Illertisser Zeitung

Plötzlich schlagen Flammen aus dem Motorraum

Verkehr Drei Autobrände auf der Autobahn in kurzer Zeit beschäftig­en Feuerwehre­n und Autofahrer. Was steckt hinter dem Phänomen, das besonders bei einer Automarke auftritt?

-

Illertisse­n Das Szenario ist ein Albtraum für jeden Autofahrer: Plötzlich reagiert der Wagen nicht mehr, Warnleucht­en blinken – und aus der Motorhaube quillt Rauch. In den vergangene­n Tagen ist das gleich mehrfach auf den Autobahnen in der Region passiert. Fachleute haben eine Erklärung dafür, wieso sich die Fälle bei einer Marke besonders häufen – und was Fahrer in dieser Situation tun können.

Dreimal innerhalb von sechs Tagen brannte es auf den Autobahnen A7 und A8: Die eigenartig­e Serie begann am Donnerstag­abend, 1. Oktober, auf der A8 Augsburg – München bei Friedberg. Es folgte ein Brand am Sonntagnac­hmittag, 4. Oktober, nahe der A7-Autobahnau­sfahrt Altenstadt. Und zuletzt am Dienstagab­end, 6. Oktober, brannte wieder ein Auto, diesmal auf der A 7 bei Vöhringen. Jedes Mal fiel ein hochwertig­er BMW dem Feuer zum Opfer.

Auf der Facebook-Seite unserer Zeitung erinnerten Nutzer daran, dass in den vergangene­n zwei Jahren eine ganze Serie von Bränden bei Autos der Marke BMW zu großen

Rückrufakt­ionen geführt hatten. Damals war ein technische­r Defekt bei der Abgasrückf­ührung (AGR) von Turbodiese­l-Motoren verschiede­ner Baureihen die Ursache gewesen. Melanie Mikulla, Pressespre­cherin des ADAC erklärt das Prinzip so: „AGR sind in der Regel immer gekühlt, um die Abgastempe­ratur zu senken, bevor die Abgase in den Brennraum geleitet werden. Ziel der AGR ist ja, die Verbrennun­gstemperat­ur im Motor und somit die Bildung von NOx (Stickoxide­n) zu reduzieren. Das geht natürlich am besten mit sauerstoff­armem und möglichst kühlem Abgas.“

Über die Entstehung eines dadurch verursacht­en Brandes hatte die Zeitschrif­t Auto Motor und Sport im Oktober 2018 so berichtet: „BMW zufolge kann bei Dieselfahr­zeugen Glykol aus dem Kühler der Abgasrückf­ührung (AGR) austreten. In Kombinatio­n mit typischen Ruß-Ablagerung­en sowie unter den üblicherwe­ise hohen Temperatur­en im AGR-Modul kann dies zu glühenden Partikeln führen. Dabei kann es zu Anschmelzu­ngen im Ansaugkrüm­mer kommen, die im Extremfall zu einem Brand führen können.“Nach Angaben der Fachzeitsc­hrift seien weltweit ungefähr 1,6 Millionen BMW-Diesel betroffen, die zwischen August 2010 und August 2017 produziert wurden. Ob dieser Defekt trotz der Rückrufakt­ionen der vergangene­n Jahre auch bei den drei Brandfälle­n in unserer Gegend nun wieder auftrat oder ob es sich um Zufälle handelt, die nichts mit dem früheren AGR-Problem zu tun haben, bleibt wohl ungeklärt. Auch von BMW wurde dazu auf Anfrage kein Kommentar abgegeben.

Ganz allgemein geben sowohl der ADAC als auch Feuerwehr und Polizei Ratschläge für den Fall, dass man die Entstehung eines Motoroder Fahrzeugbr­andes bemerken sollte. Hauptkommi­ssar Dominic Geißler, Pressespre­cher des für den Landkreis Neu-Ulm zuständige­n Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West, empfiehlt, das Auto so schnell wie möglich am Fahrbahnra­nd abzustelle­n. Besonders auf der Autobahn sollten Fahrer und Mitfahrer das Fahrzeug sofort verlassen und dabei eine Warnweste anlegen. Danach ist es wichtig, eine Absicherun­g mithilfe eines Warndreiec­ks zu erstellen und sich dann möglichst hinter der Leitplanke in Sicherheit zu bringen. Gleichzeit­ig sollte ein Notruf unter die 112 abgesetzt werden.

Notrufe über die Nummer 112 sind übrigens in ganz Europa kostenlos und überall möglich, egal in welchem Telefonnet­z. Damit die Hilfe möglichst schnell kommen kann, ist dabei besonders auf eine möglichst genaue Ortsangabe zu achten. Dies gilt insbesonde­re für die Autobahn: Hier muss unbedingt die Fahrtricht­ung, aber auch die Position der zuletzt passierten Anschlusss­telle und – soweit an den blauen Tafeln am Fahrbahnra­nd erkennbar – der Streckenki­lometer angegeben werden. Sollte das nicht oder nur undeutlich möglich sein, so gilt der Grundsatz, dass man das Notruf-Telefonges­präch erst dann beendet, wenn der annehmende Disponent in der Leitstelle keine Fragen mehr hat und das auch bestätigt.

Abschließe­nd beruhigt die ADAC-Pressespre­cherin mit der Feststellu­ng: „Fahrzeugbr­ände zählen zu den seltensten Unfall- oder Pannenarte­n. Das Risiko für einen Fahrzeugbr­and liegt, bezogen auf die Gesamtzahl aller Unfälle, bei unter einem Prozent.“

 ?? Foto: Wilhelm Schmid ?? Dreimal waren die Feuerwehre­n in der Region innerhalb weniger Tage mit Autobrände­n beschäftig­t, wobei jedes Mal ein Pkw der Marke BMW den Flammen zum Opfer fiel. Unser Bild zeigt die Nachlöscha­rbeiten der Feuerwehr Altenstadt am Sonntag, 4. Oktober, an der Autobahnau­sfahrt Altenstadt.
Foto: Wilhelm Schmid Dreimal waren die Feuerwehre­n in der Region innerhalb weniger Tage mit Autobrände­n beschäftig­t, wobei jedes Mal ein Pkw der Marke BMW den Flammen zum Opfer fiel. Unser Bild zeigt die Nachlöscha­rbeiten der Feuerwehr Altenstadt am Sonntag, 4. Oktober, an der Autobahnau­sfahrt Altenstadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany