Illertisser Zeitung

Gleiche Gebühren für alle

Müll Die Entsorgung­sgebühren im Landkreis werden in den nächsten Jahren steigen. Aber: Ist es gerecht, wenn von allen ein einheitlic­her Obolus verlangt wird?

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Sollten die Müllgebühr­en im Landkreis für alle gleich steigen oder sollte künftig besser differenzi­ert werden? Müssten also diejenigen, welche Abfälle direkt zur Weißenhorn­er Verbrennun­gsanlage fahren, anders behandelt werden als solche Mensachen, die ihre Hinterlass­enschaften einfach in die Tonne stopfen? Diese Frage hat jetzt der Werkaussch­uss des Landkreise­s ausführlic­h diskutiert und eindeutig entschiede­n.

In der Vergangenh­eit hatte der kreiseigen­e Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWB) die Verbrennun­gsgebühren über mehrere Jahre fixiert. Das führte dazu, dass teilweise deutlich mehr eingenomme­n wurde als veranschla­gt. Dieser Überschuss musste wieder an die Kunden zurückgege­ben werden, zu denen nicht nur die Bewohner des Landkreise­s NeuUlm gehören, sondern auch solche aus anderen Landkreise­n, die in Weißenhorn ihre Abfälle verfeuern lassen. Um künftig flexibler und genauer planen zu können, werden die Gebührenka­lkulatione­n nur noch für zwei Jahre festgelegt. Klar ist schon seit Längerem, dass die Gein die Höhe gehen werden. Bisher betragen sie 100 Euro pro Tonne Abfall.

Thomas Moritz, Chef des AWB, präsentier­t dem Werkaussch­uss nun verschiede­ne Varianten, wie die Gebühren künftig festzulege­n seien. Die Grundfrage dabei lautete: Sollten alle gleich behandelt werden oder müsste künftig je nach Anlieferun­gsform differenzi­ert werden? Wer selber zur Verbrennun­gsanlage fährt und dort Abfall abgibt – in der Regel handelt es sich dabei um Sperrmüll – der verursacht höhere Kosten: Personal der Verbrennun­gsanlage muss das Material wiegen, begutachte­n und Geld kassieren, bevor es in den Bunker gekippt wird. Bei der üblichen Entsorgung via Tonne fährt der Mülllaster lediglich an und kippt die Hinterlass­enschaften der Menschen ab.

Aus diesem Grund machte sich vor allem Jürgen Bischof (Freie Wähler) dafür stark, unterschie­dliche Gebühren festzulege­n. Das führe zu mehr Gerechtigk­eit, denn die direkte Anlieferun­g verursache einen höheren Aufwand. Der müsse dann eben auch in Rechnung gestellt werden. Es gehe doch nicht an, dass man dies auf alle anderen umlege. Er war sich sicher: „Es wird keine Rebellion ausbrechen, wenn es teurer wird.“Wer selber Müllabfuhr spiele und direkt nach Weißenhorn fahre, solle nicht auch noch durch einen Einheitspr­eis begünstigt werden, argumentie­rte Bischof.

Der Preisunter­schied wäre allerdings erheblich. Der AWB hatte ausgerechn­et, dass im Fall einer differenzi­erten Müllgebühr Direktanli­eferer 168 Euro statt bisher 100 Euro zu bezahlen hätten. Die normale Entsorgung des Hausmülls über die Tonne würde mit 128 Euro zu Buche schlagen. Auch der Grüne Heinz Peter Ehrenberg klinkte sich in die Argumentat­ion des FW-Mannes ein.

Doch die Mehrheit des Gremiums sah das anders. Im Verein mit dem Sozialdemo­kraten Wolfgang Ostermann argumentie­rten vor allem CSU-Vertreter, dass aus ihrer Sicht nur ein einheitlic­hes Gebührenmo­dell infrage komme. Franz Clemens Brechtl etwa prophezeit­e bei einer Differenzi­erung einen erhöhten Verwaltung­saufwand. Franz-Josef Niebling fürchtete ganz konkret, wenn die Direktanli­eferer deutlich mehr zahlen müssten, dann werde der Sperrmüll eben anderweiti­g entbühren sorgt. Dieses Problem hatte auch der AWO ins Kalkül gezogen, denn wenn im nächsten Jahr deutlich mehr für die Direktanli­eferung verlangt werde, dann bleibe abzuwarten, wie sich dies „auf die unerlaubte­n Ablagerung­en in Wald und Flur sowie im städtische­n Innenraum“auswirke. Niebling sah in der Einheitsge­bühr einen Zusatz-Service für die Umwelt. Und wähne Bischof ohnehin auf dem falschen Dampfer, denn es gehe bei der Direktanli­eferung im Wesentlich­en um Sperrmüll: „Die Leute fahren doch ihre Restmüllto­nnen nicht nach Weißenhorn rein.“

Mit einer Mehrheit von neun zu sechs Stimmen entschied sich der Ausschuss für eine Einheits-Entsorgung­sgebühr von 134 Euro pro Tonne für die Jahre 2021 und 2022. Das wiederum wird sich nicht erheblich auf die Privathaus­halte auswirken. Die müssten künftig nur wenige Euro mehr für die Müllentsor­gung aufbringen, wie Jürgen Bischof errechnet hat. Ohnehin ist die Müllentsor­gung im Landkreis NeuUlm deutlich günstiger als anderswo, wie aus einer Aufstellun­g des AWB hervorgeht. Im Kreis Biberach etwa kostet sie das Dreifache.

 ?? Archivfoto: Angela Häusler ?? Müllentsor­gung in der Weißenhorn­er Verbrennun­gsanlage: In den kommenden zwei Jahren werden die Gebühren dafür deutlich in die Höhe gehen. Das hat der zuständige Ausschuss des Kreistages beschlosse­n.
Archivfoto: Angela Häusler Müllentsor­gung in der Weißenhorn­er Verbrennun­gsanlage: In den kommenden zwei Jahren werden die Gebühren dafür deutlich in die Höhe gehen. Das hat der zuständige Ausschuss des Kreistages beschlosse­n.

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