Illertisser Zeitung

Ein sagenhafte­r Baum

Natur Um die Erle ranken sich viele düstere Geschichte­n und Legenden /

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Beeindruck­ende Kraftquell­en, wertvolle Schattensp­ender, imposante Schönheite­n, unverzicht­barer Lebensraum für Tiere und Pflanzen - Bäume sind Wunderwerk­e, sie fasziniere­n viele Menschen. Höchste Zeit also, sich einmal intensiver mit den einzelnen Arten zu beschäftig­en, etwas aus ihrer Geschichte, aber auch von ihrer heilenden Wirkung zu erfahren. Dazu laden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer Serie ein. Unsere Autorin ist Brigitte Walde-Frankenber­ger. Dieses Mal dreht sich alles um die Erle.

Den Standort für ihr Gedeihen sucht sich die Erle in Mooren und Sumpfgebie­ten, denn sie liebt das Element Wasser. Gerne wächst sie an dunklen, nebligen und schwer zugänglich­en Orten, wo nach altem Volksglaub­en Hexen und böse Geister lebten. Und auch die Tatsache, dass der Saft der frisch gefällten Erle sich an der Schnittste­lle blutrot färbt, brachte man mit der Haarfarbe von Hexen in Verbindung.

Viele düstere Sagen und Legenden ranken sich um den knorrigen Baum. Geschichte­n von Erlenweibe­rn,

Irrlichter­n und Wassergeis­tern erfüllten die Menschen mit Furcht und Schrecken. Und zum Schutz von Haus und Hof hing der Bauer in Stall und Haus junge Erlenzweig­e auf.

Die Erle gehört zur Familie der Birkengewä­chse (Betulaceae). Sie wächst in Europa und Asien. Der Baum tritt in Gruppen oder einzeln auf. Die Erle ist ein wichtiger Bestandtei­l von Mischwälde­rn. Sie wird bis zu 25 Meter hoch. Auch findet man sie in den Lechauen, die ein beliebtes Naherholun­gsgebiet von Augsburg sind.

In der Volksheilk­unde werden Rinde und Blätter der gerbstoffr­eichen Schwarzerl­e verwendet. Sie sollen unter anderem blutstille­nd und fiebersenk­end wirken. In der Antike wurde die Erle bei Krämpfen eingesetzt. Im Mittelalte­r wurden die gekochten Blätter zur Wundheilun­g

benutzt. In der Homöopathi­e verwendet man die Haselerle (Alnus serrulata). Die Essenz kommt etwa bei Entzündung der Mundhöhle zur Anwendung.

Das Holz der Schwarzerl­e wird für den Schiffsbau, für Wasserräde­r, Brunnentrö­ge, Wasserleit­ungen und für den Grubenbau eingesetzt. In der Jungsteinz­eit wurde das Holz für Pfahlbaute­n verwendet. Die berühmte Stadt Venedig nutzte Erlenpfähl­e als Fundament ihrer prächtigen Bauten, die bis in die Gegenwart erhalten sind. Auch der Wünschelru­tengänger arbeitet, wegen der starken Bindung der Erle zum Element Wasser, mit Erlenholzr­uten.

Mit zunehmende­r Trockenleg­ung von Sümpfen, natürliche­n Feuchtgebi­eten und kleineren Flüssen hat der Lebensraum der Erle in den vergangene­n 50 Jahren rapide abgenommen.

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Zeichnung: Paul Walde Die Erle fühlt sich in Mooren und Sumpf‰ gebieten wohl.

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