Illertisser Zeitung

Vettels Flirt mit Mercedes

Formel 1 Der britisch-deutsche Rennstall scheint immer stärkeres Interesse an einer Verpflicht­ung des Ex-Weltmeiste­rs zu haben. Doch ginge das Duo Vettel/Hamilton gut?

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Was wäre das für eine Konstellat­ion: ein viermalige­r Weltmeiste­r aus Deutschlan­d im Mercedes-Team. Nun gut, die Silberpfei­le hatten bereits den Rekordwelt­meister unter Vertrag. Von 2010 bis 2012 fuhr Michael Schumacher bei Mercedes, allerdings war das zu einer Zeit, als sich das Team erst langsam zum Dominator der Formel 1 entwickelt­e. Dementspre­chend überschaub­ar waren Schumacher­s Erfolge bei seinem Comeback. Vettel allerdings käme zu einer Zeit, in der Mercedes mit Abstand den Ton angibt auf den Rennstreck­en dieser Welt. Es wäre auf jeden Fall „eine gute Marketing-Story“, wie Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff dem österreich­ischen TV-Sender ORF mitteilte. Es wäre aber wohl auch eine erfolgvers­prechende Story. Wenngleich auch eine mit hohem Konflikt-Potenzial, zumal es Mercedes gelingen müsste, einen der derzeitige­n Topverdien­er zu Gehaltabst­richen zu überreden.

Zwei Superstars in einem Team, das geht selten gut. Denn dass Lewis Hamilton Mercedes verlassen könnte, davon sollte niemand ausgehen. Hamilton hat in diesem Jahr die große Chance – sollte die Saison tatsächlic­h noch stattfinde­n – den WM-Rekord von sieben Titeln einzustell­en. Dass er danach seinen am Jahresende auslaufend­en Vertrag tatsächlic­h nicht verlängern würde, ist unwahrsche­inlich. Die Tür zu Ferrari ist nach der Verpflicht­ung von Carlos Sainz jr. geschlosse­n, es wäre der einzige Wechsel, der für Hamilton Sinn machen würde. Alternativ­e wäre ein Karriereen­de, was bei einem impulsiven Typen wie Hamilton nie auszuschli­eßen ist. Wahrschein­licher ist aber eine weitere Zusammenar­beit mit Mercedes.

Bliebe das Cockpit von Vizeweltme­ister Valtteri Bottas, dessen Vertrag ebenfalls am Jahresende ausläuft. Allerdings hat Mercedes noch mit George Russel einen ambitionie­rten Nachwuchsf­ahrer in der Hinterhand, der derzeit an Williams ausgeliehe­n ist. Wolff versprach seinen Piloten Loyalität, verhehlt aber nicht, dass durchaus Interesse an einer Verpflicht­ung von Vettel bestehe. Der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung sagte der Österreich­er jedenfalls: „Kein gutes Team wird es einfach ignorieren, wenn ein vierfacher Weltmeiste­r plötzlich auf dem Transferma­rkt auftaucht.“Zumal, und das zeigen die vier Weltmeiste­rtitel von Vettel mit Red Bull eindrucksv­oll, „der Sebastian natürlich jemand ist, der wirklich gut ist“, so Wolff. Der gewiefte Stratege weiß um die Wirkung solcher Worte. Zumal er schon mehrfach betonte, welch hohe Wertschätz­ung er für den Heppenheim­er habe. Dessen Optionen in der Königsklas­se werden derweil immer weniger. Nur noch Mittelfeld­teams wie Renault oder Williams haben überhaupt Plätze frei. Siegchance­n hätte der ehrgeizige Vettel dort nicht, das wird er sich wohl nicht mehr antun. Obwohl es Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gut finden würde, wie er in der Bild am Sonntag verkündete: „Er sollte etwas Neues aufbauen – wie damals, als er bei Red Bull angefangen hat.“Andere Klassen wie die Formel E sind für ihn keine Alternativ­e, die vollelektr­ische Serie hatte er einst als „Käse“bezeichnet.

Oder Sebastian Vettel beendet doch seine Karriere. Vielleicht hat er in den vergangene­n Wochen während der Corona-Zwangspaus­e gemerkt, wie gut ihm sein Leben ohne Reisen gefällt. Wie gut es ihm tut, für längere Zeit mit seiner Familie auf seinem umgebauten Bauernhof in der Schweiz zu sein. Wie wenig er den Glamourfak­tor der Formel 1 vermissen würde. Das hätte zur Folge, dass 2021 kein deutscher Fahrer am Start wäre. Es sei denn, Mick Schumacher­s Karriere würde an Rasanz gewinnen. Dem Sohn von Michael Schumacher wird eine Karriere in der Formel 1 vorausgesa­gt. Stellt sich nur die Frage, wann er den Sprung wagt. Oder wann es ihm die Experten zutrauen. Mick Schumacher wäre ein Kandidat für Ferrari. Sein Vater feierte mit der Scuderia große Erfolge, Mick Schumacher ist bereits im Nachwuchsp­rogramm eingebunde­n. Mick Schumacher aber würde auch perfekt zu Mercedes passen. Es wäre vielleicht sogar die bessere Marketing-Story als mit Vettel.

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Fotos: dpa Sebastian Vettel (links) und Lewis Hamilton waren bislang Rivalen in unterschie­dlichen Teams. Was aber passiert, wenn die beiden Superstart­s im gleichen Team fahren würden? Ginge das gut? Mercedes jedenfalls scheint sich mit der Personalie Vettel intensiv zu beschäftig­en.
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Toto Wolff

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