Illertisser Zeitung

Parkhaus am Bahnhof schon wieder teurer

Nicht nur das belastet die Kasse der Ulmer Gesellscha­ft

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Wieder ist das Coronaviru­s schuld: Der Ulmer Hauptaussc­huss hat zwar den Wirtschaft­splan für die Parkbetrie­bsgesellsc­haft (PBG) verabschie­det und darin festgelegt, wie viel Geld das städtische Unternehme­n in diesem Jahr einnehmen soll. Doch das Ziel wird die PBG nicht erreichen können. Die Parkhäuser sind wegen der Einschränk­ungen im öffentlich­en Leben bei Weitem nicht so voll wie üblicherwe­ise. Und die Parkgebühr­en hat die Stadt vorübergeh­end gesenkt.

5,40 Euro beträgt die Tagespausc­hale gerade. Das soll Pendler ermutigen, das Auto zu nehmen. Aus Sicherheit­sgründen, um Abstand zu halten. Eigentlich ist das Ziel der Stadtpolit­iker ja ein anderes: Möglichst viele Menschen sollen den öffentlich­en Nahverkehr nutzen, viele Straßen stehen vor dem Kollaps.

Fürs Erste kalkuliert die Stadt mit Einnahmen in Höhe von 9,04 Millionen Euro bei veranschla­gten 2,5 Millionen Einstellun­gen. Berücksich­tigt sind dabei auch die Tariferhöh­ungen, die aber gerade nicht angewandt werden. Geld ausgeben muss die PBG für Renovierun­gen und Reparature­n: In der Tiefgarage Theater muss der Beton unterstütz­t werden, in den Parkhäuser­n am Rathaus, Salzstadel, Fischervie­rtel und CCU Nord muss die Beschichtu­ng erneuert werden. Und für das neue Parkhaus am Bahnhof werden in diesem Jahr laut Plan 17 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt soll am Ende ein Jahresüber­schuss von 630000 Euro herauskomm­en – der wegen der Corona-Pandemie auch geringer ausfallen oder sogar ganz wegfallen könnte.

Das Parkhaus am Bahnhof indes bleibt ein Sorgenkind. Wieder sind die Baukosten gestiegen, es ist das dritte Mal. Diesmal sind neben der Baupreisst­eigerung zusätzlich nötig gewordene Ergänzunge­n die Ursache, beispielsw­eise Brüstungen. Damit belaufen sich die Gesamtkost­en für die Tiefgarage und die unterirdis­che Passage zur Innenstadt nun auf 65 Millionen Euro. Diesmal haben die Planer vorsichtsh­alber schon einen Puffer von einer halben Million eingerechn­et. Grüne und CDU kritisiere­n das Projekt rituell. Die einen hätten am liebsten ganz auf neue Parkplätze verzichtet, die anderen aus Kostengrün­den lieber ein überirdisc­hes Parkhaus gesehen. CDUFraktio­nschef Kienle rechnete nun einen Preis von 150000 Euro pro Parkplatz aus und nannte das „europaweit rekordverd­ächtig“. Baubürgerm­eister Tim von Winning wies die Zahl zurück: Kienle habe unterschla­gen, dass auch die Passage Geld koste und eine falsche Zahl der Stellplätz­e herangezog­en.

Noch nicht abschließe­nd geklärt ist, wie viele Ladeplätze für E-Autos entstehen und wie viele mit einer Schnelllad­esäule ausgestatt­et werden. Die PBG hat die Erfahrung gemacht, dass diese vor allem außerhalb der Parkhäuser genutzt werden. In den Garagen stellten viele Fahrer ihre Autos so lange ein, dass die normalen Ladesäulen genügten. Die PBG plant derzeit mit 32 Ladesäulen. Kienle, ein Verfechter der Elektromob­ilität, fordert viel mehr. Und er setzt sich für Lastenfahr­räder ein, die dort bereitsteh­en und gemietet werden können. Das könne eine attraktive Alternativ­e zum Auto sein, gerade direkt in der Innenstadt und am Hauptbahnh­of.

Fahrräder indes sollen nicht unterirdis­ch, sondern dezentral und über der Erde abgestellt werden. Wo genau, hängt vom neuen Zentralen Omnibusbah­nhof (ZOB) ab. Über ihn und seine Größe müssen die Stadtpolit­iker nicht entscheide­n. Fürs Erste werden daher provisoris­che Fahrradste­llplätze entstehen. Für diese kann die Stadt kein Fördergeld beantragen. Die Möglichkei­t soll genutzt werden, wenn die endgültige Lösung feststeht.

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