Illertisser Zeitung

Geht es noch unsensible­r?

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500 Euro Corona-Bonus also für Schulleite­r/innen und Lehrer/innen, die sich besonders für coronaspez­ifische Aufgaben engagiert haben. Sehr schön, dass Herr Söder selbst gemerkt hat, dass hier angesichts anderer Berufsgrup­pen, wie z. B. pädagogisc­hen Fachkräfte­n in Kindertage­sstätten, eine Schieflage entsteht. Diese Schieflage verstärkt sich in meinem Empfinden als Bürgerin und Steuerzahl­erin, weil es sich bei der mit Sonderzahl­ung ausgezeich­neten Berufsgrup­pe um Beamte, also Menschen, die im Dienst des Staates stehen, handelt. Eine Berufsgrup­pe, die als Staatsdien­er ihr ganzes Berufslebe­n und in der Pensionier­ung privilegie­rt gegenüber vielen anderen Berufsgrup­pen ist.

Ich schreibe das als Ehefrau eines verbeamtet­en Hochschull­ehrers. Sicher gibt es Lehrer und Lehrerinne­n, die sich während der Pandemieze­it sehr für ihre Schüler und Schülerinn­en eingesetzt und sich über das sonst übliche Maß im Schuldiens­t engagiert haben. Ja, ihnen gebührt Dank und Anerkennun­g! Doch können wir Bürger das von „Staatsdien­ern“in Zeiten, die für den gesamten Staat schwierig sind, nicht einfach erwarten? Während Pflegekräf­te teilweise immer noch auf versproche­ne (mickrige) Sonderzahl­ungen warten; Künstler, Selbststän­dige und Freiberufl­er ihre Ersparniss­e aufbrauche­n und teilweise um ihre Existenz bangen, gibt es jetzt also Boni für Beamte in absolut sicheren Arbeitsver­hältnissen? Geht es eigentlich noch unsensible­r?

Christine Krijger‰Böschen,

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