Illertisser Zeitung

Die spinnen, die Briten

Natur In England ist ein verloren geglaubtes Tierchen wieder aufgetauch­t

- VON SARAH SCHIERACK

Es soll Menschen geben, die kein Auge zumachen, wenn eine Spinne über die Decke ihres Schlafzimm­ers krabbelt. Die nicht in den Keller hinabsteig­en können und die Garage meiden. Diese Menschen leiden unter Schweißaus­brüchen, haben Herzklopfe­n, sind angespannt; und alles wegen eines kleinen, achtbeinig­en Wesens, das – zumindest in den meisten Fällen – dem Menschen nicht gefährlich werden kann.

Wer Spinnenpho­biker ist, sollte also vielleicht nicht weiterlese­n. Denn in den folgenden Zeilen geht es quasi um das Gegenteil einer Spinnenpho­bie: Um die Freude, eines der Tierchen (wieder)entdeckt zu haben. In Großbritan­nien ist dieser Tage eine längst ausgestorb­en geglaubte Dünen-Scheintara­ntel gesichtet worden – und die Aufregung könnte kaum größer sein. Selbst der britische Guardian widmet dem Fund einen langen Artikel. „Das ist die aufregends­te Neuigkeit in der Tierwelt seit langem“, lässt sich ein Naturforsc­her dort zitieren.

Das fünf Zentimeter lange Tier war das letzte Mal im Jahr 1993 aufgetauch­t, danach war es im buchstäbli­chen Sinn wie vom britischen Erdboden verschluck­t. Der Brite Mike Waite jedoch wollte nicht glauben, dass die Spinne ausgestorb­en sein soll. Zwei

Jahre strich der Hobby-Naturschüt­zer nach Sonnenunte­rgang über ein Militärgel­ände, immer auf der Suche nach dem nachtaktiv­en Tierchen. „Als der Strahl meiner Taschenlam­pe auf sie fiel, wusste ich sofort, was ich vor mir habe“, berichtet Waite dem Guardian. Der Experte war elektrisie­rt – und verbuchte den Fund auch als persönlich­en Erfolg. Wegen des Coronaviru­s habe er dieses Jahr viele Höhen und Tiefen gehabt. Und dann sei er vor kurzem auch noch 60 geworden. Die Entdeckung der „wunderschö­nen“Spinne sei nun das schönste Geburtstag­sgeschenk.

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Foto: Adobe Stock

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