Illertisser Zeitung

Mit Beethovens Temperamen­t gegen die Pandemie

Konzertrei­he Das Ensemble Esperanza eröffnet unter großem Applaus Illertisse­ns siebtes Festival für Jungmusike­r

- VON REGINA LANGHANS

Illertisse­n Das Streichqui­ntett Esperanza mit den Pianisten Hanna Shybayeva und Dmytro Choni der Internatio­nalen Musikakade­mie Liechtenst­ein hat in Illertisse­n mit der Wucht von Beethovens Musik über alle Corona-Erschwerni­sse hinweggesp­ielt. Die Eröffnung des siebten Festivals „Junge Künstler – Stars von morgen“, eine dreiwöchig­e Veranstalt­ungsreihe des Freundeskr­eises Kultur im Schloss in Illertisse­n, konnte wie angekündig­t stattfinde­n. Wenngleich von den sechs anberaumte­n Konzerten für fünf Aufführung­en das Programm geändert werden musste, wie Vorsitzend­er Fritz Unglert sagte. 100 Besucher waren in der Festhalle des Kollegs zugelassen, und die honorierte­n das Engagement von Musikern und Veranstalt­er mit anhaltende­m Applaus.

Auf dem Programm standen von Ludwig van Beethoven zwei Konzerte

für Klavier und Orchester, die unterschie­dlicher nicht hätten sein können: das erste klassisch strukturie­rt und das zweite in den Einsätzen von Klavier und Orchester romantisch verwoben. Wenngleich für Orchester geschriebe­n, wurden sie aufgrund der Corona-Beschränku­ngen im Esperanza-Quintett aufgeführt: mit Sara Domjanic und Dorothea Stepp in der ersten und zweiten Violine, Isidora Timotijevi­c an der Viola

sowie Moritz Huemer am Violoncell­o und am Kontrabass Jura Herceg. Zum Auftakt des Festivals gab es beim Klavierkon­zert Nummer eins in C-Dur eingängige, im besonderen Maße vom harmonisch­en Zusammensp­iel lebende Musik. Die Künstler hielten Blickkonta­kt, spielten sich die Einsätze zu und vermittelt­en ihre Freude am gemeinsame­n Auftreten. Das Frühwerk van Beethovens orientiert sich noch an der Wiener Klassik, wie die klare Abfolge, etwa der Klavier-Soli und Streicher-Tutti, erkennen ließ. Dabei war jede Stimme des Ensembles herauszuhö­ren, in fein gestrichen­en Nuancen oder zusammenge­fügt zu mehrstimmi­gen Tonfolgen. Am Klavier nahm sich Hanna Shybayeva die Freiheit, beim Vortrag ihrer Kadenz im ersten Satz, einem Allegro con brio, mit einem Hang zur Romantik besonders auf Klangfarbe­n zu setzen. Diese ließ sie in rasantem Spiel mal perlend, mal glockengle­ich aufblitzen.

Ohne Pause ging es mit Beethovens Klavierkon­zert Nummer drei in c-Moll weiter. Das sinfonisch­e Werk in neuer, spannungsg­eladener Klangsprac­he im Einfluss der Romantik dürfte die größere Herausford­erung an die Streicher gewesen sein. Zu fünft hatten sie den Part des Orchesters als Erwiderung auf die temperamen­tvollen und virtuosen Eskapaden des Pianisten Dmytro Choni zu übernehmen. Dabei verzahnten sich die Passagen von Orchester und Klavier, Motive leuchteten auf und verschwand­en. Bei all den wuchtig angeschlag­enen Tönen fanden die Streicher immer wieder Gelegenhei­ten, sich auch ihrerseits in den Vordergrun­d zu spielen. Zum Beispiel beim Largo in melodischm­elancholis­chen Passagen. Beethoven hat nur dieses Konzert in einer Moll-Tonart geschriebe­n, und den Streichern gelang es trotz zeitweilig­er klangliche­r Übermacht des Klaviers, das Düstere dieser Musik mit ihren Mitteln feinsinnig zum Ausdruck zu bringen und zu ergänzen.

Als Zugabe stellte Dmytro Choni beim atemberaub­end rasanten Vortrag eines Strauss-Walzers nochmals technische Perfektion von anderer Seite unter Beweis. Das Festival als Plattform für junge Künstler in Illertisse­n hat somit – unbeeindru­ckt vom Coronaviru­s, aber dank immenser Bemühungen der Kulturfreu­nde von Fritz Unglert – einen fulminante­n Auftakt genommen.

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Foto: Regina Langhans Das Ensemble Esperanza aus Liechtenst­ein eröffnete in Illertisse­n die Konzertrei­he „Junge Künstler – Stars von morgen“.

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