Illertisser Zeitung

Alter Sport auf neuen Bahnen

Verein Die Vöhringer Stockschüt­zen spielen nun auf einer der modernsten Anlagen im weiten Umkreis. Die Randsporta­rt ist trotz angestaubt­em Image in der Stadt so beliebt

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Vöhringen Die vier Bahnen vor dem Eingang zum Fitnessstu­dio des Vöhringer Sportclubs sehen alles andere als rutschig aus. Und doch schafft es Alois Heinrich scheinbar mühelos, seinen Stock, der in seiner Form ein wenig an einen überdimens­ionierten Spielkegel erinnert, über die gepflaster­te Fläche gleiten zu lassen. Heinrich ist Leiter der Abteilung Stockschie­ßen des SC Vöhringen. Eine absolute Randsporta­rt, wie er selbst sagt. Und auch in Vöhringen hatte die Abteilung schon den Weg Richtung Auflösung eingeschla­gen.

Doch nicht zuletzt durch das Engagement Heinrichs hat das Stockschie­ßen beim SCV wieder Zulauf erfahren. Jüngst hat der Verein sogar richtig investiert und die Stockerbah­nen komplett erneuert. Die frisch gepflaster­te Fläche zieht einige neugierige Blicke auf sich und, so hofft Heinrich, auch einige neue Mitspieler an.

Als er selbst vor einigen Jahren zu den Stockschüt­zen kam, befand sich die Abteilung in einer Art Dornrösche­n-Schlaf, wie er sagt. Ein gutes Dutzend Vereinsmit­glieder traf sich noch zum regelmäßig­en Spielen, doch an Wettkämpfe­n nahmen sie nicht mehr teil. 2014 kamen jüngere Spieler mit dazu, der SC Vöhringen war wieder erfolgreic­h in der Stockschüt­zenliga. In den letzten drei Jahren seien sie zwei Mal aufgestieg­en, erzählt der Abteilungs­leiter nicht ohne Stolz.

Stockschie­ßen ist zwar ein Sport, der bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann, doch es sei kein „Altherren-Sport“, sagt Heinrich. Das würde jeder merken, der es schon einmal selbst probiert hat. Gefragt sind Kraft und Technik gleicherma­ßen, wenn man versucht, den Stock ins Ziel zu bringen. Doch wie funktionie­rt das Spiel überhaupt?

Beim Stockschie­ßen treten zwei Mannschaft­en bestehend aus vier Spielern gegeneinan­der an. Jeder Spieler hat einen Stock, mit dem er versucht, so nah wie möglich an eine kleine „Taube“genannte Gummiplatt­e zu treffen. Dazu lässt der Spieler seinen Stock über die Bahn gleiten. Die Spieler der Mannschaft­en sind immer abwechseln­d an der Reihe. „Da geht es dann auch um Taktik“, erklärt Heinrich. Versucht man, einfach nur näher an die Taube zu treffen oder zielt man auf den gegnerisch­en Stock, um ihn aus dem Spielfeld zu schießen? Und mit welcher Lauffläche sollte der Stock für den perfekten Wurf ausgestatt­et werden? Da gibt es welche, die besser rutschen, andere sind griffiger.

Am Ende gibt es dann Punkte für die Stöcke, die am nächsten an der Taube sind. Da gehe es oft um Millimeter, sagt Alois Heinrich. Ein Maßband gehört also unbedingt mit zum Equipment des Stockschüt­zen.

Der Sport hat eine lange Geschichte. Ursprüngli­ch wurde er auf zugefroren­en Seen gespielt, als Zeitvertre­ib, etwa für Landwirte, die in den kalten Wintermona­ten wenig zu tun hatten. Als es in Mode kam, das Stockschie­ßen vom Eis auch auf Asphalt zu verlegen, wurde es ein Ganzjahres­sport. Nur trocken sollte es sein.

Das Spiel begeistert. Die Leute müssen nur auf den Geschmack gebracht werden. Frei nach diesem Motto hat Heinrich in den vergangene­n Jahren einiges organisier­t, um dem Traditions­sport zu neuer Beliebthei­t in Vöhringen zu verhelfen. Er organisier­te zum Beispiel Stadtmeist­erschaften und GruppenEve­nts bei Firmen, die ihre Mitarbeite­r zum Teambuildi­ng auf die Stockerbah­n nach Vöhringen schicken können. Selbstvers­tändlich können sich auch andere Gruppen anmelden. Am Ende scheinen sich die Maßnahmen auszuzahle­n. Erst im August dieses Jahres gab es fünf Neuzugänge, die den Altersschn­itt der Vöhringer Stockschüt­zen ganz gewaltig – von 66,2 auf 55,6 Jahre – gesenkt haben.

Jüngst fanden die Vereinsmei­sterschaft­en statt, bei denen auch die neuen Bahnen, laut Heinrich übrigens die „modernsten in weitem Umkreis“, eingeweiht wurden. Einen Sieger gibt es nicht. Mitten im Turnier bekamen zwei Spieler den

Anruf, dass sie vorige Woche beim Handball mit einem positiv auf Corona Getesteten auf dem Platz standen. Das Turnier wurde vorsorglic­h abgebroche­n. Die neuen Bahnen haben sich aber schon bewährt. Die Weichen für die Zukunft des Sports in Vöhringen seien gestellt, er sei guter Dinge, dass die Tradition des Stockschie­ßens noch lange beim SCV bestehen wird, sagt Alois Heinrich.

Schnuppert­raining

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Foto: Alois Heinrich Gut gelaunt starteten die Vöhringer Stockschüt­zen ihre Vereinsmei­sterschaft auf den neuen Bahnen. Einen Sieger gab es nicht, der Wettbewerb musste corona‰bedingt abgebroche­n werden.
 ?? Fotos: Franziska Wolfinger ?? Alois Heinrich ist seit 2014 Abteilungs­leiter bei den Stockschüt­zen Vöhringen. Er will den Sport von seinem „Altherren‰Image“befreien.
Fotos: Franziska Wolfinger Alois Heinrich ist seit 2014 Abteilungs­leiter bei den Stockschüt­zen Vöhringen. Er will den Sport von seinem „Altherren‰Image“befreien.
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Foto: Martina Hürter Ehrungen für langjährig­e Vhs‰Dozenten: Unser Bild zeigt (von links) Jürgen Eisen, Vorsitzend­er der Volkshochs­chule im Landkreis Neu‰Ulm, Elena Unger, Vhs‰Prakti‰ kantin, Carolin Gehring, Vhs‰Geschäftsf­ührerin, Janet Ball und Cathy Nolte, Englisch‰ dozentinne­n.

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