Ein neuer Sponsor der besonderen Art
Vermutlich heulten in der EDVAbteilung unseres Hauses alle Alarmsirenen auf, als unlängst in der Sportredaktion versucht wurde, einen neuen Sponsor des deutschen Eishockeybundes (DEB) genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu sehen auf den Bildschirmen: nichts. Nur der Hinweis, dass die Seite aus Sicherheitsgründen geblockt sei. Investigativerweise gelang es natürlich trotzdem, diesen geheimnisvollen „Partner“ausfindig zu machen.
Es handelt sich um C-Date, nach eigenem Bekunden eine der größten und führenden Casual-DatingPlattformen in Europa. Über 36 Millionen paarungswillige Nutzer sollen sich dort tummeln auf der Suche nach Gleichgesinnten. Und besonders wichtig: „Auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen bietet C-Date mit der Live-ChatFunktion die Möglichkeit für unverbindliches und sinnliches Dating.“Gut zu wissen.
Nun mag man sich trefflich darüber streiten, ob es dem Image des altehrwürdigen DEB zuträglich ist, Sponsoren dieser Art zu gewinnen. In Fan-Kreisen wird seit der Bekanntgabe munter gescherzt, dass damit manchen Eishockey-Fachbegriffen wie zum Beispiel Schlagschuss oder Hoher Stock eine ganz neue Bedeutung zukäme. Zielführend ist das natürlich nicht. Denn in Zeiten wie diesen muss dem DEB (fast) jeder Geldgeber recht sein. Wählerisch kann sein, wer nicht in einer Pandemie gefangen ist. Das professionelle Eishockey leidet hierzulande wie kaum eine andere Sportart unter dem Ausschluss von Zuschauern. Noch immer ist unklar, wann und in welcher Form die
DEL in die Saison startet.
Wenigstens ein bisschen erstklassiges Eishockey gibt es momentan beim Deutschland Cup in Krefeld zu sehen. Aber auch dort hat die Pandemie gewütet. Russland, Norwegen, die Schweiz und die Slowakei sagten allesamt ab. Übrig blieben die wackeren Letten. Da aber ein Turnier mit zwei Mannschaften ein bisschen arg bescheiden daher kommt, schickt der DEB nun eben sein Perspektivteam als dritten Teilnehmer ins Rennen.
Sportlich ist der Wert des Deutschland Cups damit längst nur noch zweitrangig. Ohne Zuschauer beschert er dem DEB zudem ein saftiges Minus von 300 000 Euro. Bundestrainer Toni Söderholm musste kurzfristig passen, da er in häuslicher Quarantäne eine Covid-19-Infektion aussitzt. Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.
Trotzdem soll aus Krefeld ein Zeichen der Hoffnung gesendet werden. Eishockey lebt. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen ist das leider keine Selbstverständlichkeit. Auf dem Eis gibt es keine Live-Chat-Funktion und für sinnliches Dating haben Eishockeyprofis eher wenig Gespür. Nichts geht eben über einen kernigen Bodycheck unter Gleichgesinnten.