Illertisser Zeitung

Illertisse­n testet seine Möglichkei­ten

Entwicklun­g Die Stadt möchte herausfind­en, was auf dem Rathausare­al und am Schlossber­g möglich ist. Finanziell scheint es nicht so düster auszusehen wie im Frühjahr befürchtet

- VON REBEKKA JAKOB

Illertisse­n Praktisch alle neuen Kommunalpa­rlamente in der Region hatten im Frühjahr das gleiche Schicksal: Ihre Amtszeit begann mit einem Haushaltss­topp. Wie tief die Löcher sein würden, die Corona in die kommunalen Haushaltsk­assen reißen würde, konnten die neuen und erneut gewählten Stadt- und Gemeinderä­te und jene auf den Bürgermeis­tersesseln einfach nicht absehen. Auch die Stadt Illertisse­n trat im Frühling erst einmal auf die Bremse, was Ausgaben anbelangt. Nun geben die neuen Prognosen ein wenig Gelegenhei­t zum Aufatmen – und einen vorsichtig­en Blick in die Zukunft. Denn zwei wichtige Orte in der Stadt sollen sich weiterentw­ickeln dürfen.

Das Überbringe­n der doch recht erfreulich­en Nachrichte­n aus dem städtische­n Haushalt überließ Kämmerer Markus Weiß in der Stadtratss­itzung einer jungen Kollegin: Nicola Moser, Auszubilde­nde im Rathaus, erntete – nicht nur wegen der besseren Aussichten für die städtische­n Finanzen – viel Lob für ihre Premiere im Gremium. Was die Stadt finanziell besonders entlastet: Um den durch die Krise bedingten Rückgang der Gewerbeste­uereinnahm­en auszugleic­hen, soll die Stadt Geld vom Staat bekommen. Dabei werde betrachtet, wie viel Gewerbeste­uern die Stadt zwischen 2017 und 2019 eingenomme­n habe, erklärte Nicola Moser. Die Differenz zu den Einnahmen von 2020 erhalte die Stadt als Ausgleich.

So gravierend wie ursprüngli­ch befürchtet dürfte der Rückgang der Steuereinn­ahmen ohnehin nicht ausfallen: Im dritten Quartal des Jahres sei ein Anstieg auch bei der Umsatzsteu­er festzustel­len, und das trotz der derzeitige­n Umsatzsteu­ersenkung um drei Prozent. Auch hier, so Nicola Moser, erhalte die Stadt einen staatliche­n Ausgleich. Deutlich besser als im ersten Halbjahr sehe es auch beim Einkommens­steuerante­il aus.

Mit verbessert­en Steuereinn­ahmen und dem Ausgleich potenziell­er Mindereinn­ahmen sieht es also nicht so düster aus um die städtische­n Finanzen wie noch zu Beginn der Amtszeit des Stadtrats befürchtet. Dennoch müsse man auf die Vernunft aller setzen, dann sei die Kämmerei guter Dinge, dass die bestehende­n Einschränk­ungen bald wieder aufgehoben werden können, schloss Moser ihren Vortrag.

Im Gegensatz zu anderen Kommunen hatte Illertisse­n zwar keine Haushaltss­perre beschlosse­n – der Stadtrat hatte sich aber darauf geeinigt, jede größere Ausgabe erst einmal auf den Prüfstand zu setzen, selbst wenn es dazu schon Beschlüsse geben sollte. So kamen in der

Stadtratsi­tzung auch die Machbarkei­tsstudie und der Wettbewerb für das Rathausare­al und den Schloss berg noch einmal auf den Tisch. Für beide Projekte waren der Stadt bereits Fördergeld­er zugesagt worden (wir berichtete­n). Doch angesichts der Kassenlage stellte Florian Schilling beide Projekte dem Gremium noch mal vor. Diese Projekte würden die Stadt einen Eigenantei­l von etwa 45 000 beziehungs­weise 46 000 Euro kosten.

Gerade beim Rathausare­al waren sich alle einig: Hier muss dringend eine übergreife­nde Planung her. „Das war eines meiner wichtigste­n Anliegen, seitdem ich dieses Amt habe“, so Ansgar Bauer (FW). „Ich hätte das gerne schon gehabt, als es um den Adler ging.“

Nicht nur die bereits angestoßen­e Sanierung des historisch­en Gasthauses neben dem Rathaus macht eine Planung erforderli­ch, so Schilling: „Die Planungen des Landkreise­s für das digitale Bürgerzent­rum in Illertisse­n kommen ebenfalls schon ins Rollen.“

Wie berichtet, könnte das neue Angebot des Landkreise­s dort einziehen, wo jetzt noch die Feuerwehr Illertisse­n ihr zu Hause hat: Der Umzug der Wehr in den derzeit entstehend­en Neubau ist nicht mehr allzu weit. Ob in die Planungen auch die Bürgerinne­n und Bürger einbezogen werden können, wollte Dritte

Bürgermeis­terin Susanne KränzleRie­del (CSU) wissen. Das sei im Zuge des Verfahrens auf jeden Fall drin, bestätigte Florian Schilling.

Wie engagiert sich die Illertisse­r zu solchen Fragen äußern, konnten die Stadträte auf der anderen Seite ihres Sitzungssa­als in der Schranne sehen: Bei der aktuellen MitmachAus­stellung zur Innenstadt­entwicklun­g hatten schon viele ihre Meinung und Ideen kundgetan. Besonders zum Schlossber­g gebe es sehr viele Anregungen, hatte Bürgermeis­ter Jürgen Eisen festgestel­lt. Auch über den Wettbewerb für die Revitalisi­erung des Schlossber­gs hatte der Stadtrat in dieser Sitzung erneut zu beraten. FW-Fraktionsv­orsitzende Susanna Oberdorfer­Bögel riet zum Abwarten. „Im Gegensatz zum Rathausare­al ist das wirklich nett zu haben, aber nicht notwendig.“Ihr Vorschlag: Das Gremium möge in einem halben Jahr noch einmal darüber reden, ob der Wettbewerb ausgeschri­eben werden soll.

Die Mehrheit des Stadtrats entschied jedoch anders: Gegen zwei Stimmen fiel der Beschluss, auch hier den Wettbewerb zu starten. Florian Schilling hatte zuvor noch einmal betont, dass ein Wettbewerb nicht zwingend heiße, dass sofort etwas verwirklic­ht werden müsse. „Wir können auch nach dem Wettbewerb noch jederzeit stoppen.“

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Das bisherige Feuerwehrh­aus und der Parkplatz sind Teil des Rathausare­als in Illertisse­n. Für die Entwicklun­g dieser zentralen Stelle in der Stadt sowie die Revitalisi­erung des Schlossber­gs startet die Stadt jetzt städtebaul­iche Wettbewerb­e.
Foto: Alexander Kaya Das bisherige Feuerwehrh­aus und der Parkplatz sind Teil des Rathausare­als in Illertisse­n. Für die Entwicklun­g dieser zentralen Stelle in der Stadt sowie die Revitalisi­erung des Schlossber­gs startet die Stadt jetzt städtebaul­iche Wettbewerb­e.

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