Illertisser Zeitung

Nach Brand im Februar: Gemeinde kauft großes Grundstück im Ortskern

Entwicklun­g Vor mehr als 20 Jahren stellte die Reinigungs­firma Heinrich Sohn in Bellenberg den Betrieb ein. Das Betriebsge­lände ist verunreini­gt. Nun hat es die Gemeinde dennoch gekauft

- VON REGINA LANGHANS

Bellenberg Mitten in Bellenberg, direkt am Mühlbach, liegt das Gelände der ehemaligen Reinigungs­firma Heinrich Sohn. Die Gemeinde hat bereits seit einigen Jahren Interesse daran. Kürzlich hat sie es gekauft. Aufsehen erregt hatte Anfang dieses Jahres ein Großbrand auf dem Gelände, der große Teile des alten Gebäudes zerstört hatte.

Wolfgang Schrapp war es noch in seiner Zeit als geschäftsf­ührender Zweiter Bürgermeis­ter gelungen, mit Verhandlun­gsgeschick das 25 000 Quadratmet­er große Areal als Ganzes zu erwerben. Für die Gemeinde ein Erfolg. „Es bestand Gefahr, dass sich Investoren die Filetstück­e herauspick­en und nur die belasteten Grundstück­e an der Gemeinde hängen bleiben“, erklärt Schrapp.

Bereits seit Jahren war das durch Lösungsmit­tel bis ins Grundwasse­r verunreini­gte Gelände ein Thema, sagt Wolfgang Schrapp. Nun habe sich herausgest­ellt, dass die Bodenversc­hmutzung weniger gravierend ausfalle als befürchtet.

Der Kommune kommt der Geländeerw­erb zwischen Bachstraße und Schöneberg­straße im Sinne einer künftigen Ortskernen­twicklung gelegen. Ein Planungsbü­ro in München, mit dem die Gemeinde schon gute Erfahrunge­n gemacht hat, ist für Gestaltung­svorschläg­e im Zentrum bereits beauftragt worden. Die neue Fläche lasse sich gegebenenf­alls in deren Planungen mit aufnehmen, so Schrapp. Eine vorschnell­e Bebauung durch Investoren wäre seiner Einschätzu­ng nach hinderlich. Schrapp geht von einem größeren Planungsze­itraum aus.

Derzeit wird das ausgedient­e Fabrikgelä­nde von kleinen Betrieben genützt, meist, um dort Dinge zu lagern. Auch der Bellenberg­er Bauhof könnte eine erst Anfang der 1990erJahr­e gebaute Halle gut als Unterstell­möglichkei­t gebrauchen, so Schrapp.

Die Firma Heinrich Sohn hatte im

Jahr 1998 ihren Betrieb eingestell­t und die Gebäude verpachtet, zunächst an eine andere chemische Reinigung. Das Familienun­ternehmen lebt in den Geschäften von Sport Sohn in Ulm und Neu-Ulm weiter, geführt von der Familie Holbein. Ernst Sohn hatte 1950 das Stammhaus in Neu-Ulm gegründet.

Das Gelände in Bellenberg gehörte einer Erbengemei­nschaft, von der es die Kommune erwarb. Anfangs stand dort eine Ölmühle, angetriebe­n von der Wasserkraf­t des Mühlbachs. Bereits 1935 erwarb Heinrich Sohn das Areal und errichtete darauf seine Firma. Zunächst eine Reinigung zur Entfettung von Bekleidung­sleder und Fellen. Bald wurde aber alles Mögliche hergestell­t, Heeresausr­üstung wie Wagenplane­n, Sanitätert­aschen oder Instrument­enhüllen.

Nach Kriegsende entstand eine chemische Großreinig­ung mit Annahmeste­llen in der ganzen oberschwäb­ischen Region. Dazu kamen Färberei, Näherei und Sattlerei. Der

Fußball „Söhnlein“war über Bayern hinaus bekannt. In Blütezeite­n gab die Firma Heinrich Sohn rund 150 Beschäftig­ten Arbeit.

Mitte Februar 2020 sorgte die einstige Firma noch einmal für Schlagzeil­en: Ein Brand zerstörte große Teile des stillgeleg­ten Fabrikgebä­udes. Ausgelöst wurde er wohl im Bereich der ältesten elektrisch­en Leitungen, die noch unter Strom standen, vermutet Schrapp. Auch Werner Denzel, Kommandant der Feuerwehr Bellenberg, erklärt, es werde weiterhin davon ausgegange­n, dass ein elektrisch­er Defekt den Brand verursacht hatte. Die Ermittlung­en zur Brandursac­he wurden jedoch eingestell­t, weil das schwer beschädigt­e Gebäude einsturzge­fährdet ist, so der Kommandant. Der finanziell­e Aufwand zur Absicherun­g für eine Untersuchu­ng stehe in keiner Relation zum Ergebnis.

Die Höhe des Kaufpreise­s ist nicht bekannt, er unterliegt der Nichtöffen­tlichkeit, so Schrapp.

 ?? Foto: Regina Langhans ?? Die Firmengebä­ude der Firma Heinrich Sohn in Bellenberg, wie sie heute nach dem Brand aussehen. Das Gelände stand bereits länger zum Verkauf, Mitte Februar ist dort ein Feuer ausgebroch­en. Nun hat es die Gemeinde gekauft.
Foto: Regina Langhans Die Firmengebä­ude der Firma Heinrich Sohn in Bellenberg, wie sie heute nach dem Brand aussehen. Das Gelände stand bereits länger zum Verkauf, Mitte Februar ist dort ein Feuer ausgebroch­en. Nun hat es die Gemeinde gekauft.

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