Parkhaus am Bahnhof schon wieder teurer
Nicht nur das belastet die Kasse der Ulmer Gesellschaft
Ulm Wieder ist das Coronavirus schuld: Der Ulmer Hauptausschuss hat zwar den Wirtschaftsplan für die Parkbetriebsgesellschaft (PBG) verabschiedet und darin festgelegt, wie viel Geld das städtische Unternehmen in diesem Jahr einnehmen soll. Doch das Ziel wird die PBG nicht erreichen können. Die Parkhäuser sind wegen der Einschränkungen im öffentlichen Leben bei Weitem nicht so voll wie üblicherweise. Und die Parkgebühren hat die Stadt vorübergehend gesenkt.
5,40 Euro beträgt die Tagespauschale gerade. Das soll Pendler ermutigen, das Auto zu nehmen. Aus Sicherheitsgründen, um Abstand zu halten. Eigentlich ist das Ziel der Stadtpolitiker ja ein anderes: Möglichst viele Menschen sollen den öffentlichen Nahverkehr nutzen, viele Straßen stehen vor dem Kollaps.
Fürs Erste kalkuliert die Stadt mit Einnahmen in Höhe von 9,04 Millionen Euro bei veranschlagten 2,5 Millionen Einstellungen. Berücksichtigt sind dabei auch die Tariferhöhungen, die aber gerade nicht angewandt werden. Geld ausgeben muss die PBG für Renovierungen und Reparaturen: In der Tiefgarage Theater muss der Beton unterstützt werden, in den Parkhäusern am Rathaus, Salzstadel, Fischerviertel und CCU Nord muss die Beschichtung erneuert werden. Und für das neue Parkhaus am Bahnhof werden in diesem Jahr laut Plan 17 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt soll am Ende ein Jahresüberschuss von 630000 Euro herauskommen – der wegen der Corona-Pandemie auch geringer ausfallen oder sogar ganz wegfallen könnte.
Das Parkhaus am Bahnhof indes bleibt ein Sorgenkind. Wieder sind die Baukosten gestiegen, es ist das dritte Mal. Diesmal sind neben der Baupreissteigerung zusätzlich nötig gewordene Ergänzungen die Ursache, beispielsweise Brüstungen. Damit belaufen sich die Gesamtkosten für die Tiefgarage und die unterirdische Passage zur Innenstadt nun auf 65 Millionen Euro. Diesmal haben die Planer vorsichtshalber schon einen Puffer von einer halben Million eingerechnet. Grüne und CDU kritisieren das Projekt rituell. Die einen hätten am liebsten ganz auf neue Parkplätze verzichtet, die anderen aus Kostengründen lieber ein überirdisches Parkhaus gesehen. CDUFraktionschef Kienle rechnete nun einen Preis von 150000 Euro pro Parkplatz aus und nannte das „europaweit rekordverdächtig“. Baubürgermeister Tim von Winning wies die Zahl zurück: Kienle habe unterschlagen, dass auch die Passage Geld koste und eine falsche Zahl der Stellplätze herangezogen.
Noch nicht abschließend geklärt ist, wie viele Ladeplätze für E-Autos entstehen und wie viele mit einer Schnellladesäule ausgestattet werden. Die PBG hat die Erfahrung gemacht, dass diese vor allem außerhalb der Parkhäuser genutzt werden. In den Garagen stellten viele Fahrer ihre Autos so lange ein, dass die normalen Ladesäulen genügten. Die PBG plant derzeit mit 32 Ladesäulen. Kienle, ein Verfechter der Elektromobilität, fordert viel mehr. Und er setzt sich für Lastenfahrräder ein, die dort bereitstehen und gemietet werden können. Das könne eine attraktive Alternative zum Auto sein, gerade direkt in der Innenstadt und am Hauptbahnhof.
Fahrräder indes sollen nicht unterirdisch, sondern dezentral und über der Erde abgestellt werden. Wo genau, hängt vom neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ab. Über ihn und seine Größe müssen die Stadtpolitiker nicht entscheiden. Fürs Erste werden daher provisorische Fahrradstellplätze entstehen. Für diese kann die Stadt kein Fördergeld beantragen. Die Möglichkeit soll genutzt werden, wenn die endgültige Lösung feststeht.