Respekt für Ratsmitglieder und Rathauschefs
Wer in diesen Tagen etwas zu feiern hat, ist zu bedauern. Ob Geburtstag, Hochzeitstag oder Jubiläum: Alles steht dieses Frühjahr unter dem Schatten von Corona. Das trifft auch die Menschen, die sich teilweise seit Jahrzehnten in der Kommunalpolitik engagiert haben und deren Amtszeit diese Woche endete. Ob Oberbürgermeister, Stadtrat oder Kreisrat: Für keinen von ihnen gab es eine Abschiedsfeier, wie sie sonst stattgefunden hätte: Nicht mal den sprichwörtlichen warmen Händedruck, den man sonst als Mindestmaß für Dankbarkeitsbezeugung bekommen könnte, war den ausscheidenden Ratsmitgliedern und Rathauschefs vergönnt. Ganz zu schweigen vom obligaten Gruppenfoto, das bei solchen Anlässen gerne gemacht wird. Das fiel diese Woche aus – oder führte zu fast schon künstlerisch anmutenden Aufstellungen mit Maximalabstand.
In Zeiten, in denen Dankbarkeit anders ausgedrückt werden muss, ist es vielleicht auch an der Zeit, grundsätzlich seine Haltung den Menschen gegenüber zu hinterfragen, die sich dafür entschieden haben, sich – in der Regel im Ehrenamt – um die Belange ihrer Städte und Gemeinden zu kümmern. Sitzungen, Fraktionsbesprechungen und unzählige Termine sind nur der nach außen sichtbare Teil der Aufgabe, die Kommunalpolitiker übernehmen. Dazu kommt eine Menge Aktenstudium und Recherche zu Hause und das Wissen, dass man eigentlich immer im Dienst ist – denn, auch beim Einkaufen und beim Sport sind Stadt- und Gemeinderäte in der Regel immer ansprechbar und werden auch angesprochen. Umso mehr verdienen diejenigen, die sich bewusst dafür entschieden haben, diesen Einsatz für die Gesellschaft zu bringen, Respekt und Anerkennung. Nicht nur nach sechs, zehn, fünfzehn Jahren oder gar mehreren Jahrzehnten, sondern schon jetzt, zu Beginn ihrer neuen Amtszeit. Und wenn das nicht mit einem warmen Händedruck geht, dann vielleicht mit etwas mehr Verständnis und Entgegenkommen in den kommenden Monaten und Jahren.