Noch Sportler oder schon Masochisten?
Das Doppel fristet im Kanon des Sports ein Nischen-Dasein. Es lässt sich unterscheiden zwischen Hallen- und Freiluftsport, Ballsport und nicht ernstzunehmendem Sport, schließlich: Individual- und Mannschaftssport. Um was aber handelt es sich nun, wenn paarweise der Ball über das Netz gespielt wird? Im besten Fall orientiert sich lediglich ein Teil des Doppels zum Ball. Fehlende Abstimmung führt zur Niederlage. Für Mannschaftssportler ist das nicht bemerkenswert. Doppelspieler aber sind keine Teamsportler. Sportromantiker mögen behaupten, eine Mannschaft sei stärker als die Summe ihrer Einzelteile. Einziger wirklicher Grund aber für Mannschaftssport sind Mannschaftsabende und die Tatsache, sich und seine nicht vorhandenen Fähigkeiten im Team besser verstecken zu können.
Einzelsportler hingegen werden immer wieder mit ihren Unzulänglichkeiten konfrontiert. Individualsportler sind grundsätzlich Masochisten. Übertroffen nur noch von Doppelspielern. Die müssen nicht nur die eigenen Fehler aushalten, sondern auch noch die Fahrigkeiten des Mitspielers.
Ein ausgeglichenes Gemüt ist als Doppelspieler ratsam. Boris Becker verfügt sicherlich über zahlreiche formidable Charaktereigenschaften – als in sich ruhend würden ihn aber wohl die wenigsten bezeichnen. Auch deswegen bekam er in Davis-Cup-Doppeln den ruhigen Erik Jelen an die Seite gestellt, der die Gegner sedierte und Becker immerhin etwas runterkühlte.