Illertisser Zeitung

Von jungen und älteren Liebhabern

Basketball‰Eurocup Ulm verliert gegen Paris und Kapitän Per Günther zitiert Madonna. Daneben stellt sich die Frage nach der Sinnhaftig­keit dieses Wettbewerb­s in der Pandemie

- VON PIT MEIER

Ulm Jaka Lakovic war vor Ort, Jure Zdovz war wegen eines positiven Corona-Tests in Paris geblieben. Das Wiedersehe­n zwischen dem Trainer von Ratiopharm Ulm und seinem slowenisch­en Landsmann, Kollegen und langjährig­en Weggefährt­en fiel somit aus – und es stellt sich dringend die Frage nach der Sinnhaftig­keit von europäisch­en Basketball-Wettbewerb­en in Zeiten der Pandemie. Von Wettbewerb­en, in denen allwöchent­lich Mannschaft­en kreuz und quer durch den Kontinent in Hochrisiko-Gebiete einreisen oder aus Hochrisiko-Gebieten wie eben der französisc­hen Hauptstadt anreisen und natürlich vor Ort beherbergt werden. Zwischen Ulm und den Boulogne Metropolit­ans wurde jedenfalls vor den nur noch 600 zugelassen­en Zuschauern in der Ratiopharm-Arena gespielt, der Bundesligi­st verlor mit 80:86.

Die Niederlage war so unnötig wie die eine Woche zuvor gegen die italienisc­he Mannschaft aus Brescia. Der Ulmer Kapitän Per Günther deutete im Interview mit MagentaSpo­rt an, dass er nicht so wirklich einverstan­den mit dem war, was einige seiner jungen Teamkolleg­en an diesem Abend ablieferte­n: „Es ist natürlich ein Lernprozes­s. Aber Du musst schnell lernen, dass Du immer die absolute Intensität bringst. Vor allem, wenn Dir zwei, drei Spieler fehlen und Du jung bist und unerfahren und bla bla bla ...“Dann zitierte Günther noch die Sängerin Madonna. Die soll über junge Liebhaber mal gesagt haben: „Sie wissen nicht genau, was sie tun, aber sie tun das die ganze Nacht.“

Die fehlenden Spieler: Das waren erneut Isaiah Wilkins und der am Handgelenk verletzte Thomas Klepeisz. Der Österreich­er zumindest hofft nach eigener Aussage, demnächst wieder voll ins Training einsteigen zu können. Was erfreulich wäre, denn am kommenden Samstag beginnen mit dem Pokalspiel gegen Bamberg die nationalen und damit wirklich wichtigen Wettbewerb­e im Basketball. Patrick Heckmann gehörte gegen die Franzosen zwar zum Kader, eingesetzt wurde er nicht.

Das Ulmer Problem war, dass die bisher überragend­en Spieler Dylan Osetkowski und Troy Caupain einen gebrauchte­n Abend erwischten und sich mit jeweils fünf Punkten begnügen mussten – und wenn es bei Osetkowski nicht läuft, dann hat die Mannschaft von Jaka Lakovic

Beste Werfer bei Paris: eine riesige Baustelle, denn sie hat eben nur diesen einen Center. Als Aushilfe durfte und musste gegen die Boulogne Metropolit­ans mehr als 20 Minuten lang Nat Diallo ran. Der 20-Jährige zahlte auf diesem Niveau vor allem in der Offensive Unsummen an Lehrgeld. Erfreulich war immerhin die Ulmer Dreierquot­e: Andreas Obst traf fünf von sechs Würfen von draußen, einen davon aus dem Mittelkrei­s. Aric Holman traf sogar alle seine sechs Dreier. Noch wichtiger für die Mannschaft wäre allerdings der 2,08-Meter-Mann als Rebounder und generell als Arbeiter direkt unter dem Korb.

So einen Typ haben die Franzosen mit Assem Marei. Der aus seiner Zeit in Bayreuth und Bamberg in der Bundesliga bestens bekannte Ägypter lieferte in Ulm mit 15 Punkten und 13 Rebounds ein ganz fettes Double-Double ab. Außerdem haben sie noch Anthony Brown. Der Amerikaner mit seiner Erfahrung aus mehr als 40 Spielen in der NBA machte mit zwei Dreiern und insgesamt acht Punkten in der letzten Minute des Spiels endgültig alles klar für seine Mannschaft.

Statistik

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Foto: Horst Hörger Die Mannschaft­en reisen kreuz und quer durch Europa, die Profis kommen sich während des Spiels und auch danach ziemlich nahe. Der Basketball‰Eurocup ist in der Pan‰ demie ein fragwürdig­er Wettbewerb.

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