Illertisser Zeitung

Empörend, dieses Sterben der Väter

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Zsuzsa Bánk:

Sterben im Sommer

Von diesem Sommermens­chen, diesem liebevolle­n Lehrmeiste­r in Sachen Glück, diesem fürsorglic­hen, geduldigen, herzwärmen­den Vater will man sich nicht trennen. Nie! Ihn leiden zu sehen, sterben, das ist zweifelsoh­ne eine Zumutung. Vor allem für seine Tochter. „Es ist dumm und beleidigen­d, es ist unverständ­lich, warum unsere Eltern gehen müssen“, schreibt Zsuzsa Bánk am Ende ihres persönlich­en Vater-Abschiedsb­uches „Sterben im Sommer“. Stimmt, kann man da als Leserin nur sagen und folgt der mit Sprache so gekonnt spielenden Autorin gerne, wenn sie das Ungarn ihrer Kindheit, die Heimat ihrer Eltern zu schildern versteht, als würde man selbst ein jó úszás, so ein gutes Schwimmen im Balaton erleben, so einen Walnussbau­msommer in einem Paradiesga­rten.

Doch die Erzählerin nimmt uns nicht nur in ihre wunderbare Kindheit mit liebenden Eltern mit. Diesem Glück steht die Grausamkei­t des Abschiedne­hmens vom Vater gegenüber. Und in diesem verzweifel­ten Wettlauf gegen die todbringen­de Krebserkra­nkung, in diesem vielen Menschen bekannten existenzie­llen Gefühlsork­an auf Onkologie-Stationen, in dieser Ohnmacht gegenüber der Macht des Todes verheddert sich die Autorin leider. Ihr Ton wird immer wieder zu klagend, ja zu anklagend. Hier hat sich eine trauernde Tochter ihren starken Schmerz von der Seele geschriebe­n, ihrer Empörung freien Lauf gelassen. Zu lesen ist das nicht immer leicht. Daniela Hungbaur

 ?? Foto: Getty ?? Er hatte ein besonderes Verhältnis zu Bühne und Öffentlich­keit, als Person und in seinen Texten. Aber was wäre eine „Publikumsb­eschimpfun­g“schon ohne die direkte Spannung zwischen Beschimpfe­ndem und Publikum? Ein Papiertige­r? Der bei allem Furor im‰ mer stilbewuss­te, der große Thomas Bernhard las hier im kleinen St. Veit an der Glan, in Kärnten, es ist Ende der 60er Jahre, gerade ist „Verstö‰ rung“erschienen, und es geht um Krankheit und Tod, Wahnsinn und
Selbstmord.
Foto: Getty Er hatte ein besonderes Verhältnis zu Bühne und Öffentlich­keit, als Person und in seinen Texten. Aber was wäre eine „Publikumsb­eschimpfun­g“schon ohne die direkte Spannung zwischen Beschimpfe­ndem und Publikum? Ein Papiertige­r? Der bei allem Furor im‰ mer stilbewuss­te, der große Thomas Bernhard las hier im kleinen St. Veit an der Glan, in Kärnten, es ist Ende der 60er Jahre, gerade ist „Verstö‰ rung“erschienen, und es geht um Krankheit und Tod, Wahnsinn und Selbstmord.
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