Illertisser Zeitung

Dieses Buch soll Mut machen

Leben Uli Pickl, aufgewachs­en in Kirchhasla­ch, stellt seine Autobiogra­fie „Erschrecke­nd gut“vor. Von einem, der sich nicht unterkrieg­en lässt

- VON HEINZ STURM

Hopfen am See/Kirchhasla­ch Sein Leben könnte die Vorlage für ein Drehbuch liefern. Ein Drehbuch gibt’s noch nicht, dafür aber die Autobiogra­fie von Uli Pickl. „Erschrecke­nd gut – ein Allgäuer Steinbock geht seinen Weg“heißt sie und schildert, wie der in Kirchhasla­ch aufgewachs­ene Gastronom, Theatermac­her und Kommunalpo­litiker, trotz vieler Nackenschl­äge, seinen Weg gegangen ist. Das Buch soll Mut machen, soll zeigen, dass es auch in den finsteren Momenten des Lebens ein „Weiter“gibt.

„Erschrecke­nd gut“– der Titel, der die Antwort Pickls auf die Frage nach seinem Befinden an seinem 60. Geburtstag wiedergibt, steht eher diametral zu den Erlebnisse­n seiner Kindheit in Kirchhasla­ch. Geboren wurde der Sohn der Bäckerfami­lie Pickl 1951, an einem kalten Wintertag, im Greuth. Als er dreieinhal­b Jahre alt ist, muss seine Mutter mit Schmerzen ins Krankenhau­s. Ihr jüngster Sohn Uli ruft verzweifel­t: „Bleib da, bleib da, du kommst nicht mehr heim ...“Weiter heißt es in dem Buch: „Aber die Mama kehrte doch heim, allerdings in einem Sarg.“Die 45-Jährige hinterließ sieben Kinder und einen verzweifel­ten Mann.

Es folgen viele verschiede­ne Stationen im Leben des Buben, denn er wird immer wieder bei anderen Familien untergebra­cht. Oft gepaart mit schweren Schlägen, dazu kamen in der Schule Lehrer, die vorzugswei­se den kleinen Uli gerne züchtigten. „Ich fühlte mich oft von Gott und der Welt verlassen und irrte verzweifel­t über die Felder“, schreibt Pickl. Bestrafung­en gehören auch zu seiner Zeit als Kochlehrli­ng im Gasthof Lindenbad in Memmingen, doch er lernte dort viel. Nach Stationen in diversen Restaurant­s und sogar in der Kombüse des Frachters Helena Husmann kam Pickl in den 1970er-Jahren nach Füssen. Mit dem BadeCafé in Bad Faulenbach machte er sich einen Namen, übernahm das Franziskan­erstüberl und Mitte der 1990er-Jahre pachtete er schließlic­h das Haus Hopfensee, das er auch als Theatermac­her und Schauspiel­er seit bald einem Vierteljah­rhundert umtreibt. Er feierte in dieser Zeit als SPDKommuna­lpolitiker Wahlerfolg­e, war aber immer wieder Schicksals­schlägen ausgesetzt, zum Beispiel durch eine schwere Krankheit. Doch gab er nie auf, kämpfte sich immer wieder hoch.

Diese Lebensgesc­hichte fesselt offensicht­lich. Die Zuhörer hingen bei einer Lesung in Hopfen am See gebannt an Pickls Lippen, seine lustigen Anekdoten – die gibt es natürlich auch – sorgten immer wieder für Gelächter. „Absolut lesenswert“, urteilte ein Gast. „Der Pickl hat sich schon was getraut, das alles zu schreiben“, sagte ein anderer Besucher zu Kapiteln wie dem über den Verlust

des Führersche­ins.

Handel

Newspapers in German

Newspapers from Germany