Zwei Rivalen, kein Trainer
Eishockey Die DEL-Klubs aus Augsburg und Ingolstadt verbindet eine herzliche Abneigung und eine derzeit vakante Führungsposition
Augsburg Momentan ruht das Geschäft in der Deutschland Eishockeyliga (DEL) fast komplett. Die wenigen Transfers, die in diesen Tagen bekannt gegeben werden, wurden in der Regel schon vor Wochen eingefädelt. Es gehört zur Taktik der PR-Abteilungen, Neuigkeiten tröpfchenweise bekannt zu geben, um in der eishockeyfreien Zeit im Gespräch zu bleiben. Auch bei den Augsburger Panthern ist es ruhig. Sehr ruhig. Dabei steht dort die wichtigste Personalie noch aus: der Trainer. In der vergangenen Saison hieß dieser Tray Tuomie. Seine Arbeitspapiere liefen Ende April aus.
Eine fast identische Situation herrscht beim oberbayerischen Rivalen ERC Ingolstadt, auf den die Panther in der ersten Play-off-Runde getroffen wären. Dort lief der Vertrag von Trainer Doug Shedden aus. Der 59-Jährige reiste aufgrund der Corona-Krise nach dem Saisonabbruch hektisch in die USA und verbringt die Zeit seitdem in seinem Sommer-Domizil auf Marco Island in Florida.
Shedden wie Tuomie würden gerne an ihre alten Wirkungsstätten zurückkehren. Die Verantwortlichen der beiden Klubs lassen sich aber Zeit. In Augsburg ist Hauptgesellschafter Lothar Sigl der entscheidende Mann, in Ingolstadt Sportdirektor Larry Mitchell. Beide haben ganz offensichtlich keine Eile, den vakanten Trainerposten zu besetzen. In beiden Führungsetagen scheint noch keine Entscheidung gefallen.
Seit seiner Rückkehr in die USA habe niemand mit ihm gesprochen, sagte Shedden gegenüber unserer
Zeitung. „Wenn Ingolstadt mich zurückhaben will, werde ich mir das anhören. Wenn sich etwas in Nordamerika auftut, werde ich es genauso erwägen“, sagt der erfahrene Trainer und gibt sich ganz entspannt: „Noch mache ich mir keine großen Gedanken. Ich bin immer noch im Urlaubsmodus. Es liegt ja ohnehin nicht in meinen Händen.“
Ganz ähnlich beschreibt Tuomie seine Situation. Panther-Chef Sigl habe in diesen stürmischen Zei- ten Wichtigeres zu tun, als einen Trainer zu verpflichten. Der 52-Jährige spielt damit auf die noch unklaren Folgen der Corona-Krise auf die DEL an.
Sparen lautet bei (fast) allen Klubs die Devise. Viele Firmen, die als Sponsoren Geld ins Eishockey pumpen, darben derzeit und streichen die Marketingetats zusammen. Wer also nicht in der glücklichen Lage ist, einen milliardenschweren Weltkonzern im Rücken zu haben, wird mit weniger Geld auskommen müssen. Eine erste Konsequenz:
Am Freitag einigten sich die 14 Klubs darauf, die Spieler-Gehälter zu senken. „Bestandsverträge sollen so geändert werden, dass 25 Prozent des Gehalts von einer garantierten Zahlung in eine Variable umgewandelt werden. Für Neuverträge soll das direkt so festgehalten werden“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Eher bescheiden ist auch die Situation für Profis, die noch ohne Vertrag sind. Unter Sparzwang dürften die Klubs nicht mehr dazu neigen, ihnen lukrative Angebote zu machen. Gleiches gilt wohl auch für Trainer.
Tuomie, der sich momentan in seinem Haus in Bremerhaven aufhält, steht in Kontakt mit Sigl und sagt: „Ich habe immer gern in Augsburg gearbeitet, ich bin ein Augsburger Panther. Wie alle anderen im Klub habe ich hart für den Erfolg gearbeitet.“Viele Fans dagegen sehen Tuomie kritisch und pfiffen ihn in den Heimspielen aus. „Natürlich war das eine turbulente Saison, aber wir haben es in die Play-offs geschafft. Und wir wissen nicht, wie es dort ausgegangen wäre. Ich bin mir sicher, dass wir Ingolstadt hätten schlagen können. Aber diese Bühne wurde uns genommen.“