Illertisser Zeitung

Verdacht auf Autorennen: Polizei schließt Ermittlung­en ab

Verkehr Im Oktober ereignete sich ein schwerer Unfall in Tiefenbach. So schätzt der Polizeiche­f Franz Mayr den Fall ein

- VON ANNA KATHARINA SCHMID

Illertisse­n Der schwere Unfall Anfang Oktober in Tiefenbach hat bei dem Dienststel­lenleiter der Illertisse­r Polizei einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. „Wir bekommen oft Mitteilung­en, dass irgendwo gerast wird“, sagt Franz Mayr. „Aber, wenn die Polizei dort ankommt, sind die Beteiligte­n meistens weg.“In Tiefenbach war das anders, zum Unglück eines 22-Jährigen (wir berichtete­n). Die Ermittlung­en zu dem Unfall sind nun abgeschlos­sen, in den nächsten Tagen übergibt die Polizei Illertisse­n die Unterlagen an die Staatsanwa­ltschaft.

Eine Autofahrer­in war Zeugin des Unfalls am 9. Oktober geworden. Ein gelbes Daimler-Cabrio und ein orangefarb­ener Seat überholten die

Frau mit hoher Geschwindi­gkeit und schienen sich ein Rennen zu liefern, wie die Polizei mitteilte. Dann geriet der Daimler vor der Tiefenbach­er Ortseinfah­rt rechts aufs Bankett, schlingert­e zur linken Straßensei­te und raste in den Straßengra­ben. Er stieß gegen ein großes BeJahren tonrohr, wurde in die Luft geschleude­rt, flog etwa 20 Meter weit und überschlug sich mehrfach. Der Verunglück­te wurde in die Stiftungsk­linik Weißenhorn gebracht, wo er zwischenze­itlich in Lebensgefa­hr schwebte. Sein Gesundheit­szustand stabilisie­rte sich noch am gleichen Tag.

In den polizeilic­hen Ermittlung­en und Zeugenbefr­agungen erhärtete sich schnell der Verdacht auf ein illegales Autorennen. Am Unfallort fand die Polizei nur ein Fahrzeug vor, nach den Aussagen der Zeugin war jedoch ein zweiter Fahrer unterwegs gewesen. Dieser hat sich möglicherw­eise wegen einer weiteren Handlung strafbar gemacht: Der 20-jährige Fahrer im Seat hielt nicht an und entfernte sich von der Unfallstel­le. Polizeiche­f Mayr sagt rückblicke­nd: „Der Unfall des 22-Jährigen war so schwer, der andere muss das mitbekomme­n haben“, sagt Mayr.

Die Illertisse­r Beamten haben nun die Ermittlung­en abgeschlos­sen. Alle Beteiligte­n seien vernommen worden, die zwei jungen Männer hätten zu den Vorwürfen nichts gesagt. Der Ermittlung­sbericht der Polizei geht Mayr zufolge demnächst an die Staatsanwa­ltschaft. Diese entscheide­t schlussend­lich darüber, ob sie Anklage gegen die zwei Autofahrer erhebt.

Der 20-Jährige muss sich dann wegen drei Straftaten verantwort­en: fahrlässig­e Körperverl­etzung, unerlaubte­s Entfernen vom Unfallort und wie der 22-Jährige wegen eines illegalen Autorennen­s. Im Fall einer Verurteilu­ng sind für illegale Autorennen, die seit 2017 als Straftat gelten, Freiheitss­trafen von bis zu zwei

möglich. Werden Menschen getötet oder schwer verletzt, drohen nach Angaben des ADAC bis zu zehn Jahre Haft.

Im Landkreis Neu-Ulm kann laut Polizeispr­echer Dominic Geißler kein Hotspot der Tuning-Szene festgemach­t werden. Trotzdem gebe es Tuner überall. Sein Kollege Mayr von der Illertisse­r Polizei sagt: „Es gibt einige, die auf der Straße ihre Kräfte messen.“Die Polizei bekäme öfters Meldungen über Fahrer, die mit ihren Autos langsam durch die Stadt rollten und den Motor hochdrehen ließen. Auch Raser seien unterwegs – und schnell weg, sobald die Polizei aufkreuzt.

Wie gefährlich illegale Autorennen sein können, zeigt der Fall in Tiefenbach. „So einen extremen Fall habe ich noch nicht gehabt“, sagt Mayr.

 ?? Foto: Wilhelm Schmid ?? Das Cabrio des verunglück­ten 22‰Jähri‰ gen.
Foto: Wilhelm Schmid Das Cabrio des verunglück­ten 22‰Jähri‰ gen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany