Illertisser Zeitung

Was dahinterst­eckt

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Desinfekti­onsmittel gegen Corona verabreich­en? Mit diesem Vorschlag hat US-Präsident Donald Trump für Unverständ­nis und Empörung gesorgt. Einen Tag später nannte er seine Worte zwar „Sarkasmus“, doch da waren zustimmend­e Beiträge in sozialen Netzwerken längst unterwegs.

Wie ist das zu bewerten? Chlordioxi­d wirkt zwar gegen Viren, stellt aber auch eine große Gefahr für den menschlich­en Körper dar. Wissenscha­ftler und Behörden warnen daher vor der Einnahme. Die chemische Verbindung, die als Bleichmitt­el und zur Desinfekti­on genutzt wird, wirkt auf Haut und Schleimhäu­te reizend bis ätzend, wie das Institut für Arbeitssch­utz der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung mitteilt. Mögliche Folgen einer Chlordioxi­dEinnahme sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenvers­agen, Darmschädi­gungen und Blutdrucka­bfall. „Es ist daher davon auszugehen, dass eine Injektion noch schwerwieg­endere Folgen hat und nicht als medizinisc­he Anwendung gegen Coronavire­n geeignet ist“, bestätigte Jürgen Floege, Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Medizin.

Auch das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung und die US-Gesundheit­sbehörde FDA warnen vor Chlordioxi­d-Lösungen. Die Mittel werden laut FDA bereits seit Jahren als Heilmittel gegen „Autismus, Krebs, HIV/AIDS, Hepatitis, Grippe und andere Krankheite­n“beworben. Das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) hatte solche Lösungen bereits 2015 als zulassungs­pflichtig und bedenklich eingestuft.

Die Katastroph­enschutzbe­hörde des US-Bundesstaa­tes Washington warnte nach Trumps Äußerungen ebenfalls vor der Einnahme oder Injektion von Reinigungs- oder Desinfekti­onsmitteln. Auch der britische Konsumgüte­rkonzern Reckit Benckiser, zu dessen Marken Sagrotan gehört, erklärte, Desinfekti­onsmittel sollten „unter keinen Umständen“verabreich­t werden. (dpa)

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