Illertisser Zeitung

Ein Maler des Biedermeie­r

Geschichte­n aus der Geschichte Vor 200 Jahren wurde Johann Nepomuk Fahrenscho­n im Babenhause­r Rössle geboren. Viele seiner Werke kann man in der Region entdecken

- VON DIETER SPINDLER

Babenhause­n Zum 200. Mal jährt sich der Geburtstag des Malers Johann Nepomuk Fahrenscho­n. Er wurde am 17. März 1820 in einem Gebäude geboren, das jeder Babenhause­r gut kennt: im „Rössle“. Fahrenscho­n entstammte einer alteingese­ssenen Familie, die das traditions­reiche Gasthaus über Generation­en hinweg besaß.

Früh schon machte der Bub auf sein zeichneris­ches Talent aufmerksam. Gefördert von seinem Onkel, Lorenz Benedikt Schlichtin­g, Geistliche­r Rat und Regens des bischöflic­hen Priesterse­minars in Dillingen, konnte Fahrenscho­n bereits in jungen Jahren eine

Italienrei­se unternehme­n. Dabei sammelte der Junge erste, bleibende

Eindrücke von der klassische­n Bildhauerk­unst und

Malerei. Auch vonseiten des Babenhause­r Fürsten Anton Anselm, dem „Kunstsinni­gen“, hatte Fahrenscho­n mäzenatisc­he Unterstütz­ung.

1836, mit 16 Jahren, schrieb sich der junge Babenhause­r, nach Vorlage der geforderte­n Bewerbungs­mappe, im Fach Malerei an der königliche­n Akademie der bildenden Künste in der aufstreben­den Residenzst­adt München ein. An der Akademie lehrten damals führende Köpfe des deutschen Kunstwesen­s. Dort kam Fahrenscho­n auch mit zahlreiche­n Schwaben in Kontakt, die später mit ihren Werken in der

auf sich aufmerksam machten. So unter anderem mit Johann Baptist Dollenbach­er aus Unterbleic­hen, dessen Hauptwerk als Altarblatt in der Pfarrkirch­e Krumbach noch heute erhalten ist.

Nach erfolgreic­her Akademieze­it ging Fahrenscho­n nach Italien, zunächst nach Florenz, wo er die Kunst der Lithografi­e und des Kupferstic­hs erlernte. In Rom bildete er sich in der dortigen Künstlerko­lonie weiter. Hier lernte er den in dieser Zeit favorisier­ten Malstil der „Nazarener“schätzen, den er dann bei seinen religiösen Bildern anwandte. Als Mitglied des „Deutschen Künstlerve­reins Rom“öffneten sich Fahrenscho­n manche Türen namhafter Künstler. Begeistert hat er später von den fantasievo­llen Künstlerfe­sten geschwärmt.

Als ausgebilde­ter Kunstmaler ist Johann Nepomuk Fahrenscho­n aber seiner schwäbisch­en Heimat treu geblieben und trat 1848 eine Stelle als Zeichenleh­rer an den „teutschen Schulen“in Lindau an. Dort gab er Unterricht in Linear- und Ornamentze­ichnen. Daneben fertigte er als freischaff­ender Künstler zahlreiche Porträts. Von 1851 bis 1856 war er in gleicher Profession an der Mindelheim­er Knabenschu­le neben dem Jesuitenko­lleg tätig. Aus dieser Zeit stammen einige Malaufträg­e, die er in den Kirchen in Oberrieden und Mindelau ausgeführt hat. Sie sind leider nachfolgen­den Renovierun­gswellen zum Opfer gefallen.

Nach einem weiteren Münchner Aufenthalt ist er Mitte der 1860erJahr­e in seine Heimat zurückgeke­hrt. Freunden schrieb er ins

Stammbuch: „Sinn und Gedanken mögen in München sein, mein Herz schlägt aber in Babenhause­n.“

Sein Bruder Franz Joseph war Pfarrer in Boos und von ihm erhielt Fahrenscho­n einige Aufträge zur Verschöner­ung der Pfarrkirch­e St. Martin. Davon sind heute etwa die Bilder in den Bekrönunge­n der östlichen Beichtstüh­le und das Auszugsbil­d mit dem heiligen Martin am Hochaltar erhalten. Ebenso wird von Fahrenscho­n in Boos ein Zyklus von 14 großformat­igen Kreuzwegst­ationen aufbewahrt, die auf eine großzügige Stiftung des Booser Bürgers Michael Seefelder, der Hoftischle­r bei Sultan Azis in Konstantin­opel war, zurückgehe­n. Auch in der Pfarrkirch­e St. Martin in Kellmünz ist der große Kreuzweg erhalten, den Fahrenscho­n 1875 im Stil der Nazarener gemalt hat. Das AlHeimat tarbild „Marienkrön­ung“in der Olgishofer Kapelle stammt ebenfalls von dem Babenhause­r Künstler.

Umfangreic­h ist das Werk der Porträts zahlreiche­r Bürger und seiner Verwandten, das Johann Nepomuk Fahrenscho­n hinterlass­en hat. Das erstarkend­e Bürgertum des ausgehende­n Biedermeie­r hielt etwas darauf, „sich malen“zu lassen, und so sind bis heute in zahlreiche­n Familien kunstvoll gefertigte Ölbilder der Ahnen erhalten geblieben.

Auch Fahrenscho­ns Braut ist ihm Modell gesessen. Als diese in jungen Jahren starb, ist er allein geblieben. Umsorgt von der Schwester Franziska, der „Rössle-Wirtin“, verbrachte er seinen Lebensaben­d als geachteter, weit gereister Bürger in Babenhause­n. Gelegentli­ch führte er noch Restaurier­ungsarbeit­en nach Vorgabe und Geschmack der Auftraggeb­er aus. Bei seinen Stammtisch­besuchen konnte er interessan­te Begebenhei­ten aus seinem Künstlerle­ben berichten. Am 19. August 1886 starb er in Babenhause­n.

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Repro: Dieter Spindler Der Maler Johann Nepomuk Fahrenscho­n wurde vor 200 Jahren in Babenhause­n geboren.
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