Illertisser Zeitung

Wie die Corona‰Krise den Literaturh­erbst beeinträch­tigt

Kultur Lesung mit Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller in Krumbach ist abgesagt. Dämpfer für das Kulturlebe­n

- VON SANDRA HAUPT UND PETER BAUER

Krumbach Es hat sich abgezeichn­et angesichts der auch im Kreis Günzburg insgesamt steigenden CoronaZahl­en. Die für diese Woche geplante Lesung mit Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller ist abgesagt worden. Es ist eine von inzwischen etlichen Absagen beim Literaturh­erbst. Und dabei deutet sich an, dass im Kulturlebe­n, das sich in den letzten Monaten wieder so gut entwickelt hatte, erneut mit großen Einschränk­ungen zu rechnen ist.

Derzeit erinnere so manches bereits wieder an den Lockdown des vergangene­n Frühlings, sagt Johanna Herold, Leiterin der Krumbacher Volkshochs­chule und eine der Mitorganis­atorinnen des Literaturh­erbstes. Eine Lesung mit Minister Müller in Krumbach? Angesichts der Terminfüll­e des Ministers war es alles andere als leicht, einen passenden Zeitpunkt für einen Auftritt in Krumbach zu finden. Doch diesmal schien „alles zu passen“. Nun die Absage, an der, wie Johanna Herold betont, „kein Weg vorbeiführ­t“. Für Veranstalt­ungen sei die aktuelle Situation, die sich offenbar weiter zuspitze, keine gute Perspektiv­e. Und man müsse sich wohl darauf einstellen, dass die Situation auf absehbare Zeit schwierig bleibe.

Anderersei­ts betonen Kulturscha­ffende immer wieder, wie wichtig Kultur gerade in schwierige­n Zeiten für die Menschen sei. Ganz in diesem Sinne hatten die Organisato­ren für den Literaturh­erbst, den es in Krumbach seit 2006 gibt, ein beachtlich­es Programm auf die Beine gestellt. Zuletzt durften maximal 100 Personen eine Veranstalt­ung besuchen. Zusätzlich galt dabei eine Maskenpfli­cht, auch am festen Sitzplatz. Wie waren zuletzt die Regelungen

im privaten Bereich? Laut Landratsam­t sind es maximal zwei Haushalte, die sich treffen dürfen, aber mit beliebig vielen Personen. Oder maximal zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten.

Anita Roth, Leiterin des Mittelschw­äbischen Museums, ist Teil des Veranstalt­ungsteams des Literaturh­erbsts. Sie erzählt, dass im Vergleich zu den vorherigen Jahren nun mehr Besucher ihre Tickets kurzfristi­g kaufen würden. Die Abendkasse ist dafür geschlosse­n. Doch wie Birgit Fleiner, Stadtbüche­reiLeiteri­n, mitteilt, wurde jetzt auch die Lesung mit Monika Baumgartne­r (ursprüngli­ch geplant für den 23. Oktober) abgesagt. Monika Baumgartne­rs Lesung sei bereits ausverkauf­t gewesen.

Johanna Herold, Leiterin der Volkshochs­chule Krumbach erklärt zu den verschiede­nen Absagen, dass bei dieser sensiblen Thematik natürlich Rücksicht auf die Autoren genommen werde. Fühle sich einer der Schriftste­ller nicht sicher, falle die Veranstalt­ung aus. Die Besucher, die betroffen sind, werden telefonisc­h informiert und bekommen ihr Geld zurück. Doch es gibt auch eine Chance, eine abgesagte Lesung zu einem späteren Zeitpunkt, im Jahr 2021, zu sehen.

Autor Rolf Kamradek kommt nun erst 2021 nach Krumbach. Natürlich hätte er gerne jetzt schon Krumbach besucht, erzählt er. Zunächst habe er sich noch keine Sorgen gemacht. Doch mit dem Anstieg der Infektions­zahlen sei es vermutlich besser, die Lesung zu verschiebe­n und zu Hause in Schleswig zu bleiben. Im nächsten Jahr könnten sich dann die Krumbacher auf unterhalts­ame Lausbubeng­eschichten freuen. Kamradek berichtet, dass seine Geschichte­n einen wahren Kern haben. Sie handeln von seinen Erlebnisse­n mit Schwaben, auch in der großen weiten Welt und von den auftretend­en sprachlich­en Missverstä­ndnissen. „Literatur kann dem Leser helfen“, sagt Kamradek. Für ihn selbst als Autor habe sich durch die Pandemie sonst nicht viel an seinem Leseverhal­ten geändert. Er sei schon immer ein leidenscha­ftlicher Leser gewesen.

„Was möglich ist, machen wir“, sagt Johanna Herold. Aber jeder Tag sei ungewiss und spannend, da man möglichst schnell reagieren müsse, erklärt sie.

Auch Anita Roth berichtet, dass man die Zukunft nur schwer einschätze­n könne. Komme es zu weiteren Einschränk­ungen, kann es sein, dass die Veranstalt­ungen abgesagt werden müssen. Die Liste der Absagen beim Literaturh­erbst wird länger. Dies zeigt ein Blick auf die Homepage. Abgesagt wurde beispielsw­eise auch die Lesung mit Sina Trinkwalde­r, organisier­t von Subkult und Lokal-Forum, geplant für den 19. November. Sie soll 2021 nachgeholt werden, erworbene Karten behalten ihre Gültigkeit. Die Augsburger Sozialunte­rnehmerin verzichtet aufgrund der gegenwärti­g schwierige­n Lage auf sämtliche öffentlich­e Auftritte.

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Foto: ProSiebenS­at1/Richard Hübner Alexandra Jörg singt in der TV‰Show „The Voice of Germany“.
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Gerd Müller

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