Die Currywurst wird digital gebraten
Fußball-Bezirksliga Vereine reagieren mit Kreativität auf die Herausforderungen in der Corona-Krise
Aufheim/Obenhausen Von den Vereinen der Fußball-Bezirksliga ist in der Corona-Krise Kreativität gefordert. Besonders einfallsreich ist man bei der SGM Aufheim/Holzschwang, auch wenn deren Trainer Andreas Spann sagt: „Was für ein Krisenmanagement? Wir sind zur Untätigkeit verdammt.“Damit meint er freilich nur das rein sportliche Geschehen. Der frühere Profi beschreibt die eigene Gemütslage und wohl auch die des Umfelds und der Mannschaft: „Wir sind alle Fußballer aus Leidenschaft. Natürlich fehlt da gerade etwas und das ist nicht nur der Sport selbst, sondern auch alles, was drumherum dazugehört.“
Seine Spieler braten aus diesem Grund eine „digitale Currywurst“.
Spann erklärt die Idee: „Auf Basis einer WhatsApp-Gruppe wird so der Kontakt der Spieler untereinander, aber auch der mit dem Umfeld und den Fans aufrechterhalten.“Die Mannschaft bietet sonntags zu den Anstoßzeiten der Aktiven Mannschaften eine Aufarbeitung der jeweiligen Hinrundenspiele sowie ein besonders Zuckerl an. „Das kann dann mal ein Theaterstück oder auch eine besondere Herausforderung sein“, erklärt Spann. Als Nebeneffekt wird ein Teil der fehlenden Einnahmen aus dem Verkauf am Kiosk kompensiert. Fans und Gönner können das Geld spenden, das sie sonst für ein Bier und eine Wurst ausgegeben hätten.
Beim TSV Obenhausen hat man sich ebenfalls etwas einfallen lassen.
Dort haben die Spieler einen Kanal ins Leben gerufen, der per Videokonferenz einmal in der Woche ein gemeinsames Training ermöglicht. Trainer Tim Hille beklagt dennoch das Fehlen der sozialen Kontakte: „Eine Plattform für das gemeinsame Training zu finden, war schon eine Herausforderung. Das gemeinsame Bier kann das aber natürlich nicht ersetzen.“Zuvor waren Fitnesspläne ausgegeben worden, die die Spieler in Eigenverantwortung abzuarbeiten hatten. „Ob sie das gemacht haben, kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber viel Vertrauen in die Mannschaft“, sagt Hille.
Auch beim SV Thalfingen appelliert Trainer Laurino Di Nobile an die Eigenverantwortung der Spieler. Konkrete Vorgaben wurden aber nicht gemacht. Di Nobile hat durchaus den Eindruck, dass derzeit „irgendwie die Luft raus ist. Da wieder Dampf reinzubringen, würde sicher unheimlich schwierig werden.“Der frühere Landesliga-Spieler gesteht außerdem: „Bei der Frage, wie es weitergehen soll, komme ich auf keinen grünen Zweig.“Er rechnet vor: „Immerhin wären ja noch 15 Spiele in der aktuellen Saison zu bestreiten. Mir ist nicht klar, wie das organisatorisch zu machen wäre. Ich denke, dass ein Neuanfang im Herbst das Einfachste wäre.“
Tim Hille teilt diese Auffassung. „Ich halte einen Neubeginn vor September für unrealistisch. Man sollte an die aktuelle Saison einen Haken machen und im Herbst neu anfangen“, schlägt der Trainer des
TSV Obenhausen vor. Spann ist relativ entspannt: „Ich sehe das momentan wie eine Sommerpause. Aufgrund unserer Tabellensituation kann ich mit jeder Entscheidung über das weitere Vorgehen leben. Wichtig ist aber, dass in absehbarer Zeit eine Entscheidung getroffen wird, wie auch immer sie ausfällt.“
In einem Punkt sind sich aber die drei Trainer einig: Amateurfußball sollte in diesen Tagen ein eher untergeordnetes Thema sein. „Wir wollen alle Fußball spielen, aber das Gemeinwohl ist viel wichtiger“, erklärt Hille stellvertretend. (mis)