Die spinnen, die Briten
Natur In England ist ein verloren geglaubtes Tierchen wieder aufgetaucht
Es soll Menschen geben, die kein Auge zumachen, wenn eine Spinne über die Decke ihres Schlafzimmers krabbelt. Die nicht in den Keller hinabsteigen können und die Garage meiden. Diese Menschen leiden unter Schweißausbrüchen, haben Herzklopfen, sind angespannt; und alles wegen eines kleinen, achtbeinigen Wesens, das – zumindest in den meisten Fällen – dem Menschen nicht gefährlich werden kann.
Wer Spinnenphobiker ist, sollte also vielleicht nicht weiterlesen. Denn in den folgenden Zeilen geht es quasi um das Gegenteil einer Spinnenphobie: Um die Freude, eines der Tierchen (wieder)entdeckt zu haben. In Großbritannien ist dieser Tage eine längst ausgestorben geglaubte Dünen-Scheintarantel gesichtet worden – und die Aufregung könnte kaum größer sein. Selbst der britische Guardian widmet dem Fund einen langen Artikel. „Das ist die aufregendste Neuigkeit in der Tierwelt seit langem“, lässt sich ein Naturforscher dort zitieren.
Das fünf Zentimeter lange Tier war das letzte Mal im Jahr 1993 aufgetaucht, danach war es im buchstäblichen Sinn wie vom britischen Erdboden verschluckt. Der Brite Mike Waite jedoch wollte nicht glauben, dass die Spinne ausgestorben sein soll. Zwei
Jahre strich der Hobby-Naturschützer nach Sonnenuntergang über ein Militärgelände, immer auf der Suche nach dem nachtaktiven Tierchen. „Als der Strahl meiner Taschenlampe auf sie fiel, wusste ich sofort, was ich vor mir habe“, berichtet Waite dem Guardian. Der Experte war elektrisiert – und verbuchte den Fund auch als persönlichen Erfolg. Wegen des Coronavirus habe er dieses Jahr viele Höhen und Tiefen gehabt. Und dann sei er vor kurzem auch noch 60 geworden. Die Entdeckung der „wunderschönen“Spinne sei nun das schönste Geburtstagsgeschenk.