für Spülungen und zum Gurgeln bei Angina und Halsentzündung. Die Früchte sind kräftigend, aufbauend, aber auch leicht abführend. Sie wirken vorbeugend gegen Erkältungen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass die Enzyme der Beere besonders wichtig für das Gehör sind.
Wie aber lässt sich die Brombeere nun konkret verwenden? Heißer Brombeersaft mit Honig ist bei fiebrigen Erkältungen, bei Husten und Heiserkeit ein zuverlässiges Hausmittel.
Aber auch eine Lotion gegen fettige Haut kann man zubereiten. Man nimmt 20 bis 25 Gramm Brombeerblätter und lässt sie zehn Minuten lang kochen. Der Absud wird morgens und abends auf das Gesicht aufgetragen.