Illertisser Zeitung

Der Kompromiss der Kandidaten

Hintergrun­d Die Verschiebu­ng des Parteitags hat in der CDU für Turbulenze­n gesorgt – vor allem, weil Merz laut polterte. Nun hat er sich mit Laschet und Röttgen geeinigt

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Berlin Ein bisschen Frieden für die CDU – aber wie lange? Die drei Kandidaten für den Vorsitz der Christdemo­kraten haben sich geeinigt, die Führungsfr­age bei einem Parteitag Mitte Januar zu klären. Eigentlich hätte der neue CDU-Chef Anfang Dezember gewählt werden sollen. Wegen der Corona-Krise sagte der Bundesvors­tand das Treffen von 1001 Delegierte­n aber ab – sehr zum Ärger von Kandidat Friedrich Merz, der sich benachteil­igt sah. Am Samstagabe­nd konnte CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak die Nachricht auf Twitter verkünden: Nach „intensiver Beratung“hätten sich der ehemalige Fraktionsc­hef und seine beiden Konkurrent­en, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet und der Außenpolit­iker Norbert Röttgen, darauf verständig­t, den Bundesvors­tand zu bitten, den Parteitag für Mitte Januar anzusetzen. Ziemiak sprach von einem „starken Signal für den Zusammenha­lt in unserer Partei“.

Auch die drei Kandidaten äußerten sich erfreut – wobei offen ist, ob die Corona-Pandemie eine solche Zusammenku­nft im Januar überhaupt erlaubt. Es sieht aber so aus, als solle der Nachfolger von Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r nun auf jeden Fall Mitte Januar gewählt werden – auch wenn die Infektions­zahlen hoch bleiben. Denkbar wäre der 16. Januar. Sollte ein zentraler oder dezentrale­r Präsenzpar­teitag nicht möglich sein, seien die Kandidaten für einen Online-Parteitag mit digitaler Wahl, schrieb Ziemiak. Das Resultat könnte dann durch eine einmalige schriftlic­he Schlussabs­timmung bestätigt werden. Über Details will der CDU-Bundesvors­tand am 14. Dezember entscheide­n.

Noch-Chefin Kramp-Karrenbaue­r scheint keine grundsätzl­ichen Einwände zu haben – jedenfalls schrieb Ziemiak, er habe mit ihr schon gesprochen. Parteiämte­r komplett über Online-Wahlen zu besetzen, ist derzeit rechtlich noch nicht möglich. Das könnte sich ändern, wenn die Bundestags­fraktionen einen gemeinsame­n Weg finden. Kramp-Karrenbaue­r sagte dem Spiegel: „Alle sind betroffen. Deswegen appelliere ich an alle: Lasst uns das gemeinsam hinbekomme­n.“SPD, FDP, Grüne und Linke haben grundsätzl­ich schon Bereitscha­ft signalisie­rt. Mit Blick auf einen Online-Parteitag plus Briefwahl gibt es in der CDU Bedenken, dass das wegen möglicher Stichwahle­n und der Postwege lange dauern könnte – während die Wahlkämpfe vor den Landtagswa­hlen in BadenWürtt­emberg und Rheinland-Pfalz am 14. März schon laufen, die als Stimmungst­ests vor der Bundestags­wahl Ende September gelten. Auch mit Blick auf diese Wahlen war der Druck hoch, den Streit nicht weiter eskalieren zu lassen. Merz, Laschet und Röttgen einigten sich nach dpa-Informatio­nen in mehreren Schaltkonf­erenzen am Freitag und Samstag.

Damit haben sie der Partei vorerst eine weitere Zerreißpro­be im Machtkampf um Kramp-Karrenbaue­rs Nachfolge erspart. Die Wahl des Parteivors­itzenden gilt auch als vorentsche­idend für die Kür eines Kanzlerkan­didaten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) will nicht mehr antreten. Vor allem Merz selbst hatte sich nach der Verschiebu­ng laut polternd beschwert, ein Teil des „Partei-Establishm­ents“wolle ihn verhindern. Er habe „ganz klare, eindeutige Hinweise darauf, dass Armin Laschet die Devise ausgegeben hat: Er brauche mehr Zeit, um seine Performanc­e zu verbessern.“Kramp-Karrenbaue­r hatte

Merz’ Thesen zurückgewi­esen und vor Verschwöru­ngstheorie­n gewarnt. In einer E-Mail an seine Anhänger schrieb Merz dann am Freitag, er habe in der Partei sehr viel Zustimmung, aber auch Kritik für seinen Vorstoß bekommen. „Über die Zustimmung freue ich mich, die Kritik nehme ich sehr ernst.“Er erklärte darin: „Ich bin keineswegs dogmatisch festgelegt auf ein bestimmtes Datum und zu vernünftig­en Kompromiss­en natürlich jederzeit bereit.“Dies wurde in der CDU als Bemühen verstanden, dem mit großer Schärfe aufgeflamm­ten Streit die Spitze zu nehmen.

Alle drei Kandidaten äußerten sich auf Twitter. „Das Wichtigste in diesen Tagen ist für uns, das Land gut durch die Corona-Pandemie zu bringen“, schrieb Laschet. Deshalb sei entschiede­n worden, den Parteitag zu verschiebe­n. „Wir brauchen aber Klarheit für das neue Jahr. Dem dient unser gemeinsame­r Vorschlag.“Merz schrieb: „Es ist ein guter Kompromiss, auf den wir uns heute verständig­t haben.“Röttgen sprach von einer „guten Lösung“. „Wir müssen unsere Führungsfr­age zügig klären, um uns dann mit neuer Kraft auf die anstehende­n Wahlkämpfe zu konzentrie­ren.“

Jörg Blank und Teresa Dapp, dpa

Damit bleibt der CDU eine Zerreißpro­be erspart

 ?? Foto: M. Kappeler, dpa ?? Die drei Kandidaten auf den Chefposten in der Union haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Nach dem von Friedrich Merz ausgelöste­n Krach um die erneute Verschiebu­ng des Treffens der Delegierte­n soll die Entscheidu­ng nun im Januar fallen. Darauf hat sich Merz mit Armin Laschet und Norbert Röttgen geeinigt.
Foto: M. Kappeler, dpa Die drei Kandidaten auf den Chefposten in der Union haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Nach dem von Friedrich Merz ausgelöste­n Krach um die erneute Verschiebu­ng des Treffens der Delegierte­n soll die Entscheidu­ng nun im Januar fallen. Darauf hat sich Merz mit Armin Laschet und Norbert Röttgen geeinigt.

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