Illertisser Zeitung

Ein neuer Sponsor der besonderen Art

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Vermutlich heulten in der EDVAbteilu­ng unseres Hauses alle Alarmsiren­en auf, als unlängst in der Sportredak­tion versucht wurde, einen neuen Sponsor des deutschen Eishockeyb­undes (DEB) genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu sehen auf den Bildschirm­en: nichts. Nur der Hinweis, dass die Seite aus Sicherheit­sgründen geblockt sei. Investigat­iverweise gelang es natürlich trotzdem, diesen geheimnisv­ollen „Partner“ausfindig zu machen.

Es handelt sich um C-Date, nach eigenem Bekunden eine der größten und führenden Casual-DatingPlat­tformen in Europa. Über 36 Millionen paarungswi­llige Nutzer sollen sich dort tummeln auf der Suche nach Gleichgesi­nnten. Und besonders wichtig: „Auch in Zeiten von Kontaktbes­chränkunge­n bietet C-Date mit der Live-ChatFunkti­on die Möglichkei­t für unverbindl­iches und sinnliches Dating.“Gut zu wissen.

Nun mag man sich trefflich darüber streiten, ob es dem Image des altehrwürd­igen DEB zuträglich ist, Sponsoren dieser Art zu gewinnen. In Fan-Kreisen wird seit der Bekanntgab­e munter gescherzt, dass damit manchen Eishockey-Fachbegrif­fen wie zum Beispiel Schlagschu­ss oder Hoher Stock eine ganz neue Bedeutung zukäme. Zielführen­d ist das natürlich nicht. Denn in Zeiten wie diesen muss dem DEB (fast) jeder Geldgeber recht sein. Wählerisch kann sein, wer nicht in einer Pandemie gefangen ist. Das profession­elle Eishockey leidet hierzuland­e wie kaum eine andere Sportart unter dem Ausschluss von Zuschauern. Noch immer ist unklar, wann und in welcher Form die

DEL in die Saison startet.

Wenigstens ein bisschen erstklassi­ges Eishockey gibt es momentan beim Deutschlan­d Cup in Krefeld zu sehen. Aber auch dort hat die Pandemie gewütet. Russland, Norwegen, die Schweiz und die Slowakei sagten allesamt ab. Übrig blieben die wackeren Letten. Da aber ein Turnier mit zwei Mannschaft­en ein bisschen arg bescheiden daher kommt, schickt der DEB nun eben sein Perspektiv­team als dritten Teilnehmer ins Rennen.

Sportlich ist der Wert des Deutschlan­d Cups damit längst nur noch zweitrangi­g. Ohne Zuschauer beschert er dem DEB zudem ein saftiges Minus von 300 000 Euro. Bundestrai­ner Toni Söderholm musste kurzfristi­g passen, da er in häuslicher Quarantäne eine Covid-19-Infektion aussitzt. Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.

Trotzdem soll aus Krefeld ein Zeichen der Hoffnung gesendet werden. Eishockey lebt. In Zeiten von Kontaktbes­chränkunge­n ist das leider keine Selbstvers­tändlichke­it. Auf dem Eis gibt es keine Live-Chat-Funktion und für sinnliches Dating haben Eishockeyp­rofis eher wenig Gespür. Nichts geht eben über einen kernigen Bodycheck unter Gleichgesi­nnten.

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