Wie die CoronaKrise den Literaturherbst beeinträchtigt
Kultur Lesung mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in Krumbach ist abgesagt. Dämpfer für das Kulturleben
Krumbach Es hat sich abgezeichnet angesichts der auch im Kreis Günzburg insgesamt steigenden CoronaZahlen. Die für diese Woche geplante Lesung mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller ist abgesagt worden. Es ist eine von inzwischen etlichen Absagen beim Literaturherbst. Und dabei deutet sich an, dass im Kulturleben, das sich in den letzten Monaten wieder so gut entwickelt hatte, erneut mit großen Einschränkungen zu rechnen ist.
Derzeit erinnere so manches bereits wieder an den Lockdown des vergangenen Frühlings, sagt Johanna Herold, Leiterin der Krumbacher Volkshochschule und eine der Mitorganisatorinnen des Literaturherbstes. Eine Lesung mit Minister Müller in Krumbach? Angesichts der Terminfülle des Ministers war es alles andere als leicht, einen passenden Zeitpunkt für einen Auftritt in Krumbach zu finden. Doch diesmal schien „alles zu passen“. Nun die Absage, an der, wie Johanna Herold betont, „kein Weg vorbeiführt“. Für Veranstaltungen sei die aktuelle Situation, die sich offenbar weiter zuspitze, keine gute Perspektive. Und man müsse sich wohl darauf einstellen, dass die Situation auf absehbare Zeit schwierig bleibe.
Andererseits betonen Kulturschaffende immer wieder, wie wichtig Kultur gerade in schwierigen Zeiten für die Menschen sei. Ganz in diesem Sinne hatten die Organisatoren für den Literaturherbst, den es in Krumbach seit 2006 gibt, ein beachtliches Programm auf die Beine gestellt. Zuletzt durften maximal 100 Personen eine Veranstaltung besuchen. Zusätzlich galt dabei eine Maskenpflicht, auch am festen Sitzplatz. Wie waren zuletzt die Regelungen
im privaten Bereich? Laut Landratsamt sind es maximal zwei Haushalte, die sich treffen dürfen, aber mit beliebig vielen Personen. Oder maximal zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten.
Anita Roth, Leiterin des Mittelschwäbischen Museums, ist Teil des Veranstaltungsteams des Literaturherbsts. Sie erzählt, dass im Vergleich zu den vorherigen Jahren nun mehr Besucher ihre Tickets kurzfristig kaufen würden. Die Abendkasse ist dafür geschlossen. Doch wie Birgit Fleiner, StadtbüchereiLeiterin, mitteilt, wurde jetzt auch die Lesung mit Monika Baumgartner (ursprünglich geplant für den 23. Oktober) abgesagt. Monika Baumgartners Lesung sei bereits ausverkauft gewesen.
Johanna Herold, Leiterin der Volkshochschule Krumbach erklärt zu den verschiedenen Absagen, dass bei dieser sensiblen Thematik natürlich Rücksicht auf die Autoren genommen werde. Fühle sich einer der Schriftsteller nicht sicher, falle die Veranstaltung aus. Die Besucher, die betroffen sind, werden telefonisch informiert und bekommen ihr Geld zurück. Doch es gibt auch eine Chance, eine abgesagte Lesung zu einem späteren Zeitpunkt, im Jahr 2021, zu sehen.
Autor Rolf Kamradek kommt nun erst 2021 nach Krumbach. Natürlich hätte er gerne jetzt schon Krumbach besucht, erzählt er. Zunächst habe er sich noch keine Sorgen gemacht. Doch mit dem Anstieg der Infektionszahlen sei es vermutlich besser, die Lesung zu verschieben und zu Hause in Schleswig zu bleiben. Im nächsten Jahr könnten sich dann die Krumbacher auf unterhaltsame Lausbubengeschichten freuen. Kamradek berichtet, dass seine Geschichten einen wahren Kern haben. Sie handeln von seinen Erlebnissen mit Schwaben, auch in der großen weiten Welt und von den auftretenden sprachlichen Missverständnissen. „Literatur kann dem Leser helfen“, sagt Kamradek. Für ihn selbst als Autor habe sich durch die Pandemie sonst nicht viel an seinem Leseverhalten geändert. Er sei schon immer ein leidenschaftlicher Leser gewesen.
„Was möglich ist, machen wir“, sagt Johanna Herold. Aber jeder Tag sei ungewiss und spannend, da man möglichst schnell reagieren müsse, erklärt sie.
Auch Anita Roth berichtet, dass man die Zukunft nur schwer einschätzen könne. Komme es zu weiteren Einschränkungen, kann es sein, dass die Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Die Liste der Absagen beim Literaturherbst wird länger. Dies zeigt ein Blick auf die Homepage. Abgesagt wurde beispielsweise auch die Lesung mit Sina Trinkwalder, organisiert von Subkult und Lokal-Forum, geplant für den 19. November. Sie soll 2021 nachgeholt werden, erworbene Karten behalten ihre Gültigkeit. Die Augsburger Sozialunternehmerin verzichtet aufgrund der gegenwärtig schwierigen Lage auf sämtliche öffentliche Auftritte.