Illertisser Zeitung

„Das richtet der Spielteufe­l so ein“

Interview Werner Hansch war einer der bekanntest­en Fußball-Fernsehkom­mentatoren. Er war bekannt und hatte überall Freunde. Von ihnen lieh er sich Geld, obwohl er pleite war. Ein Gespräch über die zerstörend­e Spielsucht

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Können Sie sich erinnern, wann Sie das letzte Mal in einem Wettbüro waren?

Hansch: Den Tag weiß ich nicht mehr genau. Es sind mindestens acht Monate her. kann gar nicht verlieren, willste mal was mitwetten? Da hab ich gesagt, nimm mal 20 Euro und mach mal. Und tatsächlic­h: Der hat gewonnen.

Was Sie dann am Schalter abholen, ist schon gar nicht mehr so wichtig, weil Sie das schon wieder einsetzen für die nächsten Rennen. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Wenn in einem Rennen 14 Pferde laufen, dann läuft eines für mich, 13 laufen für den Buchmacher. Man verliert, man verliert, man verliert und erklärt sich dieses ständige Verlieren mit: „Ich hab jetzt einfach nur eine Pechsträhn­e. Aber irgendwann kommt das große Glück zurück.“Nur, im Wartesaal zum großen Glück sitzen viele Leute. vielleicht noch drei Euro, dann fragen Sie sich, wo krieg ich jetzt noch Geld her. Wenn man einen großen Bekanntenk­reis hat, wie ich, ist es nicht schwer, Geld zu bekommen. Die haben mir alle vertraut. Und natürlich hab ich ihnen nicht gesagt, ich geht jetzt wetten. Denen hab ich irgendwas erzählt.

So wie dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, dem Sie etwas von einem Unfall erzählt haben, was nicht stimmte. Hansch: Bosbach und ich hatten ein gutes Verhältnis zueinander. Wir haben in Schwäbisch Gmünd vor 300 Leuten bei einem Termin über Politik diskutiert. Danach gab es noch ein Essen und im Anschluss daran hab ich ihn gefragt, ob er mir 5000 Euro leihen könnte. Das hat er dann auch sofort gemacht. Ich habe natürlich gehofft, dass ich das Geld in einem angemessen­en Zeitraum zurückzahl­en könne. Er hat am Anfang auch keinen Druck gemacht und gesagt, lassen Sie sich ruhig Zeit. Das funktionie­rte auch für die Hälfte des Betrages, welche ich im September 2019 zurückgeza­hlt habe. Die zweite Hälfte zog sich dann hin, woraufhin mich Bosbach im Dezember 2019 angezeigt hat. mehr einen Zentimeter Luft habe, auf dieser Zockertour weiterzuma­chen, sondern ich muss umkehren. Ich bin Herrn Bosbach dankbar. Ich brauchte offenbar genau diesen Schuss.

Sie waren um die 70 Jahre alt, als Sie mit Spielen begannen. Dachten Sie, Ihr Alter schützt Sie vor der Spielsucht?

Hansch: Der Verstand ist ja noch da. Die Selbstrefl­exion ist ein nicht unbedeuten­der Faktor auf dem Weg raus aus der Schlucht. Nur, die alleine hätte bei mir nicht gereicht.

Es folgte die Teilnahme am Promi Big Brother, die Ihnen 100000 Euro eingebrach­t hat. Sind damit alle Schulden getilgt?

Hansch: Das geht alles auf ein Treuhandko­nto zur Tilgung meiner Schulden. Das liegt in den Händen eines Rechtsanwa­lts und Steuerbera­ters. Von dem Geld sehe ich nichts und das ist auch gut so. Ich muss einiges wieder gutmachen. Ob das Geld reicht, um alle Schulden zu tilgen, wird sich noch zeigen. Ich habe natürlich auch Steuern im Hinblick auf das Promi Big Brother zu zahlen.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Werner Hansch: „Es zieht mich nicht in ein Wettbüro. Das macht mich zuversicht­lich, dass ich auf einem guten Weg bin.“

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