100 Jahre Sportgeschichte sind hier zu Hause
Vereine Der TSV Obenhausen blickt auf seine Gründung 1920 zurück. Was sich seit dieser Zeit sportlich und baulich getan hat
Obenhausen Manuel Seitz ist seit rund 30 Jahren Mitglied im Sportverein seines Heimatortes, seit einigen Wochen nun Erster Vorsitzender. „Der Verein hat mir viel gegeben“, sagt er. Nun möchte der ehemalige Jugendtrainer in seiner aktuellen Position etwas zurückgeben. Sein Amtsantritt fällt nicht nur wegen der Corona-Krise in ein besonderes Jahr: 2020 besteht der TSV Obenhausen schon 100 Jahre.
„Der Verein ist wie eine große Familie, hier steuern viele Menschen etwas zum Gesamtbild bei, das macht uns aus“, erklärt Manuel Seitz stolz. Auch sein Stellvertreter Helmut Ritter, der schon seit 1966 Teil des Vereins ist, stimmt dem zu. „Müsste man die Aufgaben allein stemmen, wäre es Stress. So verteilt es sich auf viele Schultern, von jung bis alt, Frauen, Männer, Kinder. Wir haben aktuell rund 700 Mitglieder, davon 200 Aktive in verschiedensten Abteilungen. Von Fußball über Aerobic, Turnen, Tischtennis oder auch die Nachwuchsarbeit – es gibt immer etwas zu tun. Dafür ist unsere Familie, unser Team da.“
Und das nun schon seit 1920. Gegründet im Gasthaus zur Traube am 5. Dezember 1920 für die „Ausbildung in Turnen und Leibesübungen Art“sowie die Förderung der körperlichen und sittlichen Kräftigung“der Pflege des Gemeinsinns und der Freundschaft, wie es im ersten Paragrafen der Satzung des Turnvereins heißt. Vorsitzende waren Max Graf von Moy und Xaver Bauer. Alfons Sauter und Anton Blum fungierten als Turnwarte, während Michael Rahn, Xaver
Camp und Josef Schwegler als Beratungsmitglieder, Kassierer und Jungwart zur Gründung beitrugen. Als Sportplatz diente ein Grundstück auf dem Weihholzberg, auf dem sich der TSV mit den Turnvereinen der umliegenden Ortschaften Buch und Ritzisried diverse Wettkämpfe lieferte. Neben dem Turnen war besonders Handball eine sehr beliebte Sportart, in der die Mitglieder Erfolge verzeichnen konnten. Mitte der 1940er-Jahre kam dann das heutige Aushängeschild des TSV Obenhausen dazu: Die Fußballabteilung wurde gegründet. Es war die erste Vereinstätigkeit nach dem Krieg.
Wirkliche Erfolge erzielten die Spieler der beiden Mannschaften damals nicht, jedoch „zeichnete sich die Mannschaft durch ihre tolle Kameradschaft aus“, besagt die Chronik des Vereins. Im Mai 1949 dann die Wende, als man unerwartet die Erzrivalen aus Buch beim Pokalendspiel mit 1:0 schlug. Ab da wurde es für die Obenhausener Fußballer spannend. Es folgten Höhen und Tiefen: Pokalsiege, Niederlagen, der Aufstieg in die B-Klasse gefolgt vom schnellen Abstieg, um dann wieder aufzusteigen. In den frühen Siebzigern der Abstieg aus der A-Klasse wieder in die C-Klasse. Nichtsdestotrotz bleiben Teamgeist und Motivation. Und auch der Zulauf neuer Interessenten. So konnte der 1952 umbenannte Turn- und Sportverein Obenhausen dank des Engagements der damaligen Jugendtrainer in Zeiten von Flower Power auf gute Spieler zurückgreifen. Mitte der Siebziger folgten weitere Abteilungen. Nach der Gründung der Theatergruppe, deren ersjeder ter Auftritt 1975 im Gasthaus zur Sonne stattfand, wurde der Bereich Tischtennis aufgebaut sowie Gymnastik für Damen und Mädchen, die in den Neunzigerjahren unter der Leitung von Elke und Angelika Saurer große Erfolge erzielten.
Neben den sportlichen Erfolgen änderte sich auch baulich einiges: Nachdem 1926 ein alter Stadel etwa an der heutigen Nordholzer Straße als Turnhalle umfunktioniert wurde, begann Mitte der Sechzigerjahre die Planung des heutigen Sportplatzes, der 1970 eingeweiht wurde. Neun Jahre später folgte die Eröffnung des Hauses der Vereine, in dem 1993 nach dreijähriger Bauzeit der Anbau seiner Bestimmung übergeben wird.
Auch der Sportplatz wurde stets erweitert. Nach der Einführung von Toilettenanlagen und Aufenthaltsräumen sowie einer Strom- und Wasserversorgung Ende der Achtzigerjahre, wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends unter Reinhard Zick, auf dessen Schultern der Verein laut Seitz aufgebaut wurde, das Gelände erweitert und ein Sportheim
erbaut, das 2007 eingeweiht werden konnte. Für die Zukunft sind weitere bauliche Maßnahmen geplant, erklärt Zweiter Vorsitzender Helmut Ritter: „Nachdem wir zwei Spielplätze haben, unser Sportheim mit Terrasse und einen eigenen Geräteschuppen, soll nun ein Ballzaun für den Hauptspielplatz sowie eine Erneuerung der in die Jahre gekommenen Flutlichtanlage folgen, die wir über Crowdfunding finanzieren wollen.“
Für dieses Jahr sei ein großes Fest zum Jubiläum geplant gewesen, das nun 2022 stattfinden soll. Hier wird einiges geboten sein: „Die 100-JahrFeier soll ihren sportlichen Höhepunkt in einem Turnier haben. Außerdem wollen wir einen Sporttag für Familien durchführen sowie ein Festival veranstalten.“Wichtig sei nun jedoch erst einmal, dass es sportlich einigermaßen normal läuft und man auch ohne Zuschauer eine gute Saison hinlegt. Denn neben Freundschaft, Spaß und Spiel geht es beim TSV Obenhausen natürlich auch um den Sport an sich. Und das hoffentlich noch weitere 100 Jahre.