Illertisser Zeitung

Corona frisst ein Loch in den Haushalt der Stadt

Finanzen Kämmerer Markus Weiß hat überschlag­en, was die Krise die Stadt kosten könnte. Jetzt müssen die Stadträte entscheide­n, was sie dagegen tun wollen

- VON REBEKKA JAKOB

Illertisse­n Es war ein anderer Stadtrat, es waren andere Zeiten: Als Markus Weiß im Februar 2020 über den Haushalt der Stadt Illertisse­n sprach, brandete Applaus auf – immerhin hatte der Kämmerer mit seiner Prognose der Steuereinn­ahmen für das Jahr 2019 praktisch eine Punktlandu­ng hingelegt. 25,9 Millionen Euro wanderten in die Stadtkasse. Nur wenige Monate später war es wieder an Markus Weiß, Prognosen abzugeben – vor dem neu gewählten Illertisse­r Stadtrat und angesichts der ersten Auswirkung­en der Corona-Pandemie.

„Wir machen uns bereits seit zwei Monaten Gedanken darüber, wie es ausgehen könnte. Anfangs war es noch etwas nebulös, aber jetzt werden die Prognosen sicherer“, so Weiß. So viel steht fest: Die Folgen von Corona werden auch im Haushalt der Stadt deutliche Spuren hinterlass­en. Bei Gewerbeste­uer, Einkommens­steuer und Umsatzsteu­errechnet der Kämmerer mit deutlichen Einbußen. Doch die offizielle Steuerschä­tzung im Mai lässt die Kämmerei hoffen: „Ursprüngli­ch hatte ich mit einem Rückgang der Gewerbeste­uer um 50 Prozent gerechnet“, gab Weiß in der Stadtratss­itzung zu. Nach den neuen Schätzunge­n gehe man aber von einem Minus von 20 Prozent aus.

Weiß machte in der Sitzung am Donnerstag­abend allerdings auch deutlich, dass die Steuerschä­tzung schon in „normalen Zeiten“erfahrungs­gemäß Unsicherhe­iten aufweisen – wie es nun angesichts der schwer vorauszuse­henden Entwicklun­g durch Corona aussieht, ist demnach offen.

8,5 Millionen Euro hat die Stadt für dieses Jahr an Gewerbeste­uereinnahm­en eingeplant – nach dem Rückgang könnten es jetzt 6,35 Millionen Euro werden, schätzt Weiß. Von den 10,9 Millionen Euro Einkommens­steuerbete­iligung würden nach Einschätzu­ng des Kämmerers etwa zehn Millionen übrig bleiben, die Umsatzsteu­erbeteilig­ung würde um knapp 200000 Euro auf 1,53 Millionen Euro sinken. Unterm Strich kommt Weiß zu Mindereinn­ahmen von 3,2 Millionen Euro, die Illertisse­n dieses Jahr schultern müsste.

Wie aber geht man mit diesem Loch in der Haushaltsk­asse um? Drei Möglichkei­ten gibt es: Bei einer pauschalen Haushaltss­perre hätte die Stadt wenige Möglichkei­ten zu sparen, so Weiß, der davon abrät: „Es bliebe nur der Bereich Gebäudeunt­erhalt und die freiwillig­en Leistungen.“Damit würden aber Probleme an den Gebäuden nur verschoben. Und mit dem Wegfall von Leistungen würden gerade Vereine und Verbände belastet, die ohnehin unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden würden.

Als Alternativ­e könnten verschiede­ne Investitio­nen verschoben werden, die noch nicht gestartet wurden oder bei denen ein weiterer Abschnitt noch aussteht. Weiß gibt albeteilig­ung lerdings zu Bedenken: Kommunen sind ein wichtiger Auftraggeb­er – fallen Investitio­nen aus, wirkt sich das weiter erschweren­d auf die Konjunktur aus.

Die dritte Möglichkei­t: Die Stadt nimmt Kredite auf, um die Löcher in der Kasse zu stopfen. Prinzipiel­l ist Illertisse­n praktisch schuldenfr­ei, die vorhanden Rücklagen heben die vorhandene­n Kredite derzeit auf. Einfach ist auch das nicht, zumal bei dieser Variante ein Nachtragsh­aushalt vonnöten wäre. Aber für eine der Varianten muss der Stadtrat sich zügig entscheide­n, mahnt der Kämmerer: „Augen zu und durch können wir uns sicher nicht leisten.“

Die Entscheidu­ng darüber wollen sich die Stadtratsf­raktionen nicht leicht machen – alle plädierten für den Vorschlag, die Zahlen in Ruhe innerhalb der Fraktionen zu prüfen und zu besprechen. Viel Zeit bleibt dafür nicht. Bürgermeis­ter Jürgen Eisen kündigte an, dass das Thema bald wieder auf der Tagesordnu­ng des Stadtrats stehen werde.

 ?? Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa ?? Die Stadt Illertisse­n muss genau rechnen: Denn durch Corona entsteht dieses Jahr ein Loch von etwa 3,2 Millionen Euro im städtische­n Haushalt. Jetzt müssen die Stadträte entscheide­n, wie sie mit den Mindereinn­ahmen umgehen wollen.
Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa Die Stadt Illertisse­n muss genau rechnen: Denn durch Corona entsteht dieses Jahr ein Loch von etwa 3,2 Millionen Euro im städtische­n Haushalt. Jetzt müssen die Stadträte entscheide­n, wie sie mit den Mindereinn­ahmen umgehen wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany