Illertisser Zeitung

Kein schöner Anfang

- VON REBEKKA JAKOB redaktion@illertisse­r-zeitung.de

Es hätte richtig nett werden können im Illertisse­r Stadtrat, fast so wie am ersten Schultag: Auf den Einzeltisc­hen in der Aula der Bischof-Ulrich-Grundschul­e standen Fleißige Lieschen in bunten Töpfen, die den neuen Ratsmitgli­edern durch die Blume zeigten, was ihnen in den nächsten sechs Jahren blüht: Eine ganze Menge Arbeit nämlich, die für einen tüchtigen Stadtrat aber Ertrag bringen soll. Auch Bürgermeis­ter Jürgen Eisen hieß die Neuen im Ratsgremiu­m willkommen mit einem Wort der Warnung: „Sie werden es nicht allen recht machen können.“Eisen sprach dabei zwar von finanziell­en Grenzen und Sachzwänge­n, um die es dabei gehen könnte. Doch er ahnte vermutlich schon, dass wenige Minuten später eine Personalfr­age für die erste Unruhe in der Klasse sorgen würde: Die Wahl seiner beiden Stellvertr­eter hatte von Anfang an Zündstoffp­otenzial.

CSU und SPD haben bei den Kommunalwa­hlen jeweils einen

Sitz im Stadtrat verloren. Die Freien Wähler haben dafür als zweitstärk­ste Fraktion mit Susanna Oberdorfer-Bögel eine neue Ratsfrau dazugewonn­en, die bei ihrer ersten Kandidatur ein historisch­es Ergebnis eingefahre­n hat. 7798 Stimmen gab es für die Illertisse­rin, die sich zugleich um den Posten des Landrats beworben hatte. Susanne Kränzle-Riedl, die später neu gewählte Dritte Bürgermeis­terin, erhielt im März mit 5111 die zweitmeist­en Stimmen. Dass die Freien mit diesen guten Argumenten Anspruch auf einen der Stellvertr­eterposten erheben würden, war zu erwarten. Doch da ist eben auch die Erfahrung des eingespiel­ten Teams Jürgen Eisen und Wolfgang Ostermann, die eine Nominierun­g des langjährig­en zweiten Stellvertr­eters von der SPD durch die CSUFraktio­n des Bürgermeis­ters ebenfalls nahe legte. In seiner ersten Amtszeit hatte sich der Bürgermeis­ter neben seiner Parteikoll­egin Gaby Weikmann-Kristen auf den SPD-Mann verlassen können. Dass nach dem freiwillig­en Abschied der langgedien­ten zweiten Bürgermeis­terin die „Beförderun­g“von Ostermann zum ersten Stellvertr­eter kommen würde, haben sich viele schon gedacht.

Vielleicht haben die Freien Wähler aber auch einfach zu hoch gezielt. Immerhin hat Susanna Oberdorfer-Bögel trotz ihrer hohen Zustimmung­swerte bei der Wahl noch keine Erfahrung mit einem Amt in der Kommunalpo­litik sammeln können. Der erste Vertreter des Bürgermeis­ters muss aber neben Repräsenta­tionspflic­hten auch viele Verwaltung­saufgaben übernehmen, gerade wenn der Bürgermeis­ter im Urlaub oder erkrankt ist. Den erfahrenen Ostermann bei seiner sicheren Wahl zum zweiten Bürgermeis­ter zu unterstütz­en und Susanna Oberdorfer-Bögel für den Job der Dritten Bürgermeis­terin ins Spiel zu bringen, hätte vielleicht ein anderes Ergebnis zustande gebracht. So aber endete nach der ersten Niederlage auch diese Wahl anders. Und die zweitstärk­ste Stadtratsf­raktion ging bei der Postenvert­eilung gänzlich leer aus.

Für Jürgen Eisen, Wolfgang Ostermann und Susanne KränzleRie­dl ist nun eine schwierige Aufgabe dazu gekommen: Das neue Gremium nach seinem schwierige­n Start wieder zu vereinen. Denn an schwierige­n Aufgaben wird es nicht mangeln.

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