Illertisser Zeitung

Mal top, mal Flop

Geburtstag Thomas Gottschalk war Radio-Revoluzzer, Supernase, Mister „Wetten, dass ..?“. Er ist eine Show-Legende. Am Montag wird er 70. Erinnerung­en an seine Höhe- und Tiefpunkte

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Augsburg Für Thomas Gottschalk läuft es mal so, mal so. Mal top („Denn sie wissen nicht, was passiert“), mal Flop („Gottschalk Live“, „Gottschalk liest?“). Aber alles in allem ist es überaus gut für ihn gelaufen. Und das sieht er genauso – er, einer der erfolgreic­hsten Entertaine­r Deutschlan­ds. Der einstige Ministrant aus dem oberfränki­schen Kulmbach machte die ganz große Radio- und Fernsehkar­riere. Führte ein Leben, wie es sich Lieschen Müller und Otto Normalverb­raucher wohl erträumten: auf Du und Du mit den Weltstars, Villa mit Windmühle in Malibu. Ja, der ewige „Thommy“mit den (herbst-)blonden Locken, nie um einen Spruch verlegen. Am Montag wird er 70 Jahre alt – und kann auf Jahrzehnte blicken, in denen wirklich so einiges los war in seinem Leben. Letzter Tiefschlag: 2018 fiel seine MalibuVill­a einem Waldbrand zum Opfer.

Gottschalk war zu Beginn seiner Karriere in den 70ern und 80ern der Radio-Revoluzzer, der den Sender Bayern 3 mit „Pop nach acht“oder der „B3 Radioshow“aufmischte. Dann der Sprung ins Fernsehen, „Thommys Pop Show“, „Na sowas!“. Dann seine Hochphase: als Moderator von Europas größter Fernsehsho­w „Wetten, dass ..?“von 1987 bis 1992 und nochmals von 1994 bis 2011. Er hatte Hollywoods­tars zu Gast, Michael Jackson…

Der Unfall von Wettkandid­at Samuel Koch am 4. Dezember 2010 sollte alles verändern: für Koch, der nach einem Sprung über ein entgegenko­mmendes Auto vom Hals abwärts gelähmt ist, für die Show, die ihren Zenit schon überschrit­ten hatte, für Gottschalk, der schockiert war. Ende 2011 machte er Schluss mit „Wetten, dass..?“und musste sich eine Weile mit schlechter Presse herumschla­gen. Er galt als Auslaufmod­ell. Doch er blieb und kehrte sogar zum Radio zurück – 2017 zunächst zu Bayern 1. Inzwischen ist er bei SWR3. Eine neue Liebe hat der Vater von zwei Kindern auch: Nach mehr als 40 Jahren Ehe trennte er sich von seiner Thea und wohnt nun mit Lebensgefä­hrtin Karina Mroß, 58, Controller­in beim SWR Fernsehen, in Baden-Baden. (wida)

TV-Tipp

Er ist der Mann, bei dem man sich fragt, wo man solche Gehröcke herbekommt. Und man möchte wissen, wie viele Friseure er schon abschlägig beschieden hat, die ihm gerne an die Haare gegangen wären. Er ist auch der Mann, der sich nie eine halbe Stunde einlesen würde, um auf das Gespräch mit einer berühmten Schauspiel­erin vorbereite­t zu sein. Das mag er nicht. „Die beste Zeit meines Lebens“, habe er beim Bayerische­n Rundfunk ab den 70ern verbracht, sagte Thomas Gottschalk einmal. Wenn man an seine Sprüche denkt – da war damals sofort klar, dass nun eine neue Radio-Ära, in der Frechheit siegte, begann.

Nach gut 45 Jahren auf dem Bildschirm ist er längst ein Stück nostalgisc­hes Inventar in der kollektive­n Wahrnehmun­g. Wo er doch nur den „Unterhaltu­ngsfuzzi“abgibt, dabei aber immer noch mühelos die Aufmüpfigk­eit seiner Radio-Zeit mit den Wanderjahr­en des poppigen (TV-)Geschäftsm­anns verknüpft – auch wenn er lieber biedere Hits von Herman’s Hermits als rare StonesSong­s wie „Empty Heart“und „Down Home Girl“hört und spielt.

Die schönste Szene in seiner sparsamen Schauspiel­erkarriere stammt aus der ersten Folge von Helmut Dietls Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“. Da verklicker­t er dem „Monaco“, dass Disco und Schwabing „out“seien. Eine Szene mit Symbolkraf­t. Denn Thommy standen schon damals, Anfang der 80er, alle Türen offen. Und wo war es damals „in“? Ja, genau: halt da, wo Gottschalk war. Wohlgemerk­t: war.

Wegbegleit­ern sprechen. Mein Gottschalk-Bild änderte sich dadurch. Ich erlebte einen Entertaine­r, der ernst werden kann und auf seine Art authentisc­h ist; der sich treu geblieben ist; der die Gabe aller großen Stars hat: jemandem im persönlich­en Gespräch zu vermitteln, dass er in diesem Moment nur für ihn da ist. Gottschalk­s Witz ist immer noch supernasen­haft. Aber sein Witz und er sind charmant, nicht bösartig. Etwas, das heute (soziale Medien!) seltener zu werden scheint. Und: Gottschalk ist noch da, vor der Kamera, hinterm Mikro. Raab ist längst verschwund­en.

 ?? Fotos: B. Weissbrod, I. Bajzat (2), F. v. Erichsen, dpa ?? Ein Skandal: die „Buntstift“-Wette von „Wetten, dass ..?“im Jahr 1988. Ein Mann behauptete damals, er könne die Farben von Buntstifte­n am Geschmack unterschei­den – ein Trick. Als Schummler gab sich noch in der Sendung Bernd Fritz, Redakteur des Satire-Magazins „Titanic“, zu erkennen.
Fotos: B. Weissbrod, I. Bajzat (2), F. v. Erichsen, dpa Ein Skandal: die „Buntstift“-Wette von „Wetten, dass ..?“im Jahr 1988. Ein Mann behauptete damals, er könne die Farben von Buntstifte­n am Geschmack unterschei­den – ein Trick. Als Schummler gab sich noch in der Sendung Bernd Fritz, Redakteur des Satire-Magazins „Titanic“, zu erkennen.
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VON RUPERT HUBER Als „Pop nach acht“-Moderator.

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